Teilzeit-Fans Begriff Bei sportlichen Großereignissen wie EM, WM oder Olympischen
Spielen schlägt die berüchtigte Spezies regelmäßig zu. Wirklich
ein wahres Freudenfest für die Teilzeit-Fans, haben sie doch
wieder ausgiebig Gelegenheit, ihre theatralischen Auftritte zu
zelebrieren! Also, mich nerven diese unehrlichen Angeber, und zwar tierisch! Teilzeit-Fans sind jene
"liebenswerten" Zeitgenossen, die sich eigentlich überhaupt
nicht für Fußball interessieren und das auch zwei Jahre
regelmäßig belegen, indem sie es nämlich wagen, Mittwochsabend
zur besten Champions-League-Zeit anzurufen oder Datetermine für
den späten Samstagnachmittag vorzuschlagen. Ein Jahr und 48 Wochen lang geht ihnen Fußball am A... vorbei,
aber plötzlich geschieht ein Wunder, denn pünktlich zu
Großereignissen wie Europa- oder Weltmeisterschaften entdecken
sie den Liebhaber des schnellen Leders in sich und gebärden sich
vor dem Rest der Menschheit als der größte Fußballfanatiker
unter der Sonne. Bei den Olympischen Spielen das gleiche Spektakel: Rechtzeitig
zur Eröffnungsfeier kriechen die Teilzeit-Fans scharenweise aus
ihren Sport-interessiert-mich-nicht-Löchern und markieren den
allwissenden, begeisterten Sportsfreund. Bäh! Zwar haben sich die Teilzeit-Fans in der kurzen Zeit vor dem
Turnier nur kümmerliche Fachkenntnisse aneignen können, die paar
Sachen, die sie auswendig gelernt haben, müssen sie dann aber
unbedingt an den Mann bringen! So erklären sie mit lässiger
Souveränität die Viererabwehrkette, streuen Begriffe wie
Dribbling, Libero und Schwalbe ein (schließlich kennzeichnen
diese Ausdrücke den Profi oder?) und fachsimpeln mit den echten
Fans darüber, warum sie lieber jenen statt den vom Bundestrainer
nominierten Spierler aufgestellt hätten. Neben der mehr oder weniger durchsichtigen Präsentation ihres
Fachwissens outet sich der Teilzeit-Fan vor allem durch ein
extrem auffälliges und dramatisches Verhalten vor, während und
nach dem Spiel. Spitze Schreie, wildes Aufspringen, empörte
Kommentare zu Schiedsrichterentscheidungen, Entsetzens-Hände
vorm Gesicht oder seitlich am Kopf, Freudentänze und innige
Umarmungen nach einem Treffer usw. Natürlich der gesamte Auftritt im angemessenen Kostüm: Wenn
nicht gleich im Nationaltrikot, dann zumindest doch mit Schal,
Kappe oder Fahne. Nicht zu vergessen das schwarz-rot-
goldfarbene Make-up... Der typische Teilzeit-Fan ist in mehr als 80% der Fälle
weiblich (Schande über mein Geschlecht!) und bildhübsch bzw. das
genaue Gegenteil (mehr dazu im folgenden Absatz). Männliche Vertreter dieser vom Aussterben leider in keinster
Weise bedrohten Art sind die personifizierten Anti-Sportler,
denen man bereits 10 Meter gegen den Wind ansehen kann, dass sie
mit körperlicher Ertüchtigung rein gar nichts am Hut haben und
sich auch nicht um die der nationalen Leistungssportler scheren.
Frei nach Churchill: no sports, please. Da sie jedoch nur über ein dürftiges Selbstbewusstsein verfügen
und nicht Häme und Spott ernten wollen, wenn es sich mit simplen
Mitteln umgehen lässt, beugen sie sich bei den sportlichen
Großveranstaltungen dem gesellschaftlichen Druck und reihen sich
in die Schar der sportinteressierten Zuschauer ein. Was sie
allerdings weitaus weniger aufdringlich als ihre weiblichen
Artgenossen praktizieren. Warum führen sie sich nur so peinlich
auf? Die hübschen Damen können es einfach nicht ertragen, die
gewohnte Bewunderung des männlichen Geschlechts an einen so
entwürdigenden Konkurrenten wie den Fußball zu verlieren, und
kämpfen daher mit den oben genannten Mitteln um die ihnen ihrer
Meinung nach gebührende Aufmerksamkeit. Sie wollen immer
bewundert werden und das von möglichst allen Vertretern des
männlichen Geschlechts. Als weiblicher, scheinbar sachkundiger
Fußballfan ist ihnen der entsprechende Erfolg gewiss. Die Motivation der weniger hübschen Damen ist gar nicht mal so
viel anders. Haben sie üblicherweise relativ schlechte Karten,
wenn es um die Verteilung der männlichen Gunst geht, bietet sich
ihnen jetzt eine einmalige Chance, die Aufmerksamkeit auf sich
zu lenken. Kein Wunder, dass sich die hübschen und weniger
hübschen weiblichen Teilzeit-Fans nicht gerade grün sind. Die männlichen Teilzeit-Fans hingegen wollen einfach nur blöde
Sprüche ihrer Umgebung ersparen und nicht für mehrere Wochen als
Außenseiter dastehen, nur weil sie nicht über das aktuelle
Sportgeschehen informiert sind. Wo es doch zum heutigen
Allgemeinwissen gehört, dass der gestrige Platzverweis gegen
Babbel (Oder Nowotny ? Oder Rehmer?) keiner war! Da die Teilzeit-Fans in der Regel nur hauchdünne Bretter bohren
und sich ihr vermeintliches Fachwissen selten über mehr als die
berühmte Herberger-Weisheit vom runden Ball erstreckt, lassen
sich diese Pseudo-Fachleute mit einfachen Fangfragen als solche
entlarven. Meist genügt da schon die Frage nach dem amtierenden
Weltmeister, nach der Vereinszugehörigkeit der Spieler oder nach
dem Gegner, gegen den die Deutschen beim letzten Turnier
rausgeflogen sind. Drei Viertel werden hier bereits passen müssen. Das
hartnäckigere Viertel kriegst du spätestens mit den Fragen nach
den jüngsten Bundesligaabsteigern (damit hat sich nämlich
wirklich keine Zeitungsbeilage anlässlich der
Europameisterschaft beschäftigt), den letzten drei
Nationaltrainern oder dem Weltfußballer des vergangenen Jahres
klein. Dennoch wünsche ich allen, den echten wie den "unechten",
Fußballfans viel Spaß beim kommenden Sport-Event. Und kräftig Daumen drücken!
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