Frisuren im Wandel der Zeit
Schon immer haben die Menschen auf ihre Haare als natürlichen
Schmuck viel Wert gelegt und versucht, durch Frisuren ihren
Mitmenschen zu gefallen. Während wir heute mit unserer
Haartracht ausschließlich unsere Persönlichkeit ausdrücken,
konnte man früher anhand der Frisuren sogar ablesen, welchen
Beruf oder welche gesellschaftliche Stellung eine Person
innehatte.
Neugierig geworden und Lust auf eine kleine Frisuren-Zeitreise
bekommen?
Dann nichts wie los! Lass dich von den Überschriften, die sich
etwas nach Geschichtsuntericht anhören, nicht abschrecken...
Ägypter (4000 - 300 vor Chr.)
Zum Aufschnecken dienten kunstvolle Perücken und Haarnadeln als
Haarschmuck, außerdem griffen die Ägypterinnen bereits zu
Farben, so färbten sie ihre echte oder falsche Haarpacht am
liebsten blond, rotblond, blau (!) und grün (!). Tja, waren wohl
die ersten Punker...
Griechen (1500 - 150 vor Chr.)
Zunächst waren lange Korkenzieherlocken angesagt, später dann
kunstvolle Nackenknoten und Schleifenverzierungen. Anscheinend
standen auch damals schon die Männer auf Blondinen, denn die
überwiegend dunkelhaarigen Griechinnen versuchten, ihre Haare
mit Safran heller zu machen.
Sogar die Männer zeigten sich modebewusst und wechselten bei
ihren Frisuren munter
hin und her: zuerst lang, dann kurz gelockt, danach halblang.
Ihre falschen Locken drehten sie mit Hilfe eines Bronzestabes,
sozusagen der Vorläufer der heutigen Lockenstäbe.
Römer (500 v. Chr. - 500 n. Chr.)
Die Römer trugen ihre Haare eher schlicht, entweder in kurzen
Lockenfrisuren oder geflochten. Dagegen peppten sie ihren Schopf
liebend gerne mit Haarschmuck aus Elfenbein, Gold oder Silber
auf.
Zum Thema "Blondinen bevorzugt": Reiche Römerinnen hellten ihre
Haare mit Goldstaub auf oder ließen sich aus dem Echthaar ihrer
germanischen Sklavinnen blonde Perücken anfertigen.
Hochmittelalter
Der Adel trug Locken, die Bürger Pagenköpfe. Bei den Damen
waren flache Hauben als Kopfschmuck angesagt, unter denen mit
Bändern verzierte Zöpfe hervorlugten.
Gotik (1250 - 1500 n. Chr.)
Da nach Anweisungen der Kirche verheiratete Frauen ihre Haare
in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen durften, trugen sie Hüte
und Hauben, teils mit, teils ohne Schleier. Um dem damaligen
Schönheitsideal einer hohen Stirn (Martina Hingis lässt
grüßen...) zu entsprechen, rasierten sich die Damen ihre
Stirnhaare ab.
Renaissance (1500 - 1600)
Haare zeigen war wieder erlaubt, wobei die Frauen möglichst
phantasievolle Frisuren, verziert mit Edelsteinen, Perlen und
Bändern, in Blond bevorzugten.
Barock (1600 - 1720)
Zunächst trugen Männer trugen ihre Haare kurz und die Damen
nach wie vor lang und nach hinten gekämmt bzw. mit Hilfe eines
speziellen Drahtgestells nach oben gesteckt.
Später wurden diese Frisuren von Scheitelfrisuren abgelöst,
deren Strenge mit Stirnlocken und Pony abgemildert wurde. Das
starke Geschlecht stand nun auf lange Lockenköpfe und
Spitzbärte. Gegen Ende der Barockzeit kamen bei den Damen die
bombastisch hochgetürmten Hochfrisuren in Mode, so legten machen
Frauen mit Hilfe ihrer Frisur um einen satten halben Meter zu!
Biedermeier (1789 – 1848)
Die protzigen Perücken verschwanden in der Versenkung und
wurden von den griechischen und römischen Frisuren abgelöst.
Auch Scheitelfrisuren der unterschiedlichsten Art waren wieder
in. Als Haarschmuck kamen Zierkämme, Diademe, Seidenbänder und
Hauben in Mode.
Jugendstil (1850 - 1914)
Modern waren Mittelscheitel-,Hochsteck- und Einschlagfrisuren.
Bei letzteren wurden die Haare über ein heißes Eisen gezogen, so
dass eine Welle entstand (was auch unter der Bezeichnung
"Ondulieren" bekannt ist). Um die Jahrhundertwende setzten sich
dann einfache und praktische Frisuren durch.
20. Jahrhundert
Die Erfindung der Dauerwelle zu Beginn des Jahrhunderts sowie
weiterer technischer Frisiergeräte später prägten die
Frisurenmode ebenso wie auffällige Schöpfe prominenter
Einzelpersonen, denen dann der Rest der Damenwelt nacheiferte.
Die zunehmende Freiheit der Frau zeigte sich im spektakulären
Kurzhaarschnitt, den sie jetzt erstmals tragen durften. Den
Anfang machte in den 30er Jahren der Bubikopf, der bis nach dem
Zweiten Weltkrieg in Mode blieb und dann von halblangen,
schwungvollen (der Dauerwelle sei Dank...) Frisuren abgelöst
wurde.
In den 50er Jahren wurden vornehmlich Filmschauspieler und
anderen Promis kopiert. Paradebeispiel hierfür war bei den
Männern die legendäre Elvistolle.
In den 60er Jahre brachten die Beatles die Pilzköpfe und
Langhaarfrisuren in Mode, Bob Marley dagegen die Dreadlocks. Sei
den 70er Jahren herrscht frisurenmäßig die völlige Freiheit,
nach dem Motto: Erlaubt ist, was gefällt! Der größte Schocker
dieser Zeit waren die stacheligen, quietschbunten
Punkerfrisuren.
Und heute?
Heute gibt es keine Vorschriften mehr, wohl aber die eine oder
andere Moderichtung, die sich dann eher in "Kleinigkeiten" wie
asymmetrischer Schnitt, Entenschwänzchen im Nacken,
Zickzack-Scheitel oder superkurzer, gerade geschnittener Pony
äußert. Was Kreppeisen, Haarlack und Co. hergebn und das Herz
begehrt, wird in die Tat umgesetzt.
So richtig schocken kann keine Frisur mehr, nicht einmal die
Glatzköpfe...
© 2000 Anja Gerstberger
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