Alkohol

Begriff
Soziale und legale Droge
Zahlen und Fakten
Begriffe zum Thema
Wirkungsweise
Promille
Abbau
Restalkohol
Gefährlichkeit
Alkoholmissbrauch
Unmittelbare Folgen
Langzeitfolgen
Organschäden
Weitere negative Wirkungen
Kein Alkohol in der Schwangerschaft!
Umgang mit Alkohol
Fünf Typen von Alkoholtrinkern
Alkoholismus
Phasen der Alkoholkrankheit
Warum Jugendliche Alkohol trinken
Jugendschutzgesetz
Tipps zum Umgang mit Alkohol
Hilfe und Information
Bücher zum Thema

Alkohol ist in unserer Gesellschaft die Droge Nummer 1. Mit dem Aufkommen der Modegetränke Alcopos und dem so genannten "Kampftrinken" sind auch immer mehr Jugendliche gefährdet. Mit erschreckenden Folgen für den einzelnen Betroffenen und seine Familien.
Grund genug für mich, dieses Thema aufzugreifen und unter sämtlichen Gesichtspunkten zu beleuchten.
Keine Angst, ich will mich hier nicht zum Moralapostel erheben, der über jeden, der Alkohol trinkt ein vernichtendes Urteil fällt!
Alkohol als solcher ist nicht verboten, nein, er kann durchaus ein Genuss oder sogar förderlich für die Gesundheit sein...
Vorausgesetzt, er wird maßvoll konsumiert und nicht in Massen...


Begriff

Der Begriff „Alkohol“ ist von dem arabischen „Arkul“ abgeleitet, was soviel wie „das Feinste“ bedeutet. Damit bezeichnet dem man den Nebel, der aufsteigt, wenn man Gärstoffe aus Trauben aufkocht (vgl. unseren Ausdruck „der ist benebelt“).


Alkohol ist eine soziale und legale Droge

Droge

Alkohol zählt neben Nikotin zu den am weitest verbreiteten Suchtgiften. Eigentlich zählen beide zu den Genussmitteln, aber die Folgen ihres Genusses sind oft auch negativer Art und können in eine Sucht führen.

Bei vielen Menschen ruft Alkohol eine krankhafte Abhängigkeit hervor. Diese Abhängigkeit ist ebenso typisch für eine Droge wie der Wunsch nach einem bestimmten, rauschhaften Zustand bzw. angenehmen Gefühl, die durch den Konsum des Suchtmittels Alkohol hervorgerufen werden können.

Sozial

Alkohol zu trinken ist in unserer Gesellschaft durchaus akzeptiert. Über einen kleinen Schwips sieht man hinweg und Trinkfestigkeit gilt vielerorts sogar als Tugend, obwohl sie bereits ein Zeichen von Alkoholgewöhnung und damit eine Vorstufe zur Alkoholabhängigkeit ist!

Da viele Ereignisse (Familienfeiern, Erfolgsmomente, Volksfeste...) Anlass zum Trinken bieten, ist Alkohol für die meisten Menschen alltäglich, auch als „Problemlöser“ bei Kummer und Stress, aber leider ist auch sein Missbrauch dementsprechend weit verbreitet!

Besonders problematisch ist der Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen, denn das Nervensystem reagiert bei jungen Menschen sehr viel empfindlicher auf Alkohol als bei Erwachsenen.

Legal

Laut Gesetz ist der Verkauf von Alkohol nicht verboten und sein Gebrauch nicht strafbar (wie Kokain, LSD, Heroin oder andere illegale Drogen), denn er zählt zu den Genuss- und damit zu den Lebensmitteln. So wird Bier auch verharmlosend als „flüssiges Brot“ bezeichnet!


Zahlen und Fakten

• Alkohol ist Droge Nummer 1!

• Jeder Deutsche trinkt im Durchschnitt 175 Liter Alkohol pro Jahr und gibt dafür knapp 600 DM aus!

• 80% der Betten in Suchtkliniken sind von Alkoholikern belegt!

• Unter den Patienten in Allgemeinkrankenhäusern findet man 10 – 14% Alkoholiker!

• 15 bis 20 Milliarden DM beträgt der Schaden, den der Alkoholmissbrauch in der Wirtschaft anrichtet (Unfälle, Behandlungskosten, Invalidität, Arbeitsunfähigkeit, Produktionsausfall) und an dem alle mitbezahlen müssen!

• 45% der Jugendlichen im Alter bis zu 17 Jahren hatten bereits einen Rausch nach übermäßigem Alkoholkonsum!

• 5% der Jugendlichen sind alkoholgefährdet!

• 175 000 Menschen verlieren jährlich ihren Führerschein wegen Alkoholmissbrauchs am Steuer!

• 50% aller Verkehrsopfer stehen im Zusammenhang mit Alkohol!

• 20 000 Kinder werden mit zum Teil schweren Schäden geboren, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft Alkoholmissbrauch betrieben haben!

• Ein Drittel der Straftaten Totschlag, Vergewaltigung und Körperverletzung werden unter Alkoholeinfluss begangen!

• 40 000 Alkoholtote sind jährlich in Deutschland zu beklagen!

• 2, 5 Millionen Menschen in Deutschland sind behandlungsbedürftig alkoholkrank!


Begriffe rund um das Thema

Abhängigkeit:

sich langsam entwickelnde starke seelische und körperliche Abhängigkeit

• körperlich:

Gewöhnung und Dosissteigerung, d.h. man muss eine immer größere Menge Alkohol trinken, um die gewünschte Wirkung zu erreichen; der Körper stellt sich mit dem Stoffwechsel auf die ständige Gifteinnahme ein, so dass es bei einem plötzlichen Weglassen des Alkohols zu Entzugserscheinungen (s.u.) kommt, die erst wieder bei erneutem Alkoholtrinken abklingen.

• seelisch:

man leidet unter dem unbezwingbaren Drang, sich den Alkohol um jeden Preis zu beschaffen und zu konsumieren; der Alkoholgebrauch erfolgt mit dem Ziel des Losgelöstseins und des Wohlbefindens; später geht es nur noch darum, die im Entzug auftretenden tiefen Missstimmungen und Niedergeschlagenheit zu tilgen; häufig engen die Betroffenen ihre Interessen auf den Alkohol ein und verlieren das Interesse an Familie, Freunden, Schule usw.; meist wechseln die Freunde („Saufkumpel“); typisch ist zudem, dass man es nicht wahrhaben will, dass man zu viel und zu oft trinkt, ja, dass man abhängig ist und ohne Alkohol nicht mehr auskommen kann.

Abstinenz:

völliger Verzicht auf ein Suchtmittel, in diesem Fall auf Alkohol; kann auch Ausdruck einer Weltanschauung sein.

Al-Anon-Familiengruppen

Selbsthilfegruppen für Angehörige von Alkoholikern

Alateen-Gruppen

Selbsthilfegruppen für Kinder und Jugendliche

Anonyme Alkoholiker (AA)

Bekannteste Selbsthilfegruppe für betroffene Alkoholkranke

Entgiftung

Bedeutet körperlicher Entzug vom Alkohol; sie erfolgt meist abrupt und in der Regel stationär im Krankenhaus, um die körperlichen Beschwerden mit Medikamenten behandeln und den Patienten seelisch betreuen zu können

Entwöhnung

Bezeichnet den psychischen Entzug; die Phase dauert mindestens sechs Wochen, meistens sechs Monate, in Einzelfällen noch länger; man bemüht sich, die Ursachen der Abhängigkeit aufzudecken und zu bearbeiten; der Patient soll in seiner Persönlichkeit gestärkt werden und lernen, Verantwortung zu übernehmen und mit der harten Wirklichkeit und den Versuchungen in der Welt zurechtzukommen, ohne sich in Alkohol zu flüchten

Entzug

Übergang aus der Sucht zu einem gesellschaftlich eingebundenen Leben ohne das Suchtmittel Alkohol durch Entgiftung und Entwöhnung

Entzugserscheinungen

Anzeichen, die beim Weglassen des Alkohols auftreten

• Körperlich:

Unruhe, weite Pupillen, Schweißausbrüche, Gereiztheit, Frieren, Zittern, Schwindel, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Gelenk-, Glieder- und Bauchschmerzen

• Seelisch:

„Stoffhunger“, d.h. der Drang zu erneutem Trinken von Alkohol, Unruhezustände, Schlaflosigkeit, Getriebenheit, Gereiztheit, Angst, Niedergeschlagenheit bis hin zu Selbstmordgedanken

Promille

Bezeichnet die Alkoholkonzentration im Blut

Promillegrenzen

Grenze, bei deren Überschreitung die Teilnahme am Straßenverkehr verboten ist und bestraft wird. Strenge Grenzen gelten in Ungarn (0,0!), Polen und Schweden (jeweils 0,2), während in Deutschland und Frankreich bis 0,5 erlaubt sind und in Italien und Großbritannien bis 0,8 geduldet werden.

Nachsorge

Phase nach dem Entzug, in der die gesellschaftliche (Wieder-)Anpassung begleitet und das Rückfallrisiko auf ein Minimum begrenzt werden soll; besonders wichtig sind hier Selbsthilfegruppen für Betroffene und ihre Angehörigen

„trocken“

ehemals Alkoholabhängige, die nach einem erfolgreichen Entzug nun abstinent leben


Wie wirkt Alkohol?

Sozial erwünschte Wirkungen sind allgemeines Wohlbefinden, gehobene Stimmung, Minderung von Ängsten und gesteigerte Kontaktfreude.

Bei einem richtigen Rausch lässt das Reaktionsvermögen nach, die Kritikfähigkeit nimmt ab, Hemmungen gehen verloren, die Stimmung wird oft läppisch-heiter oder zunehmend depressiv, der Gesichtskreis wird eingeschränkt, man verliert die Kontrolle über Sprache und Bewegung, Bewusstlosigkeit, Tiefschlaf, u.U. Aggressivität und Gewalttätigkeit können die Folge sein.

Die Grenzen zwischen angenehmer „Erheiterung“ und abstoßendem Betrunkensein verlaufen dabei fließend!


Wie kann ich ausrechnen, wieviel Promille ich im Blut habe?

Mit den untenstehenden Formeln kannst du die Alkoholkonzentration in deinem Blut annähernd berechnen. Das Ergebnis kann deswegen höchstens ein Näherungswert sein, weil die Formel nur unter „normalen“ Umständen anzuwenden ist und bei Müdigkeit, Erregung, leerem Magen, Medikamenten u.ä. sich die Wirkung des Alkohols erheblich verstärkt!

Männer: getrunkenener Alkohol in Gramm

Körpergewicht in kg x 0,7

Frauen: getrunkener Alkohol in Gramm

Körpergewicht in kg x 0,6

Bei Frauen wirkt sich der Alkohol stärker aus, da der weibliche Körper einen höheren Fettgehalt und einen geringeren Wasserverteilungsraum besitzt als der männliche.

Alkoholgehalt verschiedener Getränkearten:

Bier: ca. 5% (d.h. ein 0,5 l Bier enthalten 25 Gramm Alkohol)

Wein, Sekt: ca. 7 - 9% (d.h. 0, 25 l Wein enthalten ca. 20 Gramm und 0,1 l Sekt ca. 9 Gramm Alkohol)

Liköre: ca. 24 - 42% (d.h. 0,2 cl Likör enthält zwischen 4,8 Gramm

Alkohol; 0,2 cl ist das typische Schnapsglas)

Whisky/Wodka ca. 40 – 50% (d.h. 0,2 cl davon enthalten 8 -10 Gramm Alkohol)

Korn/Rum: ca. 50 – 70% (d.h. 0,2 cl davon enthalten 10 - 14 Gramm Alkohol)


Wie schnell wird der Alkohol abgebaut?

Pro kg Körpergewicht baut der Körper stündlich rund 0,1 g Alkohol ab.

Beispiel: Ein Mann von 85 kg und eine Frau von 55 kg trinken jeweils zwei Bier und einen Korn und haben dann ca. 62 g Alkohol (bzw. gut 1 Promille der Mann und knapp 1,9 Promille die Frau!) im Blut. Während der Mann den Alkohol bereits nach gut sieben Stunden abgebaut hat, dauert es bei der Frau gut elf Stunden.

An diesen Zahlen kannst du gleich das nächste Problem ablesen: Restalkohol.


Was versteht man unter Restalkohol?

Restalkohol ist der noch nicht vollständig abgebaute Alkohol im Blut, an den man oft nicht mehr denkt, da inzwischen etliche Stunden (meist am nächsten Morgen) seit der Alkoholaufnahme vergangen sind.

Wenn die Frau aus dem obigen Beispiel um Mitternacht ihren Höchstwert erreicht hatte, dann hat sie am nächsten Morgen um sieben Uhr, wenn sie mit dem Auto zur Arbeit fährt, immer noch einen Alkoholgehalt von 0,7 Promille im Blut! Die gefährliche Wirkung des sogenannten Restalkohols am Morgen nach einem feuchtfröhlichen Abend wird von vielen Menschen unterschätzt!


Jeder Schluck Alkohol wirkt sich bereits auf den Menschen aus!

Oft unterschätzen die Menschen die Wirkungen des Alkohols und behaupten, auch noch nach drei Gläsern Wein absolut fahrtüchtig zu sein! Dass dieses Geschwätz nichts anderes als eine krasse und darüber hinaus äußerst gefährliche Fehleinschätzung ist, zeigt dir folgende Übersicht:

Ab ca. 0,2 Promille...

...verändert sich schon die Persönlichkeit! Die Konzentrationsfähigkeit und Auffassungsgabe nehmen genauso ab wie der anfängliche Widerstand gegen Alkohol, während die Risikobereitschaft steigt (typisch sind enthemmt fahrende Skifahrer nach dem „Einkehrschwung“). Es wird einem wohlig warm und man fühlt sich zwanglos und fröhlich.

Ab ca. 0,4 Promille...

...lassen Selbstkritik (siehe die „fahrtüchtigen“ Autofahrer!) und Urteilsvermögen nach, wohingegen die Leutseligkeit und der Rededrang ebenso steigen wie die Reizbarkeit (typisch sind streitende Stammtischrunden). Da man nun Geschwindigkeiten und Entfernungen falsch einschätzt, wegen der nachlassenden Hell-Dunkel-Anpassung empfindlicher auf Blendungen reagiert und seine Bewegungen nicht mehr völlig unter Kontrolle hat, ist man jetzt als Autofahrer- und erst recht als Zweiradfahrer (Fahrrad, Mofa, Moped, Motorrad) nicht mehr fahrtüchtig!

Ab ca. 0,5 Promille...

...wird man immer enthemmter (und knutscht auf Feten plötzlich mit Leuten herum, die man im nüchternen Zustand keines Blickes würdigen würde). Die Selbstüberschätzung nimmt extreme Ausmaße an (auf Brückengeländer herumbalancieren, irgendwo hoch raufklettern und ähnlicher Schwachsinn vor Publikum) und es kann zu unvermittelten heftigen Gefühlsäußerungen (Freude, Wut, Angst usw.) kommen, die allerdings meistens nur von kurzer Dauer sind. Die Aufmerksamkeit und Konzentration sind mittlerweile so schlecht, dass wichtige Dinge nicht mehr wahrgenommen werden, z. B man übersieht Verkehrssignale oder sogar andere Verkehrsteilnehmer.

Ab ca.0,6 Promille...

...nimmt die Sehleistung deutlich ab und die Hör- und Konzentrationsfähigkeit vermindern sich. Selbstüberschätzung und Enthemmung erreichen bedenkliche Ausmaße (plötzlich traust du dich, auf einem Schotterweg bergab freihändig Fahrrad zu fahren, aufreizend auf dem Tisch zu tanzen, auf dem Betriebsfest deinen Chef zu küssen ...).

Ab ca.0,7 Promille...

...verschlechtert sich das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln und es kommt zu erheblichen Beeinträchtigungen der Nachtsehfähigkeit und der optischen Reaktionen (du erkennst im Dunkeln alles erst sehr spät, wenn überhaupt...).

Um 0,8 Promille...

...verarbeitet nicht nur das Gehirn Informationen nur noch mangelhaft, sondern es geht auch die Kontrolle über gewollte Augenbewegungen verloren (die Leute „stieren“ plötzlich mit glasigem Blick durch die Gegend) und die Sehfähigkeit nimmt um weitere 25% (!) ab, während sich die Reaktionszeit um ca. 35 % (!) verlängert, im Straßenverkehr eine wahrlich verhängnisvolle Kombination...

Um 1,0 Promille (Rauschstadium)...

...kommt es zu Sprachstörungen (das typische „Lallen“ von Betrunkenen mit „schwerer“ Zunge), einem Verlust der Selbstkontrolle und totale Enthemmung (dem Striptease auf der Fete oder dem One-Night-Stand folgen peinliche Ernüchterung und Reue am Tag danach, leider zu spät...)! Gehen und Stehen ist nur noch auf äußerst wackeligen Beinen möglich (Hast du schon einmal beobachtet, wie jemand nach stundenlangem Zechen aufgestanden und davon gewankt ist?), falls man überhaupt noch in der Lage ist, sein Gleichgewicht zu halten!

Um 2,0 Promille (Betäubungsstadium)...

... reagiert mit Verwirrtheit, Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen (der typische „Filmriss“ am nächsten Tag, man kann sich nicht mehr an alles erinnern), Atemschwierigkeiten und muss sich häufig übergeben (das kann allerdings auch schon bei weniger Promille passieren, vor allem, wenn man verschiedene Sachen wild durcheinander getrunken hat).

Ab ca. 3,0 Promille (Lähmungsstadium)...

...befindet man sich im lebensbedrohlichen Bereich einer Alkoholvergiftung mit tiefer Lähmung, flacher Atmung, Unterkühlung, im Endstadium Übergang ins Koma mit Reflexlosigkeit, Atemlähmung und Tod.

Was versteht man unter dem Begriff Alkoholmissbrauch?

Alkoholmissbrauch darf nicht mit der Alkoholkrankheit (s.u.) verwechselt werden, auch wenn er häufig eine Vorstufe dazu ist!

Schädlicher Alkoholmissbrauch unterscheidet sich vom unbedenklichen Genuss dadurch, dass man

• deutlich mehr trinkt, als es üblich ist bzw. als es die anderen tun,

• bewusst Alkohol trinkt, um eine bestimmte erwünschte Wirkung (Benebeltsein, Vergessen...)zu erzielen,

• zu unpassenden Gelegenheiten trinkt: im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz, bereits am frühen Morgen usw,

• so eine große Menge trinkt, bis es zu deutlich sichtbaren physischen (Lallen, Torkeln) und psychischen (enthemmt, streitlustig, gewaltbereit) Veränderungen bzw. einem richtigen Rauschzustand kommt.


Welche unmittelbaren Folgen kann Alkoholmissbrauch haben?

Bei Alkoholmissbrauch kommt es zu folgenden direkten Auswirkungen:

• Alkohol enthemmt, d.h. man überschätzt seine Fähigkeiten (ein typisches Beispiel ist das riskante Skifahren nach dem Glühweingenuss!) und lässt sich zu Sachen hinreißen, die man hinterher vielleicht bereut (wildes Herumknutschen)!

• Die Gewaltbereitschaft nimmt zu, d.h. man schlägt schneller zu!

• Wenn Medikamente zusammen mit Alkohol eingenommen werden, kann es zu gefährlichen Nebenwirkungen kommen!

• Bei Überdosierung kann es zu einer Alkoholvergiftung kommen!

• Bewusstseinstrübungen und Koordinationsstörungen (man hat seine Gliedmaßen nicht mehr unter Kontrolle, typisch sind das Lallen, Torkeln, Stolpern, Stürzen usw.) führen dazu, dass die Unfallgefahr steigt!


Welche Langzeitfolgen können bei übermäßigem Alkoholkonsum auftreten?

• Es kann zu schweren Schädigungen von Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse kommen.

• Die Leistungsfähigkeit lässt nach.

• Depressionen können entstehen.

• Nervenentzündungen und Hautveränderungen können auftreten.

• Man altert schneller.

• Die Gehirnzellen werden zerstört: zuerst lässt die Erinnerungsfähigkeit nach, schließlich wird die gesamte Intelligenz gemindert und man baut geistig ab.

• Für das Gesundheitswesen entstehen hohe Kosten.


Alkohol schädigt viele Organe!

Wie verheerend sich regelmäßiger und unkontrollierter Alkoholgenuss auf deinen Körper auswirken kann, belegt folgende Übersicht:

Gehirn:

Verlust von Auffassungs-, Orientierungs- und Gedächtnisfähigkeit; das Absterben

von Hirnzellen (die wachsen auch nicht nach, weg ist weg!) verursacht bleibende (!)

Gehirnschäden (man kann also regelrecht „verblöden“!)

Leber:

die Leber verfettet, entzündet sich, verhärtet sich und schrumpft (Leberzirrhose), das

Entstehen von Leberkrebs wird begünstigt

Mund/Rachen/Speiseröhre:

erhöhtes Krebsrisiko

Magen:

typisch sind schmerzhafte Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) oder

Magengeschwüre, das Entstehen von Magenkrebs wird begünstigt

Dünndarm:

er nimmt 80% des Alkohols auf und wird anfälliger für Geschwürbildungen

Bauchspeicheldrüse:

es kommt zu Entzündungen

Nervensystem:

Nervenbahnen werden geschädigt und liefern Missempfindungen (Kribbeln,

Taubheitsgefühl, ziehende Schmerzen), Nerven entzünden sich und Nervenzellen

sterben ab, typisch ist das Zittern der Hände von Alkoholkranken


Weitere negative Wirkungen von Alkohol

• Alkohol liefert viel Energie, die der Körper bei Überfluss als Fett speichert. So enthalten 0,5 l Bier bereits 225 (dies entspricht zwei Scheiben Brot), ein Glas Wein ca. 150 (ein Becher Fruchtjoghurt), ein Glas Sekt 90 (ein Apfel) und ein Likörgläschen 60 Kalorien (eine Portion Götterspeise). Gerade bei Männern hat der Alkohol meist ordentlich zum Aufbau ihres Übergewichts beigetragen („Bierbauch“!).

• Regelmäßiger Alkoholgenuss macht auch deswegen leicht dick, weil er den Appetit anregt und man mehr isst, als einem gut tut.

• Übermäßiger Alkoholkonsum kann außerdem zu einer Mangelernährung führen, wenn man den Energiebedarf hauptsächlich mit dem „leeren“ Energielieferanten deckt, während „gesunde“ Energieträger wie Eiweiß oder Kohlenhydrate zu kurz kommen.

• Da für den Abbau von Alkohol Vitamine der B-Gruppe benötigt werden, besteht die Gefahr von Vitaminmangelzuständen.

• Daneben stört Alkohol die Aufnahme der Vitamine aus dem Darm, so dass die Gefahr von Vitaminmangelkrankheiten gegeben ist.

• Bei der „Verbrennung“ des Alkohols entsteht zwar durch die alkoholbedingte Gefäßerweiterung zunächst ein Wärmegefühl, aber anschließend kühlt der Körper umso schneller wieder ab und es besteht die Gefahr einer Unterkühlung, wenn man sich dann in einer zu kalten Umgebung aufhält.

• Wer Alkohol und Medikamente gleichzeitig einnimmt, riskiert nicht nur gefährliche Nebenwirkungen, sondern vervielfacht die jeweilige Wirkung.

• Es kommt vermehrt zu sogenannten Verstimmungszuständen wie Schlafstörungen, Eifersuchtsvorstellungen, Gedächtnislücken, Potenzstörungen, Depressionen bis hin zur Selbstmordgefahr.

• Bei langjährigen Alkoholikern besteht die Gefahr von Wesensänderungen, Sinnestäuschungen oder gar Wahnzuständen.

• Im gesellschaftlichen Leben belastet der Alkoholiker seine Familie, lässt in der Arbeit in seiner Leistung nach und wird anfälliger für kriminelle Handlungen wie Körperverletzung u.ä.


Warum sollen Frauen während der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken?

Da Alkohol ins Blut geht und über die Nabelschnur zu dem Ungeborenen gelangt, sollten schwangere Frauen am besten überhaupt keinen Alkohol trinken. Wenn sie trotzdem Alkohol trinken, drohen ihrem Kind Untergewicht, Wachstumsstörungen, Missbildungen sowie körperliche und geistige Entwicklungsverzögerungen.
Achtung!
Das heißt nicht, dass die Männer außen vor sind und bedenkenlos dem Alkohol frönen können! Es deutet nämlich Einiges darauf hin, dass stark Alkohol trinkende Väter ihren künftigen Kindern durch verunstalteten Samen ebenfalls Schaden zufügen können!!!

Der Umgang mit Alkohol

Menschen gehen völlig unterschiedlich mit Alkohol um. Du solltest dich in die ersten beiden Gruppen einordnen können (Wenn nicht, solltest du dir helfen lassen!)!

Abstinenz

Du trinkst überhaupt keinen Alkohol.

Gelegentlicher Alkoholkonsum

Du trinkst Alkohol in geringen Mengen, mehrmals im Monat.

Regelmäßiger Alkoholkonsum

Du trinkst mehrmals wöchentlich oder täglich Alkohol.

Alkoholmissbrauch

Du trinkst so viel Alkohol, dass du bereits unter körperlichen, seelischen und möglicherweise auch sozialen Schäden (Außenseiter, einsam, verachtet) zu leiden hast.

Alkoholabhängigkeit

Du bist bereits krank und zeigst Entzugserscheinungen, wenn du nicht deinen gewohnten Alkoholpegel halten kannst. Dir gelingt es nicht, auch nur kurze Zeit ohne Alkohol auszukommen, und du bist auch nicht mehr in der Lage, deinen Alkoholkonsum zu „kontrollieren“.


Fünf Typen von Alkoholtrinkern

Alkoholtrinker unterscheiden sich nach ihrem Verhalten und Beweggründen und lassen sich in fünf Typen einteilen:

Erleichterungstrinker...

...sind Menschen, die dann Alkohol trinken, um sich bei Schwierigkeiten eine Erleichterung zu verschaffen. Sie „besorgen“ sich durch den Alkohol eine scheinbar größere Sicherheit. Sie sind zwar körperlich nicht abhängig, aber es kann bei ihnen bereits durchaus eine seelische Abhängigkeit vorhanden sein.

Gelegenheitstrinker...

...trinken Alkohol, weil es für sie so Brauch ist, am Stammtisch, beim Fernsehen, zu den Mahlzeiten, an Geburtstagen und ähnlichen Anlässen. Auch wenn sie ziemlich oft und häufig auch große Mengen trinken, ja, bereits Organschäden vorliegen, sind sie seelisch und körperlich dennoch nicht abhängig.

Gewohnheitstrinker...

...verlieren beim Trinken zwar nicht die Kontrolle, sind aber schon deutlich abhängig, da ihr Körper bereits seinen Stoffwechsel umgestellt hat. Wenn sie keinen Alkohol bekommen können, zeigen sie stärkste Entzugserscheinungen.

Quartals-Trinker...

...verlieren in abweichenden Zeitabständen die Kontrolle über ihr Trinkverhalten und „saufen“ sich dann regelrecht „zu“. Dabei fängt ihr Alkoholkonsum mit Verstimmung und Unruhe an und endet nicht selten in tagelangen Rauschzuständen.

Süchtige Alkoholiker...

...sind krank vom Alkohol, wobei sie in ihrer Krankheit vier Phasen (s.u.) durchlaufen.


Wann bezeichnet man einen Menschen als Alkoholiker?

Alkoholiker sind krank.

Während sich darin alle einig sind, streitet man sich noch darüber, ob die täglichen zwei Bier bereits den Alkoholiker ausweisen oder nicht.

Auf jeden Fall zählen solche Menschen zu den Alkoholikern, die

• nach dem Genuss von ein wenig Alkohol ein unstillbares Verlangen nach mehr befällt,

• das Alkohol trinken von selbst nicht aufgeben können,

• damit beginnen, Alkohol heimlich und alleine zu trinken,

• bei seelischen Schwierigkeiten und Spannungen nach Alkohol lechzen,

• durch ihr gewohnheitsmäßiges Alkohol trinken ihren Körper und ihre Organe verändern,

• durch das Alkohol trinken nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Umwelt (Gewalt in der Familie, Geldmangel, schlechter Ruf...) und ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen beeinträchtigen oder gar zerstören.


Phasen der Alkoholkrankheit

Voralkoholische Phase

Das anfangs nur gelegentliche Erleichterungstrinken nimmt an Häufigkeit zu.

Einleitungsphase

Man trinkt heimlich, legt größere Alkoholvorräte (häufig in Verstecken) an und kippt beim Trinken die ersten Gläser gierig hinunter. Man muss einerseits ständig an Alkohol denken, vermeidet aber andererseits jegliche Anspielungen und Gespräche darüber, um sich nicht zu verraten. Außerdem leidet man unter Erinnerungslücken und Schuldgefühlen.

Kritische Phase

Zeitweilige Enthaltsamkeit wechselt ab mit extremem Verlangen mit bereits morgendlichem Trinken, wobei die Kontrolle über das Trinken völlig verloren geht und man dann nicht mehr aufhören kann. Man zeigt zwar eine riesige Selbstsicherheit, quält sich gleichzeitig aber auch mit Selbstvorwürfen und durchlebt viele Stimmungsschwankungen. Da man das Interesse an vielen Dingen verliert, gehen häufig auch zahlreiche zwischenmenschliche Beziehungen kaputt. Die verminderte Leistungsfähigkeit führt zu Problemen am Arbeitsplatz und zwangsläufig zu etlichen Arbeitsplatzwechseln. Erste alkoholbedingte körperliche Anzeichen wie Schweißausbrüche, Händezittern oder sexuelle Störungen treten auf.

Chronische Phase

Jetzt wird jede alkoholische Flüssigkeit getrunken, die man in die Finger bekommen und bezahlen kann, sei es auch der letzte Fusel. Tagelange Räusche, Geistesstörungen, Angstzustände und Psychosen (Geisteskrankheiten) lassen ein normales Leben nicht mehr zu. Erst zu diesem Zeitpunkt gesteht man sich seinen Zustand und den völligen Zusammenbruch ein, was in manchen Fällen sogar zu Selbstmordabsichten führt.

Warum trinken junge Menschen Alkohol?

Anerkennung:

Man will hinter den gleichaltrigen Freunden nicht zurückstehen.

Angeberei:

Man will zeigen und beweisen, wie cool und erwachsen man ist und später dann

auch, wieviel Alkohol man verträgt!

Einsamkeit:

Man fühlt sich einsam und verlassen, leidet vielleicht unter Liebeskummer.

Frust:

Da man sich ohnehin schon schlecht fühlt, kann man sich auch gleich betrinken.

Geltungsbedürfnis:

Es ist „in“ (in ihrer Clique, in der Werbung, in den Medien, in der Erwachsenenwelt)

Alkohol zu trinken und man will schließlich „in“ sein.

Geselligkeit:

Alkohol hebt die Stimmung und gehört zu bestimmten Anlässen (Party, Feiern)

einfach dazu oder man ist es bei Treffen mit Freunden gewohnt, auch ohne genauen

Anlass Alkohol zu trinken.

Gewohnheit:

Man hat es sich angewöhnt, zum Essen oder zum Fußballspiel im Fernsehen stets

ein Bierchen zu trinken.

Gruppendruck:

Man will kein Außenseiter sein, indem man als einziger keinen Alkohol trinkt.

Konflikte:

Man trinkt, um Probleme zu verdrängen, Ängste und Hemmungen abzubauen ("sich

Mut antrinken"), das Selbstbewusstsein zu stärken und um Spannungen abzubauen.

Neugier:

Man will einfach ausprobieren, wie Alkohol schmeckt (meist schmecken das erste

Bier und der erste Wein gar nicht so toll...).

Probleme:

Schulschwierigkeiten, Auseinandersetzungen mit den Eltern, Arbeitslosigkeit oder

andere negative Erlebnisse lassen sich mit Alkohol betäuben bzw. (scheinbar!)

leichter ertragen.

Verfügbarkeit:

Alkohol wird überall angeboten und ist leicht zu bekommen.

Vorbild:

Die Erwachsenen (Eltern, Promis) tun es auch.


Darf Alkohol an Jugendliche verkauft werden?

Laut Jugendschutzgesetz darf Alkohol an Jugendliche unter 16 Jahren grundsätzlich nicht abgegeben werden.

An 16 bis 18Jährige dürfen keine „harten“ (=hochprozentigen) Getränke abgegeben werden.


Tipps zum Umgang mit Alkohol

• Zwinge niemandem zum „Mittrinken“, sondern akzeptiere es, wenn jemand keinen Alkohol trinken möchte!

• Probiere nicht in einer Art Spiel, einen ehemaligen Trinker in Versuchung zu führen!

• Trinke Alkohol möglichst zum Essen, damit seine Wirkung nicht so schlimm ist wie auf nüchternen Magen!

• Trinke nicht aus Langeweile!

• Trinke nicht, wenn du alleine bist!

• Trinke auf einer Party höchstens ein Glas pro Stunde

• Nach dem Trinken bleibt das Fahrzeug stehen!

• Trinke nicht, wenn du dich schlecht fühlst!

• Lass dich nicht zum Trinken drängen, wenn du es nicht möchtest!

• Trinke immer etwas weniger, als du eigentlich vertragen kannst!

• Trinke hin und wieder für einige Zeit gar keinen Alkohol!


Betroffene Jugendliche äußern sich

• „Je mehr man in unserer Clique vertragen konnte, umso angesehener war man.“

• „Hätte ich nein zum Alkohol gesagt, dann hätten mich meine Kumpels als Schwächling angesehen und das wollte ich nicht.“

• „Für meine Eltern war es normal, durchaus auch mal mehr zu trinken.“

• „Bei uns in der Familie wird zu jedem fest Alkohol getrunken und Onkel Peter ist dann jedesmal richtig besoffen. Er war es auch, der uns Kinder an seinem Glas nippen ließ.“

• „Erst als ich wegen meiner Sauferei meinen Job verloren hatte, habe ich gemerkt, dass es so nicht weiter gehen kann und bin zu einer Selbsthilfegruppe gegangen. Zum Glück haben die mir dort helfen können!“

• „Mein Vater ist öfter ziemlich blau und hält das für normal.“

• „Eine Party ohne Alkohol ist doch langweilig!“

• „Wenn ich getrunken hatte, war ich besser drauf, nicht mehr so verklemmt und schüchtern, sondern richtig cool und lässig.“


Hilfe und Information:

Schaue zuerst in eurem Telefonbuch unter Suchtberatungsstelle, Psychosoziale Beratungsstelle oder Jugend- und Drogenberatungsstelle nach. Informationen bekommst du außerdem beim Gesundheitsamt , Hilfe und Beratung bei der Telefonseelsorge. Weiterhelfen können dir auch die folgenden Einrichtungen, Verbände und Gruppen:

• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Tel. 0221/ 89 20 31

• Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (DHS) Tel. 02381/ 901 50.

• Anonyme Alkoholiker , bundesweite Telefonnummer: 1 92 95

• Blaues Kreuz in Deutschland, Tel. 0202/ 62 00 30

• Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche – Bundesverband e.V., Tel. 04331/ 59 32 19

• Al-Anon Angehörige von Alkoholikern, Tel. 0201/ 77 30 07

• Arbeiterwohlfahrt, Tel. 0228/ 66 85-0

• BAG der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, Tel. 0561/ 78 04 13

• Deutscher Caritasverband, Tel. 0761/ 200-0

• Deutsches Rotes Kreuz, Tel. 0228/ 541-0

• Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im Diakonischen Werk der EKD e.V., Tel. 0561/ 1 09 57-0

• Kreuzbund e.V. – Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige; Tel. 02381/ 6 72 72-0

• Deutscher Guttempler-Orden e.V., Tel. 040/24 58 80

• Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband e.V., Tel. 069/ 67 06 0

Einfach anrufen!


Zum Weiterlesen

Ann Ladiges:

„Hau ab, du Flasche!“, rororo Band 178

Frauke Kühn:

"Du brauchst mich doch!", rororo Band 574

© 2000 Anja Gerstberger, Bilder: Copyright by Corel Gallery Magic und MacMillan Inc., verwendet in Lizenz