Die häufigsten Probleme in Freundschaften


Überall dort, wo es zwischenmenschliche Beziehungen gibt, kann immer auch mal Sand ins Getriebe gelangen und Schwierigkeiten oder gar ernsthafte Krisen entstehen. So müssen sich Freundschaften gegen Gefahren von außen bewähren und ihre Beständigkeit unter Beweis stellen.


Die häufigsten Freundschaftskiller:

Vertrauensbruch

Du hast vor ihr dein Innerstes nach Außen gekehrt und ihr ein absolut intimes Geheimnis anvertraut, das sie brühwarm weiter erzählt hat. Obwohl du sie zuvor um absolute Verschwiegenheit gebeten hast. Jetzt weiß die ganze Clique, Klasse oder Mannschaft darüber Bescheid, dass dein erstes Mal ein Megaflop war oder deine Eltern über eine Scheidung nachdenken. Solchen Plaudertaschen solltest du lieber die rote Karte zeigen!

Noch schlimmer: Dein Kumpel spannt dir deine Freundin aus. Ein solch mieser Freundschaftsverrat ist nicht wieder gut zu machen. Das war´s dann wohl.


Drei sind einer zuviel

Dein Kumpel hat ´ne süße Maus an Land gezogen, während du, was Mädchen anbelangt, immer noch auf dem Trockenen schwimmst. Sie ist verliebt und berichtet dir vom Stand der körperlichen Annäherung jedes pikante Detail, während du als ungewollte Solistin in die Röhre guckst und vermutlich einen gar nicht so kleinen Stich Eifersucht verspürst.

Künftig ziehst du dich lieber zurück, als dich bei gemeinsamen Unternehmungen wie das fünfte bzw. "dritte" Rad am Wagen zu fühlen. Klar, dass im Vergleich zu früher dann nur noch halb so viel Zeit für dich und deinen Kumpel/deine Freundin übrig bleibt. Am Anfang wahrscheinlich sogar noch weniger, weil sich frisch verliebte Turteltauben am liebsten überhaupt nicht mehr trennen würden.

In dieser Situation ist ein offenes Gespräch am besten, bei dem ihr euch über eure jeweiligen Gefühle und Bedürfnisse austauschst und nach einer sinnvollen Lösung sucht. Mach ihr/ihm klar, dass du dich etwas einsam, ausgeschlossen und zurückgesetzt fühlst und auch weiterhin gemeinsame Unternehmungen haben möchtest und nicht erst dann, wenn sie/er sich nach kaputter Liebe bei dir ausheulen willst. Oder würde er/sie sich gerne auf den Seelen-Müll-Mülleimer reduzieren lassen? Streng verboten ist jetzt für dich auf jeden Fall, dir minderwertig vorzukommen!

Oder du kommst mit dem Schatz deines Freundes nicht klar oder deine Freundin nicht mit deinem Herzallerliebsten. Da ist Ärger vorprogrammiert. Blöd für den, der zwischen den Stühlen hockt. Erpressungsversuche wie "er/sie oder ich" sind nun völlig fehl am Platz und Unternehmungen zu Dritt wohl ebenfalls.

Auch bei drei Mädchen oder Jungen gibt es Probleme. Drei beste Freunde gibt es nun mal nicht, einer oder eine wird immer das Nachsehen haben. Freundschafts-Trios funktionieren nicht wirklich, sondern sind Selbstbetrug.


Unterschiedliche Erwartungen

Im Grunde genommen kommt ihr gut miteinander aus, versteht euch prima und habt zusammen jede Menge Spaß. Doch ein Teil will mehr als der andere. Sich häufiger treffen, den gleichen Hobby-Kurs belegen oder sogar gemeinsam in Urlaub fahren.

Oder mehr vom Innenleben des anderen erfahren wollen, als dieser preiszugeben bereit ist. Abweichende Erwartungen und Vorstellungen darüber, wie die Freundschaft zu laufen hat, führen auf Dauer zu Spannungen. Der fordendere Teil sollte die distanziertere Haltung des anderen akzeptieren oder sich auf ein Ende einstellen.


Konkurrenz

Besonders heikel wird die Sache, wenn ihr euch in das gleiche Mädchen/ den gleichen Jungen verknallt habt. Für eure Freundschaft wäre es das beste, ihr würdet beide einen Korb bekommen. Unfaire Mittel solltet ihr euch während des Wettbewerbs genauso sparen, wie überheblich Triumphbezeugungen nach dem Sieg gegenüber dem Verlierer. Der kann sich allerdings mit dem Gedanken trösten, eine wahre Heldentat zu vollbringen und einen besonders edlen Charakter zu zeigen, indem er die Freundschaft trotz der schmerzhaften Niederlage und der Dauerpräsenz des verlorenen Objekts der Begierde weiterführt. Hut ab vor solch einer Leistung!

Es müssen nicht mal die Liebesgeschichten sein, die in Freundschaften zu folgenschweren Konkurrenzkämpfen führen und die Freundschaft gefährden können: Wer gewinnt den Schönheitswettbewerb oder die Schulmeisterschaft? Wer ergattert die begehrte Lehrstelle? usw.


Ausnutzen

Hier ist die Bezeichnung Freundschaft eigentlich fehl am Platz. Wo einer den anderen für seine eigenen Bedürfnisse ausnimmt, ohne je etwas zurückzugeben, liegt Egoismus und Schmarotzertum vor, aber keine symbiotische Beziehung von Geben und Nehmen. Irgendwann wird auch der gutmütigste Trottel merken, dass vom anderen nur schamlos als Chauffeur, Kuppler, Spendierer, Bewunderer, Kontakteknüpfer u.ä. missbraucht wird.


Gegensätzliche Entwicklungen

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er niemals ein "fertiges" Wesen sein wird, sondern sich sein ganzes Leben lang weiter entwickelt. Je jünger ihr seid, umso extremer werden die Veränderungen sein, die ihr an eurer Person vornehmt und erlebt. Heute noch Einsiedlerkrebs oder Mauerblümchen, morgen schon Ulknudel oder Klassenstar. Eben noch schüchtern und brav, morgen bereits wild und aggressiv. Frühere Hobbys und Gewohnheiten werden langweilig und gegen neuere und aufregendere Dinge eingetauscht. Sind davon verbindende Gemeinsamkeiten betroffen, die ehemals die Basis einer Freundschaft ausgemacht haben, können solche gegensätzlichen "Entwicklungsschübe" das Aus einer Freundschaft bedeuten.

Tröste dich mit dem Gedanken, dass neue Interessen auch neue Kontakte und neue Freunde bedeuten!


Kopieren

Anfangs war es ja noch lustig und hat irgendwie sogar Spaß gemacht, sich gleiche Klamotten, Frisuren, Sprüche, Gebärden, Freizeitbeschäftigungen oder Sportarten zuzulegen, ja, gewissermaßen als Beinahe-Zwillinge im Dauer-Partnerlook aufzutreten. Später warst du dann stolz darauf, dass deine Freundin deinen Geschmack toll fand und dich und deinen Stil nachgemacht hat. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, ab dem es dir nur noch tierisch auf den Senkel geht, das Gefühl zu haben, dein eigenes Spiegelbild zu erblicken, wenn du deine Freundin anschaust. Entweder sie kapiert, dass sie sich ihren eigenen Stiefel anziehen soll oder ihr habt keine Zukunft.


Der erste Schritt zurück

Ihr habt euch fürchterlich gestritten und im Verlauf der Auseinandersetzung an den Kopf geschmissen den anderen nie mehr wieder sehen zu wollen. Schluss. Aus. Vorbei. Freundschaft, Schnee von gestern!

Doch mit etwas Abstand merkt ihr plötzlich, dass ihr eure Freundin vermisst und euch durchaus noch etwas an eurer einstigen Freundschaft liegt, dass der damalige Anlass für eure Trennung völliger Pipifax war. Eine unwichtige Bagatelle, für die ihr viel zu teuer bezahlt habt. Wie gerne würdet ihr die Zeit zurück drehen und das Geschehene ungeschehen machen! Was natürlich unmöglich ist.

Wenn du dir gegenüber so ehrlich bist und dir eingestanden hast, dass du die alte Freundschaft gerne weiter führen möchtest, dann solltest du jetzt deinen Stolz überwinden und den ersten Schritt zurück tun. Auch dann, wenn du dich nach wie vor im Recht fühlst. Aber darum geht es jetzt überhaupt nicht. Du willst die Sache bereinigen und das Kriegsbeil begraben.

Trau dich, eine gute Freundschaft ist es immer wert!


© 2000 Anja Gerstberger