Rache ist süß! Typische Rachesituationen Wann suchen wir nach Vergeltung? Wenn wir von unserem Partner betrogen werden Ein Seitensprung trifft einen bis ins Mark, da man sich nicht
nur erniedrigt und hässlich fühlt, sondern auch das eigene
Vertrauen auf das Schändlichste betrogen sieht. Ganz zu
schweigen von der fehlenden Ehrlichkeit! Wer sich jetzt von
seinem Partner nicht trennt, sinnt wenigstens auf Rache. Als
Bettina von ihrer Freundin Manuela gesteckt bekam, dass ihr
Schatz eine Nacht mit einer ihr unbekannten Schönen verbracht
hatte, was er ihr natürlich nicht gebeichtet hatte, zahlte sie
es ihm nicht nur mit gleicher Münze, sondern noch um Einiges
fieser, heim, indem sie ausgerechnet seinen besten Freund
verführte... Wenn wir von unserem Partner verlassen werden Die verschärfte Variante von oben und das mit Abstand häufigste
Motiv für Rachegelüste. Hier verbinden sich verletztes
Selbstwertgefühl, hilflose Ohnmacht und grenzenloser Schmerz zu
einer unheilvollen Mischung. Die spätestens dann explodiert,
wenn sich zu ihr noch die Eifersucht auf den neuen Partner
der/des Ex gesellt. Wie bei Carolin. Sie fiel aus allen Wolken,
als Marco von heute auf morgen mit ihr Schluss machte, obwohl
sie glaubte, mit ihrer Beziehung wäre alles in Ordnung. Als er
ihr dann auch noch erklärte, er hätte sich in Yvonne verliebt,
sah Carolin regelrecht rot. Und legte Yvonne bei passender
Gelegenheit in der Schule einen stinkenden Käse in die
Sporttasche... Wenn wir in der Öffentlichkeit bloßgestellt werden Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, als durch eine
megapeinliche Geschichte zum Gespött von Freunden oder einer
Menge wildfremder Leute gemacht zu werden! Scham und Demütigung
tun verdammt weh und schüren einen leidenschaftlichen Hass auf
denjenigen, dem wir diese Kränkung und Schande verdanken. Nach
einem schlimmen Krach mit ihrer Busenfreundin Sandra hatte
Melanie ein altes Foto, das sie gemeinsam bei einem Urlaub aus
Kindertagen zeigte, in der Klasse herumgehen lassen. Das wäre an
sich ja nicht schlimm gewesen, aber das Bild zeigte eine Sandra,
wie sie die neue Klasse nicht kannte, nämlich einen Pummel im
Bikini, der damals mindestens zwanzig Pfund zuviel auf den
Rippen gehabt hatte. Als Revanche ließ Sandra dem heimlichen
Schwarm Melanies einen gefälschten Liebesbrief zukommen und sie
dank anzüglicher Formulierungen volle Kanne auflaufen... Wenn unser Vertrauen missbraucht worden ist Wer ist nicht verletzt, wenn er jemand anderem ein Geheimnis
anvertraut, dass der Betreffende dann in alle Welt hinaus
posaunt. Oder wunde Punkte aus der Vergangenheit aufgewärmt
bekommt. Oder ein Versprechen abnimmt, das gebrochen wird. Oder
seine heimlichen Sehnsüchte und Gedanken unfreiwillig
veröffentlicht werden. Frederik hatte Holger in einer schwachen Stunde seine
romantischen Gefühlen für Mareike gestanden. Der hatte dann
nichts Besseres zu tun, als das brühwarm Oliver, Mareikes
Freund, zu erzählen. Um eine Erfahrung und ein blaues Auge
reicher rächte sich Frederik an Holger dadurch, dass er Silke,
Holgers Freundin, fragte, ob sie denn eigentlich wisse, dass
Holger schon eine homosexuelle Erfahrung hinter sich hatte... Rächen sich Jungen anders als
Mädchen? Oh ja! Reaktionszeit, Motive und Racheakte sind durchaus
verschieden! Racheengel Grundsätzlich kommt der Wunsch nach Rache beim sogenannten
schwachen Geschlecht später, häufig erst Wochen oder sogar
Monate nach dem eigentlichen Vorfall. Das lässt sich dadurch
erklären, dass Mädchen dazu neigen, die Ursache für das
Fehlverhalten zunächst bei sich selbst zu suchen. "Mein Freund
hat mich betrogen, weil ich nicht hübsch genug/zu dick bin oder
im Bett nicht alles mitmache" sind typisch weibliche
Gedankengänge. Neben dem verspäteten Rachegelüsten und dem verwundeten
Selbstwertgefühl als Auslöser unterscheiden sich die Damen auch
in der Art der Rache. Sie setzen bevorzugt die Technik des
verbalen Vergiftens ein, d.h. sie verbreiten Gerüchte, Lügen
oder geben peinliche Tatsachen und Wahrheiten über ihr Opfer
preis. Verleumdungen jeglicher Art. Vor allem solche, die unter
die Gürtellinie gehen. So erzählen sie beispielsweise
genüsslich, dass die Potenz ihres Verflossenen und seine
Phantasie beim Liebesspiel ohnehin zu wünschen übrig gelassen
haben... Rächer Jungen reagieren nicht nur wesentlich schneller auf die
erlittene Schmach, sondern auch aus einem völlig anderen Antrieb
heraus. Bei ihnen ist es nicht das mangelnde Selbstbewusstsein,
sondern der verletzte männliche Stolz. Gedanken der Art "Wie
kann sie es wagen, mir, der ich doch so toll bin, so etwas
anzutun?" schießen ihm bei Untreue als erstes in den Kopf. Sie
sorgen sich um ihr gesellschaftliches Ansehen: "Wie stehe ich
jetzt nur vor meinen Freunden da?". Gefühle wie Wut und Ärger
stellen sich bei ihnen schneller ein. Im Gegensatz zum anderen Geschlecht ist die Rache der Herren
oft "handfest", d.h. sie reagieren mit der Androhung von
körperlicher Gewalt bzw. lassen tatsächlich die Fäuste sprechen
oder sie richten ihre Gewaltgelüste gegen Gegenstände:
zerschnittene Kleidungsstücke, zerstörte CDs oder verwüstete
Zimmer sind dann die sichtbaren Ergebnisse ihrer ausgelebten
Rache. Welche Funktion erfüllt die Rache? Beim Rächer: Wer sich rächt, will seine Macht zeigen und dadurch die zuvor
erlittene Erniedrigung wieder wett machen. Die ausgespielte
Macht biegt das angeschlagene Selbstbewusstsein wieder gerade. Beim Racheopfer: Der Vergeltungsschlag macht dem Ersttäter unmissverständlich
klar, dass er zuvor zu weit gegangen war. Hier ist die Rache als
eine Art Warnung zu verstehen, die ihm sagt, dass er beim
nächsten Mal mit schlimmeren Folgen zu rechnen hat. Quasi eine
Erziehungsmaßnahme, damit er künftig auch schön brav ist.
Außerdem weiß er nun, dass sich der andere nicht alles gefallen
lässt. Warum Rache manchmal guttut und wann sie dir schadet • ...Rachegelüste nach der erlittenen Erniedrigung einen
seelischen Ausgleich, sprich eine Art Wiedergutmachung,
schaffen. Sie sind daher ein wichtiger Bestandteil im
psychischen Erste-Hilfe-Koffer. • ...auch nicht ausgelebte Rachephantasien helfen. Schon der
Gedanke an Vergeltung reicht aus, dass du wieder deine eigene
Kraft spürst und dadurch leichter aus der Opfer-Rolle
herausfindest. • ...sie dir zu einem befriedigenden Begleichen einer offenen
Rechnung verhelfen kann. Dabei ist allerdings die richtige Dosis
wichtig. Während überzogene Rache nur zu Eskalation führt,
stärkt gelungene Rache dagegen dein Selbstbewusstsein, so dass
du deinen Schmerz besser verarbeiten kannst. Faustregel für geglückte Rache: Was du anderen antust, ist
weniger schlimm als das, was er dir angetan hat! • ...ihre zerstörerischen Kräfte überhand zu nehmen beginnen
und du dir immer etwas neues einfallen lässt, um dem anderen zu
schaden. Das kann dann nämlich zu einer endlosen Spirale aus
Hass und Leid führen. • ...sie dich dazu verführt, selbstgerecht zu werden. Dann
verlierst du den Bezug zur Wirklichkeit, so dass du keine
sachlichen Urteile mehr fällen kannst und dich schlimmstenfalls
in ein abstoßendes Racheungeheuer verwandelst! • ...sie dich davon abhält, andere wichtige Gefühle zu
durchleben. Nach einer Trennung zum Beispiel ist es notwendig,
zu trauern und sich von der Partnerschaft in einer gewissen
Weise zu "verabschieden". Nur so wirst du innerlich frei für
einen Neubeginn. • ...die Fantasien in deinem Herz und Kopf zu viel Platz
einnehmen. Damit bleibst du an deinem Schmerz und deiner Qual
nur unnötig lange kleben und kannst keine Energien entwickeln,
dich davon zu befreien. • ...du damit gegen bestehendes Recht verstößt. Denn
unkontrollierte Rache kann schneller in Sachbeschädigung oder
Körperverletzung enden, als es sich der Rächer vorstellen kann.
Und einen Gesetzeskonflikt ist eine Rache niemals wert! • ...du dabei die Gesundheit eines anderen gefährdest. Ein
eigentlich harmlos gemeinter Streich endete schon des öfteren im
Krankenhaus! Ein Sturz, der im ersten Moment saukomisch
aussieht, ist eben nicht mehr lustig, wenn sich das Opfer dabei
schlimm verletzt. Also: Manipulationen an Lebensmitteln,
technischen Geräten oder Fahrzeugen sind absolut tabu! • ... du Unschuldige in deine Rache mit hineinziehst. Freunde
oder Verwandte von dir oder deinem Opfer dürfen nicht als Bote,
Lockvogel o.ä. für deine Zwecke missbraucht werden. Die Aktion
geht nur dich und deinen Gegenpart, nicht jedoch Unbeteiligte
eures Streits, etwas an. Es ist nicht fair, möglicherweise
weitere zwischenmenschliche Beziehungen zu gefährden! Ich finde nein. Auf das erste angenehme Gefühl der Befriedigung folgt zu oft
ein bitterer Nachgeschmack . Meiner Meinung nach fühlt man sich
nach vollbrachter Tat nicht besser. Im Gegenteil. Nicht selten
gesellt sich zu dem eigentlich unerklärlichen
Sich-schlecht-und-böse-Vorkommen noch eine tiefe innere Leere.
Darauf kann ich nun wirklich gut verzichten! Eine Art Rache gönne ich mir dann doch, nämlich die in
Gedanken. Ich stelle mir die größten Gemeinheiten vor, bis ins
kleinste Detail. Die alleinige Vorstellung einer tollen
Racheaktion ist für mich bereits eine ausreichende Genugtuung. So bin ich zufriedengestellt, ohne meine Selbstachtung zu
verlieren oder meinen Ruf nach außen zu ruinieren. Wie denkst du darüber? © 2000 Anja Gerstberger |
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