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Kosenamen
- Liebeserklärung oder Peinlichkeit?
Claudia
heißt bei ihren Eltern Mäuschen.
Frank
nennt seine Annika Prinzessin.
Nicole
ruft ihren Steffen am liebsten Schnuppel.
Drei
klare Fälle von Kosenamen.
Und
wie lautet deiner?
Was,
du hast keinen?
Schade!
Oder soll ich besser sagen Glück gehabt?
Egal,
beim Thema Kosenamen scheiden sich die Geister.
Obwohl
sie doch eigentlich eine nette Angelegenheit sind...
Nicht mit Spitznamen zu
verwechseln!
Kosenamen
und Spitznamen sind zwei grundverschieden Dinge. Sagt ja schon
ihr Name.
Spitznamen
sind Spitzen in Wortform, die meistens weh tun. Weil sie eine
Eigenart von uns aufs Korn nehmen, auf die wir in der Regel
nicht gerade stolz sind.
Weil
Oliver abstehende Ohren hat, wird er von seinen Kumpels
"Dumbo" gerufen. Inzwischen hat er sich zwar daran gewöhnt,
aber toll findet er das ständige Erinnert-Werden an seinen
Makel nicht. Liebend gerne hätte er seinen Spitznamen wieder
los. Ebenso wie Judith, die alle nur noch "Schnecke" nennen,
weil sie einmal einen Pulli mit diesem Motiv anhatte, oder
Gert, der seinen Spitznamen "Hohly" dem Umstand verdankt, dass
er sich in der Pause lauthals über die Hohlräume in den
Bäckersemmeln beschwert hat. Aber leider besitzen die
verhassten Spitznamen gerade die gemeine Eigentümlichkeit,
dass sie gnadenlos an ihren unglücklichen Opfer kleben bleiben
und diesen nichts anderes übrig bleibt, als sich Zähne
knirschend mit ihnen zu arrangieren.
Bei
den Kosenamen dagegen sieht die Sache ganz anders aus.
Wie ja bereits ihr Name verrät, sind sie eine verbale
Liebkosung zwischen zwei Menschen, die in der Regel ein enges
Verhältnis zueinander haben. Wie bei Liebespaaren eben oder
auch unter Familienmitgliedern. Sie sind nicht boshaft,
sondern liebevoll gemeint. Eine Zärtlichkeit der besonderen
Art, ganz persönlich auf einen Menschen, an dem uns viel
liegt, zugeschnitten. Darum verwenden und hören wir sie ja
auch so gerne.
Zumindest
ersteres, zumindest meistens. Doch dazu später mehr.
Die beliebtesten Kosenamen
Die
überwiegende Mehrheit der Kosenamen stammt aus dem Tierreich.
Dabei
handelt es sich jedoch um eine durchaus überschaubare Anzahl
von Gattungen (Bären, Mäuse...), diese allerdings in den
buntesten Abwandlungen und sogar in gewagten Kombinationen.
Neben den Viechereien gibt es da noch die Klassiker wie
"Schatz", die Namen aus der Märchenwelt wie "Prinzessin", die
Anspielungen aufs äußere Erscheinungsbild wie "Dickerchen"
oder echte Eigengewächse, die der persönlichen Phantasie des
Namengebers entsprungen sind.
Im
folgenden findest du zur Belustigung, aber auch zur Anregung
ein kleines Sammelsurium der am weitest verbreiteten
Kosenamen:
Bär,
Bärchen, Bärli, Brummbär, Mausebär, Hasebär, Schmusebär,
Teddy, Teddybär, Zottelbär, Tanzbär, Kuschelbär, Fozzybär...
Maus,
Mausi, Mäuschen, Mausemann, Mickey-Maus, Minnie, Mause-Maus,
Mucksmaus, Mäuserich, Mauseline, Zuckermaus, Zaubermaus,
Schnuffelmaus, Wühlmaus, Tanzmaus, Wollmaus, Ratte,
Mausezähnchen..
Hase,
Hasi, Häschen, Mummelmann, Mummel, Mommel, Schneehase,
Mümmelmann, Murmel, Eichhörnchen, Igel, Igelchen, Maulwurf...
Kater,
Kätzchen, Tiger, Löwe, Frechdachs, Naschkätzchen...
Schweinchen,
Marzipanschweinchen, Schaf, Schäfchen, Lämmchen, Schnuck,
Schnucke, Schnuckelchen, Rehlein, Klammeräffchen, Äffchen...
Spatz,
Spatzi, Spatzl, Küken, Hühnchen, Gänschen, Schwan...
Biene,
Bienchen, Käfer, Käferchen, Schmetterling, Zecke...
Schnecke,
Frosch, Fröschchen, Fröschlein...
Schatz,
Schätzchen, Liebling, Darling, Fuzi, Fozzy, Schnucki,
Schnuckel, Schnuckiputz, Putzi, Knuddel, Knubbel, Knuffel,
Hascherl, Herzchen, Krümel, Puppe, Püppi, Püpserchen, Puschel,
Puschelchen, Schlumpi, Schnuffel, Schnuffeline,
Zuckerpüppchen...
Dickerchen,
Moppel, Mucki, Motzi, Kleines, Bengelchen, Teufelchen,
Kratzbürstchen, Stinker, Zigeuner, Streuner, Zottel,
Wuschel...
Prinzessin,
Prinz, Fee, Zauberfee, Märchenfee, Elfe, Muck, Hexe, Hexchen,
Wichtel, Engel, Engelchen, Schneewittchen, Schlumpf...
Schnuppe,
Sonnenschein, Glücksstern...
Bestimmt
gibt es noch schönere bzw. noch schlimmere Kosenamen.
Hast
du da welche auf Lager?
Kosenamen sind Privatsache!
Kosenamen
sind zwar lieb gemeint, aber nicht jedermanns Sache. Schon
gar nicht in aller Öffentlichkeit. Was manch Zeitgenosse in
trauter Zweisamkeit noch ertragen kann, findet er vor
anderen Leuten nur noch megapeinlich.
So
wie Rainer, den seine Marion vor der gesamten Clique mit
einem neckischen "Hallo, Schnurzel!" begrüßte. Was Schnurzel
angesichts der feixenden Gesichter seiner Kumpels überhaupt
nicht komisch fand und das seiner Liebsten hinterher in
einem wenig romantischen Gespräch unter vier Augen auch ein
für alle Mal klar machte.
In
anonymen Kleinanzeigen wirken Kosenamen rührend bis amüsant,
ist ja auch irgendwie lustig, wenn die Waldfee ihren Tarzan
alles Gute zu seinem Geburtstag wünscht. Vor seinem Chef
oder den Mannschaftskollegen würde Tarzan, als solcher von
seiner Liebsten geoutet, sich garantiert auf der
nächstbesten Liane davonschwingen...
Kosenamen
haben in Beziehungen durchaus ihre Berechtigung, belegen sie
doch auf liebevolle Art, dass da zwei Menschen eine neue
Dimension in ihrem Verhältnis erreicht haben. Denn Kosenamen
drücken immer eine besondere Intimität aus. Sie sind ein
Zeichen von Vertrauen und Verbundenheit. Zärtliche
Liebesbezeugungen, geboren aus einer innigen Zweisamkeit.
Und nur in diese Zweisamkeit gehören sie auch hin. Überall
sonst sind sie fehl am Platz.
©
2000 Anja Gerstberger, Bilder: © Corel Draw, verwendet in
Lizenz
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