Parfüm – Verführung der Sinne!
So, wie die Bäckereien gezielt verführerische Düfte in die
Fußgängerzonen blasen, um die Käufer zum Kauf ihrer knusprigen
Backwaren anzuregen, genauso setzen wir bewusst das Parfüm bzw.
seine Varianten ein. Um unseren Typ zu unterstreichen, redet uns
die Werbung ein. Um das andere Geschlecht zu betören und ihm die
Sinne zu rauben, wäre wohl die ehrlichere Antwort. Ist ja im Grunde genommen auch egal. Parfüm übt eine nicht zu
unterschätzende Wirkung aus. Auf die Träger ebenso wie auf die
Benebelten. Geschichte
vom Siegeszug des Parfüms Früher mussten die Damen um ihre Schönheit einen gehörigen
Aufwand treiben! So hat beispielsweise Königin Nofretete vor ca.
3500 Jahren kleine, mit Blumenaroma getränkte Wachskügelchen in
ihrer Frisur versteckt, um einen verführerischen Duft zu
verströmen. Diese Kügelchen sind dann im Laufe des Tages
geschmolzen und haben ihren Duft abgegeben. Und eine
bedauernswerte Sklavin musste abends die pappigen Rückstände aus
dem Haar wieder rauskriegen... Der genaue Ursprung des Parfüms lässt sich heute nicht mehr
genau festlegen. Allerdings ist nachweisbar bekannt, dass
bereits vor 4000 bis 5000 Jahren Düfte gezielt verwendet wurden. Die Bezeichnung „Parfüm“ stammt von dem lateinischen „per
fumum“, was soviel wie „durch den Rauch“ bedeutet. Dieser
Begriff kommt daher, dass bei den alten Sumerern die Priester
Parfüm zubereiteten, um „durch den Rauch“ mit den Göttern zu
sprechen. Zeitgleich zu ihnen entdeckten auch die Ägypter die Lust am
Duft. Nur waren bei ihnen die Wohlgerüche nicht mehr
ausschließlich den Göttern vorbehalten, sondern jeder, der es
sich leisten konnte, durfte duften. Sie verwendeten Nofretetes
Methode (siehe oben). Darüber hinaus parfümierten die Ägypter
auch ihre Toten. Du siehst also, dass das Parfüm anfangs eng mit
Religion verbunden war. Als später der Handel unter den Völkern das Tauschen von
Kräutern und Gewürzen ermöglichte, verbreitete sich die
Verwendung von Parfüm immer weiter. Betörend zu duften wurde zu
dieser Zeit mit Macht, Überfluss und Reichtum gleichgesetzt. Vor allem im alten Rom und im Orient wurde kräftig parfümiert.
Man badete in duftendem Wasser und salbte sich den Körper mit
kostbarem Öl. Zu uns kam das Parfüm erst im Mittelalter (ab dem 14.
Jahrhundert), wobei sich die Herstellung von Italien aus nach
Frankreich ausbreitete und vor allem durch den Sonnenkönig sehr
populär wurde. Am französischen Hofe versuchte man zu dieser
Zeit nämlich, die unangenehmen Körpergerüche durch intensive
Parfüms zu „übertünchen“, die armen Nasen... Ende des 18. Jahrhunderts kam das erste Eau de Cologne, von
einem Italiener hergestellt, auf den Markt. Bis heute ist
Frankreich, vor allem der Bereich um die südfranzösische Stadt
Grasse, wo viele Duftpflanzen angebaut werden, das Zentrum der
Parfümindustrie. Und heute? Heute ist der Gebrauch von Parfüm selbstverständlich und gehört
zum täglichen Leben dazu. Fast schon wie Zähneputzen... Ja, es
gibt inzwischen sogar spezielle Düfte für Kinder! Und warum ist Parfüm so beliebt? Weil ein kostbarere Parfümflakon im Badezimmer die Sinne
befriedigt. Er sieht einfach edel aus. Nicht umsonst gibt es
Wettbewerbe, auf denen die geschmackvollsten Flakons prämiert
werden... Weil uns ein Duft Wohlbefinden vermittelt und man durch ihn
noch eher „bemerkt“ wird. Weil ein angenehmer Duft die Fantasie anregt. Und oft auch
mehr... Die Redewendungen „Den kann ich nicht riechen“ oder „Den finde
ich dufte“ kommen nicht von ungefähr! Denn deine Nase ist ein höchst sensibles Instrument, mit dem du
Empfindungen wie Ablehnung oder Gefallen schon dann aufnimmst,
bevor sich dein Denkapparat einschaltet. Da Parfüm unter anderem das andere Geschlecht verführen soll,
wird vielen Parfüms moschusähnliche Lockstoffe (Pheromone)
beigegeben, die angeblich dem in der Natur vorkommenden
Signalgeruch ähneln. Gäbe es allerdings tatsächlich einen
absolut sicheren Männer- bzw. Frauen-fangenden Duft, dann wäre
er längst erfunden und fände außer Konkurrenz reißenden Absatz.
Das Problem liegt nämlich darin, dass die künstlichen
Lockstoffe, je nach dem, mit welchem Körper und seinen Gerüchen
sie sich verbinden und auf welchen „Riecher“ sie treffen, eine
jeweils andere Wirkung ausüben. Jeder reagiert nun mal anders, und das ist ja auch gut so... Ein Parfüm wirkt in drei aufeinanderfolgenden Phasen, die
fließend ineinander übergehen: Der Dufthauch, den du schnupperst, wenn du einen Flakon
öffnest, nennt man Kopfnote. Da es sich bei der Kopfnote
nur um einen äußerst flüchtigen ersten Eindruck handelt, der nur
kurze Zeit anhält, solltest du dich nicht von diesem Moment zu
einem voreiligen Kauf verführen lassen. Auf die Kopfnote folgt die sogenannte Herznote. Sie
wird nach der Kopfnote wahrgenommen und setzt den Hauptakzent in
einer Duftzusammensetzung. Die meisten Leute treffen ihre
Kaufentscheidungen nach der Herznote. Die Basisnote schließlich besteht aus lang anhaltenden
Duftstoffen, die den Eindruck der beiden ersten Phasen
gewissermaßen abrundet und vollendet. Wenn du deinen Duft nach
der Basisnote auswählst, dann hast du dir deine Entscheidung
sorgfältig überlegt und wirst es nicht bereuen. Jeder Duft besteht aus Alkohol, Duftextrakten, Wasser und
Haftstoffen (Balsam, Harz). Je nach Konzentration der enthaltenen Duftstoffe unterscheidet
man dabei verschiedene Formen von Duftwässern. Der Name „Eau“
für „Wasser“ kennzeichnet bereits die „verdünnten“ Varianten
eines Duftes: Parfüm Das eigentliche Parfüm, das auch „Extrait“ (Französisch für
„Extrakt“) genannt wird, ist am stärksten konzentriert. Es ist
sehr aufwendig in der Herstellung und entsprechend teuer. Echtes
Parfüm enthält gewöhnlich 15 bis 30 % Duftextrakte. Eau de Parfüm Eau de Parfüm enthält mehr Wasser und weniger Duftstoffe als
Parfüm und ist daher preiswerter. Der Anteil der Duftextrakte
liegt zwischen 8 und 15%. Eau de Toilette Das Eau de Toilette ist noch stärker mit Wasser verdünnt als
das Eau de Parfüm, aber in seiner Wirkung völlig ausreichend.
Und außerdem noch einen Tick billiger! Eau de Toilette enthält ungefähr 8 % bis 12 % Duftextrakte. Eau de Cologne Französisch für „Kölnisch Wasser“ und die schwächste Variante
eines Duftes, da es nur noch 4 bis 8 % Konzentrate enthält.
Dafür ist es so leicht, dass du es auch für die Hände verwenden
kannst. After Shave Das After Shave entspricht mit einer Konzentration von 3 bis 5
% ungefähr dem Eau de Cologne und enthält außerdem noch
hautpflegende Wirkstoffe. Unisexduft Duft, den sowohl Frauan als auch Männer tragen können. Sehr
bekannt ist beispielsweise der Unisex-Duft ck One. Twindüfte Um Männlein und Weiblein zugleich anzusprechen, gehen einige
Designer dazu über, einen Duft in einer Frauenausgabe und einer
Männerausgabe anzubieten. Jedes Parfüm besitzt einen unverwechselbaren Charakter, der von
der Art und Zusammensetzung der verwendeten Duftstoffe bestimmt
wird. Nach diesen unterschiedlichen Charakteren teilt man die
Düfte in folgende Gruppen ein: Blumig Mit Rosen, Jasmin, Lavendel, Maiglöckchen, Nelken, Tuberosen,
Hyazinthen... Exotisch Mit Moschus, Ambra, Zibet, Ingwer, Vanille, Weihrauch, Zimt,
Fenchel... Grün/waldfrisch Mit Sandelholz, Farnen, Rosenholz, Eichenmoos, Minze, Rosmarin,
Salbei... Fruchtig Mit Zitrone, Orange, Apfel... Natürlich gibt es auch Mischungen, z.B. die Kombination von
erdigen und blumigen Tönen. Und regelrechte Klassiker: Düfte, die schon seit Jahrzehnten
äußerst beliebt sind. Am bekanntesten ist wohl der Duft Chanel
No.5, der seine Berühmtheit unter anderem einem bekannten Zitat
Marilyn Monroes verdankt. Diese hatte auf die neugierige Frage,
was sie denn nachts im Bett trüge, nämlich geantwortet: „Chanel
No. 5.“ Parfüm ist wirklich ein Fest für die Sinne, in jeglicher
Hinsicht! Denk nur an die vielen tollen Werbekampagnen.... © 1999 Anja Gerstberger, Foto: Copyright Corel
Gallery Magic und Macmillan Inc., verwendet in Lizenz |
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