Adipositas oder starkes Übergewicht

Begriff
Ursachen
Behandlung ist ein Muss!
Folgeerkrankungen
Tipps zur Gewichtsreduktion
Essensregeln
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Was ist Adipositas?

Adipositas ist der Fachbegriff für starkes Übergewicht oder (weniger schön) Fettsucht. Leider ist Übergewicht inzwischen zu einem schwerwiegendes Gesundheitsproblem in der westlichen Industriegesellschaft geworden und auch unter jungen Leuten immer mehr verbreitet, daher auch dieser Beitrag.

Im Gegensatz zur Bulimie oder Magersucht, denen immer ein tiefgehendes seelisches Problem zugrunde liegt, streiten die Fachleute bei der Adipositas noch darüber, ob es sich um eine psychosomatische (seelisch bedingte) Erkrankung oder ein biologisch bedingtes Phänomen handelt.

Um Missverständnissen vorzubeugen, nicht jeder, der ein paar Pfunde mehr mit sich herumschleppt, leidet unter Adipositas! Von Fettsucht ist erst dann die Rede, wenn das Körpergewicht mehr als 20 % über dem Sollgewicht liegt.

Ob das auf dich zutrifft, kannst du im folgenden ausrechnen:

Zunächst musst du deinen so genannten Body Mass Index (BMI) ermitteln.

BMI= Körpergewicht in kg : Körpergröße in m zum Quadrat

Beispiel: Tina ist 1, 63 m groß und wiegt 78 kg.

Ihr BMI ist also 78: (1, 63 x 1, 63) = 78 : 2, 6569 = 29,36.

Tina hat also noch keine Adipositas, sondern "nur" Übergwicht, allerdings schon deutlich an der Grenze!

Untergewicht: <18

Normalgewicht: 18, 5 - 24, 9

Leichtes Übergewicht: > 25 - 29,9

Adipositas I: 30 -34,9

Adipositas II: 35 - 39,9

Adipoistas III: > 40

Je höher dein BMI, umso größer ist auch dein Risiko, später an entsprechenden

Folgeerkrankungen leiden zu müssen!

Bist du betroffen?

• Verspotten dich deine Mitschüler, weil du deutlich dicker bist als die anderen?

• Findest du den Sportunterricht schlichtweg zum Kotzen, weil du dort noch stärker als sonst gehänselt wirst und du zu den Verlierern zählst?

• Hast du schon einen oder mehrere vergebliche Diätversuche hinter dir?

• Fragst du dich manchmal, warum ausgerechnet du dick bist, obwohl du doch gar nicht so nicht viel mehr isst als deine Geschwister oder Freunde?


Zahlen sagen mehr als Worte...

• In Deutschland sind derzeit ca. 20% der Jugendlichen übergewichtig.

• Ohne eine fachliche Behandlung werden 80 % der Jugendlichen auch als Erwachsene noch an ihrem extremen Übergewicht leiden.

• Die Behandlung der Folgeerkrankungen von Adipositas kostet Deutschland jährlich über 40 Milliarden DM!

• Bereits 50 % der Erwachsenen in Deutschland sind übergewichtig!


Welche Gründe gibt es für solch starkes Übergewicht?

Für Adipositas gibt es vielerlei Ursachen und meist kommen mehrere zusammen:

• Falsche Ernährungsgewohnheiten: zu fett, zu süß, zu viel, Alkohol.

• Ungünstiges Essverhalten: hastiges Hinunterschlingen, Essen aus Frust, Langeweile usw.

• Der Sättigungsreflex bei der Nahrungsaufnahme setzt verspätet ein bzw. du kannst nicht mehr intuitiv einschätzen, wieviel du bereits gegessen hast.

• Bewegungsmangel: es wird mehr Energie aufgenommen als verbrannt.

• Psychische Ursachen: z. B. Ängste, Depressionen.

• Nach einem auslösenden Ereignis wie beispielsweise ein Todesfall, Erfahrungen mit Gewalt oder einer Trennung wird das situationsbedingte neue Essverhalten einfach eibehalten,

• Genetische Veranlagung (das Körpergeicht wird zu ca. 70% von den Erbanlagen bestimmt, die restlichen 30 % machen Lebensumstände und Verhalten aus)

• Hormonelle Störungen,

• "Überfüttern" der Kinder von klein auf durch überbehütende und überbesorgte Mütter,

• Essen als Trostmittel,

• Bei Mädchen kann übermäßiges Essen auch Ausdruck dafür sein, dass sie mit ihrer weiblichen Rolle nicht zurechtkommen,

• Essen als Zeichen für unterdrückte Aggressionen,

• In seltenen Fällen auch organische Erkrankungen: z.B. Schilddrüsenunterfunktion oder Erkrankungen der Hirnanhangdrüse.


Warum sollte eine Adipositas auf jeden Fall behandelt werden?

• Weil sie zu vielen risikoreiche Folgeerkrankungen (s.u.) führen kann.

• Weil die Betroffenen oft auch unter psychischen Problemen leiden.

• Weil extrem dicke Menschen oft zu Außenseiter und verspottet werden.

• Damit sich die Betroffenen in ihrem Körper wieder wohl und sich schön fühlen.

• Weil sie die Lebenserwartung verkürzt.


Welche Folgeerkrankungen riskiere ich, wenn ich nicht abnehme?

Ich denke, folgende "Horrorliste" möglicher Krankheiten, die von starkem Übergewicht begünstigt werden, bedarf keines Kommentars:

• Verminderte Leistungsfähigkeit,

• Nächtliche Atemstörungen, starkes Schnarchen, Atembeschwerden, Atemnot, schlimmstenfalls eine Lungenembolie (gefährliche Verstopfung der Blutgefäße in der Lunge),

• Bluthochdruck,

• Zuckerkrankheit vom Typ II mit Nierenschäden,

• Rückenbeschwerden, Arthrosen, d.h. (vorzeitige) Verschleißerscheinungen an Gelenken und Wirbelsäule wegen ständiger Überbelastung,

• Venenleiden und Thrombosen (Blutgerinnsel),

• Arteriosklerose (krankhafte Schlagaderverengung),

• Nässende Exzeme zwischen Fettwülsten,

• Gicht (Schmerzen, Zerstörung und Verformungen an den Gelenken)

• Gallensteine, Gallenblasenentzündungen,

• Fettstoffwechselstörung, Fettleber bis Fettleber-Hepatitis (Leberentzündung),

• Erhöhtes Krebsrisiko,

• Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall,

• Weniger Lust auf Sex, Potenzstörungen.


Wie wird eine Adipositas behandelt?

Mit einer langwierigen Therapie (ca. 6 bis 9 Monate, manchmal auch über Jahre!), in der die Betroffenen nicht nur kurzfristig abnehmen sollen, sondern auch lernen, in der Zukunft insgesamt vernünftig zu essen, auf Stress oder Probleme nicht mit Essen zu reagieren und sich ausreichend zu bewegen. Denn es müssen die gesamten Lebensgewohnheiten geändert werden, um das "neue" Gewicht bzw. das Normalgewicht auf lange Sicht halten zu können und nicht wieder in alte Essfehler zu verfallen.


Tipps, wie du dein Gewicht langsam aber sicher los werden kannst

• Fettreduzierte Ernährung,

• Viel Bewegung (Sport, Treppe statt Fahrstuhl, Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen statt den Bus zu nehmen oder sich herumchauffieren zu lassen),

• Weniger Alkohol,

• Weniger Süßigkeiten (vor allem Schokolade wegen ihres hohen Anteils an versteckten Fetten!) und Backwaren,

• Die Zimmertemperatur etwas absenken, um den Körper zu einer vermehrten Wärmeabstrahlung und damit Gewichtsabbau zu zwingen,

• Keine eng anliegende Kleidung tragen, um mehr Körperwärme herzustellen, was ebenfalls der Gewichtsreduktion dient.


10 Verhaltensregeln, um nicht mehr zu essen als mein Körper braucht

1. Ich esse künftig statt drei große lieber fünf kleinere Mahlzeiten am Tag, damit ich bei der Mahlzeit nicht so ausgehungert bin und gierig über das Essen herfalle.

2. Ich verzichte nicht vollkommen auf Süßigkeiten und Knabbereien, aber ich teile sie mir besser ein. Einmal am Tag geht in Ordnung, am besten als Nachtisch nach einem Essen.

3. Für den "Hunger zwischendurch" halte ich stets ein Stück Obst bereit.

4. Wenn ich schlecht drauf bin, suche ich mir eine Beschäftigung, die Spaß macht anstatt zur Schokolade zu greifen.

5. Ich nehme meine Mahlzeiten immer an unserem Esstisch ein und nicht vor dem Fernseher oder nebenher bei den Schularbeiten oder beim Lesen.

6. Ich lege mir lieber eine eher kleine Portion auf den Teller, um dann nicht den "überladenen" Teller leer essen zu müssen, weil ich meinen Hunger zuvor überschätzt habe.

7. Ich achte darauf, möglichst gründlich zu kauen und nicht zu schlingen.

8. Zwischendurch lege ich beim Essen immer mal wieder eine kurze Pause ein, um etwas zu trinken, zu erzählen oderin mich reinzuhorchen, ob ich vielleicht schon satt bin.

9. Während ich am Computer sitze, esse ich nichts.

10. Ich versuche, nach 19 Uhr nichts mehr zu essen.

Abnehmen erfordert eine Menge Geduld! Wenn du also deine "Regeln" einhältst und der Zeiger der Waage trotzdem nicht nach unten gehen will, darfst du nicht ungeduldig werden und denken: "Bringt ja alles nichts, dann kann ich ja auch wieder essen!"

Meinst du nicht, dass es nocht schon ein prima Erfolg ist, wenn du dein Gewicht hältst und nicht noch mehr zunimmst?


Wo finde ich Hilfe, wenn ich es alleine mit dem Abnehmen nicht schaffe?

• Dann solltest du dich an deinen Haus- oder Kinderarzt (nicht lachen, der ist auch für Jugendliche zuständig!) wenden und mit ihm über dein Problem sprechen.

• Du kannst eine Ernährungsberatungsstelle aufsuchen.

• Arzt und Ernährungsberaterin können dir auch einen fachgerechten Plan zur Gewichtsreduktion ausstellen.

• Du kannst bei der Krankenkasse eine Kur oder Therapie beantragen.



Zum Nachdenken für die Nicht-Betroffenen

• Habt ihr auch einen Mitschüler oder eine Mitschülerin, die wesentlich dicker ist als der Rest der Klasse? Mal ehrlich: Verhaltet ihr euch ihm/ihr gegenüber fair oder ärgert ihr ihn/sie?

• Stell dir mal vor, du wärest der- oder diejenige mit den vielen Pfunden! Kannst du dir ausmalen, wie "toll" das ist, wenn auch die kleinste Bewegung ziemlich anstrengend ist und du fotwährend gehänselt wirst?

• Wenn du schon mal eine Diät gemacht hast, weißt du, wie schwer das ist. Wie schwer muss der Verzicht aber erst dann fallen, wenn es nicht um einige Tage, sondern um etliche Wochen und Monate geht?


© 2000 Anja Gerstberger