Piercing

Begriff
Geschichte
Ab welchem Alter erlaubt?
Kosten?
Schmerzhaft?
Hygiene ist wichtig!
Tipps für sicheres Piercing
Ausführung
Heilungsprozess
Nachbehandlung
Gefahren/Folgeschäden

Geschmückt haben sich die Leute schon immer.
Aufgesetzt, umgehängt, aufgesteckt und zuletzt durchbohrt.
Mit den Ohrringen fing die Lust am Löchern an. Die paarweisen Einzellöcher waren bald spießig und wurden durch weitere Ohrlöcher aufgepeppt, so weit das Ohr (-läppchen) eben reicht. Was nicht immer toll aussah.
Und jetzt, ja jetzt, gibt es den obercoolen Körperschmuck schlechthin.
PIERCING!
Wer up to date sein will, lässt sich piercen und schmückt wahlweise Bauchnabel, Augenbraue, Nasenflügel, unterhalb der Unterlippe, Zunge. Manche sogar ihre Brustwarzen oder Geschlechtsteile. Wem´s gefällt...

Was bedeutet eigentlich der Begriff "Piercing"?

Die Bezeichnung "Piercing" leitet sich von dem englischen Wort "to pierce" ab, was durchbohren, durchdringen, eindringen bedeutet.

Übrigens wurde Körperschmuck bereits angelegt, als es den Begriff "Piercing" dafür noch gar nicht gab...

Interessantes aus der Geschichte des Körperschmucks

Piercing gab es bereits im Altertum und wurde bis in die Neuzeit von den verschiedensten Völkern und Gruppen aus unterschiedlichen Gründen getragen.

Hättest du gewusst, dass

• die alten Ägypter Bauchnabelringe trugen, um dadurch ihre adelige Abstammung zu kennzeichnen?

• die Azteken sich Pflöcke in die Ohren trieben, um auf ihren hohe gesellschaftliche Stellung hinzuweisen?

• die römischen Centurios sich mit Brustwarzenringen schmückten, und zwar nicht nur, um ihren Mut und ihre Männlichkeit zu beweisen, sondern auch, um ihr Kriegsgewand daran zu befestigen?

• in Großbritannien die adeligen Frauen bereits im 19. Jahrhundert Brustwarzenpiercings als modische Accessoires trugen und ihre Männer häufig einen Penisring, damit ihr bestes Stück näher am Körper anlag und sich nicht so sehr unter der damaligen engen Kleidung abzeichnen konnte?

• die Eskimos aus rituellen Motiven ihre Wangen mit Walfischknochenscheiben durchstießen?

• die Mitglieder verschiedener afrikanische Stämme ihre Lippen zu "Tellerlippen" ausweiten, weil sie dadurch ein größeres Ansehen genießen?

Die meisten der heutigen Piercings lassen sich auf jene Naturvölker zurückführen.

Ab welchem Alter darf ich mich piercen lassen?

Grundsätzlich ab 16, jedoch nur mit der Einverständniserklärung deiner Eltern. Dabei musst du deren Unterschrift mit ihrem Ausweis belegen können. Wenn du über 18 bist, kannst du selber unterschreiben, dass du gepierct werden möchtest. Immerhin handelt es sich beim Piercen um einen kleinen medizinischen Eingriff!

Was kostet ein Piercing?

Die Preise für ein Piercing liegen je nach Körperstelle zwischen ca. 20 Euro (Ohr, Nasenseitenwand) und 50-60 Euro (sonstige Körperstellen).

Tut Piercen weh?

Piercing kann dann eine schmerzhafte Sache werden, wenn es stümperhaft ausgeführt und anschließend nur schlecht gepflegt wird, so dass sich der Heilungsprozess extrem lange hinzieht.

Bei einem fachmännisch durchgeführten Piercing hingegen lässt sich der Schmerz kaum wahrnehmen, denn das Ganze läuft rasend schnell ab, nämlich innerhalb einer halben Sekunde!

Außerdem mindert dein Körper in dieser Situation den Schmerz selbst ab, indem er sogenannte Endorphine ausschüttet, das sind körpereigene Betäubungsstoffe.

Vor dem Piercen solltest du außerdem auf jegliche Art von Drogen sowie Schmerzmittel, Alkohol und Kaffee verzichten, denn diese Stoffe verstärken deine Schmerzempfindlichkeit und hätten zusätzlich die lästige Wirkung, deine Blutungsneigung unnötig zu verstärken.

Wenn du dies beherzigst, dich körperlich fit fühlst, gut ausgeschlafen bist und nicht mit knurrendem Magen antanzt, dann wirst du das Piercen relativ "schmerzarm" überstehen.

Regel Nummer 1: Absolute Hygiene!

Und genau das ist der springende Punkt beim Thema Piercing. Weshalb so viele Eltern rot sehen, wenn sie das Wort nur hören. Aus Angst um die Gesundheit ihrer Sprösslinge, eine leider oft berechtigte Angst.

Denn viele der Piercer arbeiten auf einschlägigen Partys und speziellen Events, in der sogenannten Szene. Wo man es mit der Hygiene nicht immer so genau nimmt, wie man es eigentlich tun sollte, was sehr schnell gefährlich werden kann. Warum? Nun, das Durchstechen einer Körperstelle ist immer eine Verletzung. Verletzungen dieser Art wiederum sind anfällig für schlimme Entzündungen, was leider beim Piercing kein Einzelfall ist..

Tipps für ein möglichst sicheres Piercing:

• Eine vorherige Beratung, am besten bei verschiedenen Anbietern, ist keine Schikane, sondern dient deiner Gesundheit!

• Peinlichste Sauberkeit ist oberstes Gebot! Wenn dich wegen der äußeren Umstände während der Prozedur ein ungutes Gefühl beschleicht, hast du jederzeit das Recht, das Abenteuer abzubrechen. Es geht schließlich um deine Gesundheit und du hast nur eine...

• Lasse nur einen echten Profi und bloß nicht deine beste Freundin oder einen zwielichtigen Kumpanen von dem Bekannten einer Bekannten ran! Schon gar nicht, um Geld zu sparen! Deine Gesundheit sollte dir jeden Preis eines Fachmann wert sein. Immerhin ist ein Piercing ein kleiner medizinischer Eingriff, bei dem anatomische Kenntnisse, um keine Nervenbahnen zu verletzen, eine entsprechende Ausstattung und Instrumente sowie sterile Bedingungen von höchster Wichtigkeit sind!

• Verwende nur Schmuckstücke, die auch speziell fürs Piercing vorgesehen sind. Sie haben keine gefährlichen Kanten und bestehen aus einem Material wie Platin, Gold oder sogenanntem chirurgischem Stahl, die keine allergischen Reaktionen hervorrufen können.


Wie wird ein Piercing ausgeführt?

Wichtig! Du solltest dich nur von einem Profi piercen lassen, der über das entsprechende Fachwissen in puncto Anatomie, Sterilisation (Keimabtötung) der verwendeten Instrumente, Material und Wundheilung verfügt. Vor dem Piercing werden der Körperschmuck und die Arbeitsmaterialien in einem sogenannten Sterilisator von möglichen Keimen befreit.

Anschließend wird die Hautstelle, an der das Piercing angebracht werden soll, mit einem Desinfektions- und einem Oberflächenbetäubungsmittel vorbereitet.

Damit das Piercing dann genau dort landet, wo es auch hin soll, wird auf die entsprechende Stelle ein Markierung aufgemalt und wenn möglich die Haut in einer Falte mit einer extra Piercingzange fest gehalten.

Danach wird die Haut an der betroffenen Stelle blitzschnell durchstochen, wobei es zwei Möglichkeiten gibt:

1. mit einer Hohlnadel (Needleblade), an der dann das Schmuckstück eingehängt und in den Stichkanal eingeführt wird.

2. mit einer Braunüle (Venenverweilkatheter): Bei dieser Methode wird der metallische Teil wieder entfernt und es bleibt ein hohler Plastikschlauch zurück, an dem dann das Schmuckstück eingeführt wird, bevor man den Plastikschlauch wieder heraus zieht.

Manchmal kommt es dabei zu leichten Blutungen, die jedoch meist nur kurz andauern. Zuletzt wird das frische Piercing sorgfältig gesäubert, desinfiziert und mit einem Pflaster bzw. einem Wundverband versorgt.


Wie lange dauert der Heilungsprozess beim Piercing?

Unbedingte Voraussetzung für ein möglichst rasches Abheilen beim Piercing ist die gründliche Nachbehandlung! Daneben hängt die zu erwartende Abheilzeit noch von der Körperstelle und der jeweiligen Person ab. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich, so dass die unten angeführten Zeitangaben an der gleichen Körperstelle sich auf recht große Zeiträume erstrecken können.

Weitere Faktoren, die den Heilungsprozess in die Länge ziehen, sind eine mangelhafte Ernährung, Rauchen, Stress, Schlafmangel oder eine Grippe bzw. Erkältung.

Grundsätzlich gilt, dass Piercings an Stellen mit Schleimhäuten (Lippe, Zunge) rascher abheilen und Piercings an Stellen, die viel bewegt oder ständig gedrückt werden (also Finger weg!), länger brauchen.

In der Regel wirst du das medizinische Schmuckstück nach etwa vier Wochen gegen das Original austauschen können. Ab diesem Zeitpunkt darfst du die Pflege dann auch etwas reduzieren, allerdings keinesfalls komplett einstellen! Deine Haut wird nämlich noch einige Zeit benötigen, bis sie sich von der Strapaze vollständig erholt und sich erneuert hat.

Orientierungswerte für die Heilung:

Ohrläppchen 4 Wochen

Ohrmuschel,-rand 2-3 Monate

Augenbrauen 6-12 Wochen

Nasenseitenwand 2 Monate

Nasenscheidewand 3-4 Monate

Zunge 2 Wochen

Unterlippe 6 Wochen

Unterlippe Mitte 4-6 Wochen

Brustwarzen 2-6 Monate

Bauchnabel 2-6 Monate.


Wie sieht die richtige Nachbehandlung aus?


• Vor dem Berühren des frischen Piercings unbedingt die Hände waschen!

• Zu Beginn musst du die gepiercte Stelle zweimal täglich mit Betaisodona behandeln.

• Wundwasser und Schorf sind mit warmem Wasser (ohne Seife!) zu entfernen und danach mit Betaisodonalösung zu beträufeln.

• Auf Vergnügungen wie Schwimmbad oder Sauna musst du mindestens drei Wochen verzichten.

• Fingere möglichst wenig an der gepiercten Stelle herum!

• Drehe nicht das Schmuckstück, solange die Heilung noch nicht abgeschlossen ist, denn du kannst dadurch die frische Wunde wieder neu aufreißen!

• Keine Vaseline (sehr gefährlich!) oder Cremes zur Hautentspannung in den frischen Piercingbereich kommen lassen, denn das enthaltene Fett verklebt die Poren der Haut, so dass diese nicht mehr so gut atmen und abheilen kann. Cremes sind frühestens einen Monat nach der vollständigen Abheilung erlaubt!

• Bei einem Zungenpiercing darfst du drei Tage nicht rauchen, solltest anfangs nur weiche Nahrung essen und nach jedem Essen mit Betaisodona Mundantisept spülen.

• Bei Körperpiercings (Bauchnabel, Brustwarze) solltest du in den ersten beiden Wochen keine extrem enge bzw. am Körper anliegende Kleidung oder Gürtel tragen.


Eine Überlegung wert - oder an welchen Körperstellen ist ein Piercing nicht ungefährlich und kann zu üblen Folgeschäden führen?

Auch wenn du es nicht gerne hören wirst, aber gerade an den coolsten Körperstellen (Nasenflügel, Zunge, Bauchnabel, Unterlippe, Augenbrauen) ist das Piercing auch am wenigsten zu empfehlen. Einfach deswegen, weil dort die Wunden schlecht abheilen und außerdem wertvolles Gewebe zerstört werden kann. Die bereits erwähnten berüchtigten Entzündungen inklusive. Vielleicht auch hässliche Narben. Überhaupt besteht beim Piercen an sensiblen Körperpartien wie den Genitalien (Klitoris, Harnröhrenöffnung, Vorhaut) die Gefahr, dass du eine Zerstörung von empfindlichen Nerven und damit bleibende Schäden riskierst. Bei Brustwarzen kann es beispielsweise bei einer Entzündung zu einem Verschluss der Milchgänge kommen, bei Augenbrauen zu bleibenden Nervenverletzungen bzw. Lidstörungen. Besonders heikel sind Zungenpiercings, denn im Mundraum können die eingesetzten Metallteile gleich eine ganze Reihe von Problemen machen:

• irreparable Zahnfleischverletzungen,

• Kau- und Sprachstörungen,

• erhöhter Speichelfluss,

• Schmerzen und Schwellungen,

• Beschädigung der Zähne,

• Übertragung von Hepatitisviren (B, C und D)!

Ein möglicherweise hoher Preis für eine zweifelhafte Verschönerung.
Aufgeilender Schmuck, aber eingeschränkte Gefühle beim Sex und bleibende Schäden?
Lieber nicht!
Übrigens: Am besten geeignet für ein Piercing ist dein Ohr!

Ein Tipp zum Schluss: Überschlafe deine Entscheidung mindestens dreimal, um dir auch absolut sicher zu sein, dass du ein Piercing möchtest. Wenn das Loch erst einmal da ist, kommt deine Reue nämlich zu spät...

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