"Fröhlichere" Weihnachten

Kontrastprogramm
Kritikpunkte an Weihnachten hinterfragen
Alternativvorschläge

Das völlige Kontrastprogramm

Flucht in die Ferne

Manche Zeitgenossen treten die Flucht nach vorne an, indem sie sich möglichst weit weg vom Ort des unerträglichen Rummels begeben. An Plätze, wo sie nichts an das verhasste Weihnachten daheim erinnert. In die Südsee zum Beispiel. Sonne, Strand und Palmen statt Schnee, Kerzen und Lebkuchen. Und in der Hotelhalle erwartet sie dann ein hilflos dekorierter Plastikweihnachtsbaum, weil der Besitzer den Deutschen die Abwesenheit von zu Hause während ihres Weihnachtsfestes erleichtern wollte...

Geschenkelosigkeit

Mit bescheidenem Erfolg ausprobiert. Hat zwar notdürftig geklappt, war aber auch etwas unbefriedigend. Bis auf Mama, die verschämt doch noch ein paar Geschenke ("Aber nur Kleinigkeiten!") hervorgekramt hat, hatten sich alle Familienmitglieder an die Absprache gehalten. Wir haben (dieses eine Mal) dem Konsumterror widerstanden, uns jedoch dabei nicht sonderlich wohl gefühlt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass da irgendwie was gefehlt hat...


Kulinarische Wüste

Schaschlik statt Gänsebraten? Toffifee statt Marzipankartoffeln? Schnöde Butterkekse statt Spekulatius, Printen und Konsorten? Käsekuchen statt Christstollen? Konsequent, aber bäh!!!


Ansichtssache

Bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten. Ein Ja und ein Aber. Das gilt auch für die häufigsten Kritikpunkte an Weihnachten:

Geschenketerror

Geschenke sollen erfreuen und nicht terrorisieren. Freude bringen. Dem Schenkenden ebenso wie dem Beschenkten. Ich möchte dem anderen sagen, dass ich ihn gern habe. Und wie sehr. Ein toller Gedanke, der hinter den Geschenken steht. Wir sind gewissermaßen dazu gezwungen, uns ernsthaft den Kopf über den anderen zu zerbrechen. Womit kann ich ihn/sie wirklich überraschen, eine echte Freude machen? Wer sich an der allgemeinen Maßlosigkeit, Angeberei und Einfallslosigkeit beteiligt, ist schließlich selber schuld! Gerade bei Geschenken kann Weniger mehr sein...

Zuviel Familie

Gut, gelegentlich gehen dir die Eltern gehörig auf die Nerven. Deine Geschwister sowieso. Trotzdem hast du sie lieb. Und das kannst du ihnen an Weihnachten zeigen. Indem du ihnen hilfst oder mit ihnen spielst. Deine eigenen Bedürfnisse denen deiner Familie unterordnest. Nur auf den ersten Blick ein doofer Vorschlag. Du wirst sehen, du bekommst dafür auch viel zurück: Momente der Verbundenheit, der Freude oder auch der Ausgelassenheit. Gefühle eben. Glücksgefühle. Und die kann man sich nun mal für kein Geld der Welt kaufen...

Heuchlerische Wohltätigkeit

Ja, es hat was von Freikaufen, wenn wir unser schlechte Gewissen mit großzügigen Spenden an Bedürftige übertünchen, während wir es uns gleichzeitig so richtig gut gehen lassen. Einmal im Jahr im Altenheim Weihnachtslieder singen, um danach den Rest des Jahres keinen Fuß mehr in selbiges zu setzen. Sicher nichts, worauf man stolz sein müsste. Aber lieber einmal im Jahr ein runzliges Lächeln entlocken oder etwas Gutes tun als nie, oder?

Seltener Gottesdienstbesuch

Wer nur an Weihnachten in den Gottesdienst geht, kann es auch gleich bleiben lassen, ist die weit verbreitete Meinung von bekennenden Gläubigen. Heuchler und Fassaden-Christen sollen gefälligst draußen bleiben und ihnen nicht die Plätze

wegnehmen. Doch das Haus Gottes steht allen Menschen offen und lädt alle Menschen ein. Auch die weniger vorbildlichen Christen. Gerade die. Warum sollte man ihnen ausgerechnet an Weihnachten ihr Bedürfnis nach einem festlichen Gottesdienstbesuch verwehren? Gelegentlich entsteht daraus ein Neuanfang.


Als Gegenvorschlag: "Alternatives" Weihnachten

Individualprogramm

Familienrat deutlich vor der umstrittenen Veranstaltung. Wo Wünsche angemeldet werden können und Programmpunkte festgelegt werden. Verbindlich. Zur Zufriedenheit aller. Nach dem Motto: Ein Tag auf Familie, ein Tag Narrenfreiheit für alle und am zweiten Feiertag eine gemeinsame Unternehmung, die allen Spaß macht...

Geschenke der besonderen Art

Oberes Preislimit festlegen. Oder ganz bleiben lassen. Oder es dürfen nur selbst gemachte sein. Oder Gutscheine. Für gemeinsame Unternehmungen. Oder Gefälligkeiten der unangenehmeren Art, die etwas Überwindung kosten. Und Zugeständnisse erfordern. Dich über den eigenen Schatten springen lassen. Was durchaus auch für dich bereichernd sein kann...

Gemeinsam woanders feiern

Entlastet nicht nur die überarbeitete Hausfrau, sondern entschärft die angespannte Weihnachtssituation, wie sie sich zu Hause zwangsläufig einstellt, grundsätzlich: Über Weihnachten mit der Familie wegfahren. In ein gemütliches Hotel in den Alpen. Schnee, gutes Essen und Weihnachtsstimmung ja, aber ohne Mühe und Streit. Der kommt beim fröhlichen und anstrengenden Wintersport nämlich gar nicht erst auf, weil dann alle viel zu erschöpft dazu sind...

Discoparty

Mittlerweile eine beliebte Alternative bei jungen Leuten, die Weihnachten nicht bei ihrer Familie verbringen. Ausgelassene Fete mit Rockmusik und Tanz anstelle spießiger Weihnachtsrituale. "Modern Christmas" sozusagen. Schließlich kann man seine Freude über Weihnachten auf die unterschiedlichste Art und Weise ausdrücken...

Über den Tellerrand schauen

Mal Weihnachten wie in anderen Ländern üblich feiern. Sich über fremdländische Gepflogenheiten zu informieren und die entsprechenden Rezepte und Bräuche auch in die Tat um zu setzten, macht aufgeschlossen. Und vielleicht auch neugierig auf fremde Kulturen. Kann der mangelnden Toleranz in unserem Land nur förderlich sein...


Und nächstes Jahr wieder...

Wie schön, dass es so etwas tröstliches wie Vorsätze gibt! Sich selber Sand in die Augen streuen, indem man nach den diesjährigen Erfahrungen fürs nächste Jahr und Fest Besserung gelobt. Und revolutionäre Änderungen plant. Zumindest ins Auge fasst. Um dann doch wieder in die alten Fallen zu tappen...

In diesem Sinne wünsche ich dir eine wirklich "besinnliche" und zufriedenstellende Adventszeit!


© 2000 Anja Gerstberger, Bilder: Copyright by Corel Gallery Magic, verwendet in Lizenz