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Kennst du dein Temperament?
Was ist Temperament?
Beispiele
Choleriker
Melancholiker
Phlegmatiker
Sanguiniker
„Mensch, die ist vielleicht temperamentvoll!“
Bestimmt hast du diesen oder einen ähnlichen Ausruf schon mal
gehört.
Genau genommen ist dieser Satz so nicht richtig, denn jeder von
uns hat ein bestimmtes Temperament. Es geht also nicht darum,
Temperament überhaupt zu besitzen, sondern welches.
Temperament – was ist das eigentlich?
Mit dem Begriff Temperament bezeichnen wir die Gesamtheit der
Eigenschaften und Verhaltensweisen, die ein Mensch besitzt:
hilfsbereit, jähzornig, heiter, zurückhaltend usw.
Jeder von uns hat da natürlich ein anderes Sortiment! Dennoch
unterscheidet man bei den Temperamenten vier Grundtypen
(Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker, Sanguiniker), deren
Einteilung auf Hippokrates, einen griechischen Arzt, der vor
knapp 2500 Jahren gelebt hat, zurück geht.
Allerdings sollst du wissen, dass jeder Mensch alle vier
Temperamente in sich vereinigt hat, wobei aber meist eines
stärker in den Vordergrund tritt bzw. sich Mischformen ergeben.
Oder die jeweiligen Merkmale zeigen sich in abgeschwächter Form,
in großen zeitlichen Abständen oder nur in bestimmten
Situationen.
In absolut „lupenreiner“ Form treten die Temperamente höchst
selten auf!
Eine kleine Geschichte vorweg...
Vier Jungen, wir nennen sie Christoph, Markus, Patrick und
Stefan, haben sich in ein und dasselbe Mädchen verliebt. Doch
die so heftig umworbene Schöne lässt alle Vier der Reihe nach
abblitzen. Klar, dass die verschmähten Verehrer nun völlig
frustriert sind und ihrer Enttäuschung Luft machen. Dabei
unterscheiden sie sich jedoch sehr:
Christoph reagiert bedrohlich, ja, er rastet regelrecht aus.
Seine Augen glänzen vor Rachedurst, sein Gesicht läuft rot an
und seine Schläfenadern treten angeschwollen hervor, als er
zornschnaubend in sein Zimmer stürzt und das Bild der
Angebeteten in kleine Fetzen zerreißt. „Der wird ich’s zeigen!“,
stößt er drohend aus.
Markus verkriecht sich in sein Zimmer, legt sich auf sein Bett
und starrt stundenlang die Decke an. Und leidet. Er leidet
heftig und tief. So offensichtlich, dass ihm sogar einige Tränen
in den Augen brennen. Mit gequältem Blick und engem Hals bringt
er mit Mühe und Not einen einzigen Satz heraus: „In meinem Leben
geht immer alles schief!“.
Patrick wiederum hat an seinem Schreibtisch ein Weilchen vor
sich hin gebrummelt und sitzt nun recht gelassen und ruhig da.
Er scheint sich mit der erlittenen Abfuhr bereits abgefunden zu
haben und kramt in aller Ruhe in seiner Büchertasche nach dem
Hausaufgabenheft, um mit den heutigen Schularbeiten zu beginnen.
Dabei seufzt er: „Nun habe ich wenigstens wieder meine Ruhe.
Hoffentlich bleibt das auch eine Weile so.“
Stefan schließlich schimpft wie ein Rohrspatz auf seine
ehemalige Flamme, die ihn so eiskalt abserviert hat. Bei seiner
Schimpftirade beweist er einen beachtlichen Wortschatz und eine
erstaunliche Redegewandtheit. Mit funkelnden Augen steigert er
sich in seine Rage hinein und verdrückt sogar einzelne Tränen
vor Wut. Doch plötzlich ist seine Entrüstung schon wieder vorbei
und er lässt ein letztes Grummeln hören: “Dann eben nicht.
Andere Mütter haben auch noch hübsche Töchter!“
Welches Temperament die vier vergeblichen Casanovas vertreten
haben, kannst du im folgenden nachlesen:
Choleriker Christoph – Der Heißsporn
Die Bezeichnung Choleriker kommt von dem griechischen Wort
„Chole“, das Galle bedeutet. Daher auch die Redewendung, dass
dem Coleriker „die Galle leicht überläuft“. Er neigt nämlich
zu Gereiztheit und erlebt alles mit einer extremen Heftigkeit.
Er ist ein Mensch mit starken Gemütserregungen. Seine Gefühle
sind derart intensiv, dass sie rasch in Zustände wie Wut oder
Jähzorn münden. Choleriker lassen sich leicht reizen und sind
schnell auf „Hundertachtzig“ zu bringen. Sind sie erst einmal
so richtig zornig, vergessen sie sich leicht und verlieren
völlig ihre Beherrschung. Dann fliegt auch schon mal Geschirr
o.ä. durch die Gegend...
Allerdings halten diese stürmischen Gefühle nicht besonders
lange an. Bis es jedoch so weit ist, dass seine Erregung
abklingt, urteilt der Choleriker ungerecht und ist nicht mehr
Herr seiner Handlungen! Hat sich in ihm eine Spannung
aufgebaut, so muss er sie sofort abreagieren. Das verhindert
wenigstens Magengeschwüre...
Der Zorn ist en Cholerikern dabei geradezu ins Gesicht
geschrieben: ihre Augen glänzen vor Angriffslust, ihre Stirn
zeigt Zornesfalten und die Adern an ihren Schläfen schwellen
deutlich an.
Choleriker sind Heißssporne und Draufgänger, deren Willen
durch Widerstand erst so richtig angestachelt wird. Aufgaben
nehmen sie stets mit Schwung in Angriff, wobei sie auf ihre
eigene Kraft vertrauen. Sie können sich leidenschaftlich für
eine Sache einsetzten, auch wenn die Vernunft dagegen spricht
und außer ihnen selbst keiner daran glaubt. Manchmal stürmen
sie regelrecht los und wollen mit dem Kopf durch die Wand.
Denn Geduld zählt nicht unbedingt zu ihren Stärken.
Da der typische Choleriker stark ichbetont, rechthaberisch,
herrschsüchtig und unduldsam ist, kommst du am besten mit ihm
aus, wenn du ihm nachgibst. Wenn alles nach seinem Willen
klappt, fällt er sogar auf Schmeichler herein.
Von seinen Gefühlsausbrüchen einmal abgesehen hat der
Choleriker durchaus auch positive Eigenschaften: zuverlässig,
entschlossen, beständig, begeisterungsfähig und ausdauernd.
Habt ihr auch solche Rumpelstilzchen in eurer Klasse?
Melancholiker Markus – Der Schwarzmaler
Der Melancholiker liebt die Stille in gleichem Maße, wie er
die lärmende Lustigkeit verabscheut. Er nimmt die Dinge in
seinem Leben immer einen Tick zu schwer und neigt dazu, an
sich und sein Verhalten zu strenge Anforderungen zu stellen.
Er besitzt ein überaus empfindliches Gemüt. Dabei beschränkt
er sich auf nur gewichtige Eindrücke, auf das Wesentliche, und
weigert sich, Zeit für Unwichtiges und Nebensächlichkeiten zu
verschwenden. Wenn ihn aber einmal etwas anspricht, dann
beschäftigt sich der Melancholiker auch längere Zeit damit.
Melancholiker verfügen über eine starke, tiefe und nachhaltige
Erlebnisfähigkeit, die zudem noch von Gleichmütigkeit
gekennzeichnet ist. Außerdem ist ihre Bereitschaft zu
spontanen und angemessenen Reaktionen auf das, was um sie
herum passiert, ziemlich abgemindert.
Seine Seele ist sehr verletzlich und neigt zu
Niedergeschlagenheit und pessimistischer Grundeinstellung. So
lautet ein häufiger Ausspruch von ihm: „Das schaffe ich
bestimmt nicht!“
Im Denken ist der Melancholiker allerdings spitze und bohrt in
die Tiefe, weil er den Dingen auf den Grund gehen möchte. In
seiner Arbeit zeigt sich der Melancholiker zwar nicht
besonders anpassungsfähig, flink und flexibel, denn rasches
Umstellen liegt ihm so gar nicht, dafür aber umso fleißiger,
ausdauernder, gründlicher, sorgfältiger und gewissenhafter.
In seinen Gefühlen ist der Melancholiker nicht so wechsel- und
sprunghaft wie beispielsweise der Sanguiniker. Dies und sein
gelegentlicher Wunsch nach dem Alleinsein lassen ihn auf
Außenstehende auch verschlossen wirken.
Er besitzt zwar keinen besonders großen Freundeskreis, dafür
sind seine Freundschaften aber sehr beständig.
Typisch für den Melancholiker ist seine eher traurige,
trübsinnige Stimmung, was auch daher rührt, dass er sich
bereits durch die winzigsten Misserfolge bedrücken und aus der
Bahn werfen lässt.
Zu seinen bestechenden Eigenschaften zählen sein Fleiß, seine
Zuverlässigkeit, seine Gründlichkeit, seine
Gewissenhaftigkeit, seine Treue sowie seine Beständigkeit.
Muntere einen derartigen „Pierrot“ in deiner Umgebung ruhig
mal auf!
Phlegmatiker Patrick – Die Ruhe in Person
Die Grundstimmung des Phlegmatikers ist die Gleichmäßigkeit.
Äußeren Ereignissen steht er gleichmütig gegenüber. Da er nur
über wenig Ehrgeiz verfügt, ist er im allgemeinen mit sich und
der Welt zufrieden bzw. findet sich mit den jeweiligen Dingen
und Gegebenheiten einfach ab.
Die Ruhe ist absolut sein Ding. So behält er in aufregenden
Situationen in seiner unerschütterlichen Art die Nerven, ist
aber auch nur schwer durch vordergründige Reize aus der
Reserve zu locken. Viele Dinge berühren ihn innerlich
überhaupt nicht. Spontane Begeisterung und Erregung sind ihm
fremd. Er gerät nicht nur höchst selten in heftige
Gefühlswallungen, sondern kehrt auch sehr rasch wieder zu
seiner gewohnten Ruhe und Gelassenheit zurück.
Phlegmatiker sind Gemütsmenschen, die ihrer Umgebung
freundlich, gutmütig, verträglich, nachgiebig und tolerant
begegnen. Da sie die Ruhe über alles lieben, verhalten sie
sich eher still und passiv und verabscheuen störende,
aufwühlende Erlebnisse.
Weil Phlegmatiker ziemlich bequeme und lässige Zeitgenossen
sind, dauert es auch lange, bis sie sich mal zu einem
Entschluss durchringen. Dann aber halten sie daran fest, teils
aus Trägheit, teils aus Zähigkeit.
Nach Macht strebt er so gut wie nie. So erreicht er seine
Ziele auch eher auf Umwegen. Auf viele Mitmenschen wirkt der
Phlegmatiker wegen seiner trockenen Reaktionen ziemlich
nüchtern und wegen seiner bedächtigen Art behäbig und faul.
Dabei hängt er lediglich an gewohnten Dingen bzw.
Gegebenheiten und fühlt sich in seinem vertrauten Trott
einfach nur wohl.
Zu den sympathischen Eigenschaften des Phlegmatikers zählen
seine Zufriedenheit, Verträglichkeit, Ausgeglichenheit, Ruhe,
Beherrschtheit sowie seine Anhänglichkeit.
Kennst du so einen unerschütterlichen Fels in der Brandung?
Sanguiniker Stefan – Himmelhoch jauchzend, zu
Tode betrübt
Der Sanguiniker ist von heiterer Grundstimmung, lebhaft und
leicht lenkbar. Da er ein rundum optimistisches Weltbild
besitzt, nimmt er das Leben eher von der leichten Seite und
ohne überängstliche Bedenken. Seine Lebensaufgaben geht er
daher völlig frei und unbefangen an.
Der Sanguiniker verfügt über eine beeindruckende Leichtigkeit
im Ausdruck und ist überaus wortgewandt. Allerdings neigt er
in seiner Arbeitsweise dazu, zu viele verschiedene Dinge auf
einmal in Angriff zu nehmen und sich dadurch oftmals zu
verzetteln. Nach außen wirkt er daher oft oberflächlich und
unkonzentriert.
Ebenso schnell wie seine Reaktionen sprechen seine Gefühle
bereits auf geringe Reize an, die er dann überschwenglich
ausdrückt. So vermag ihn beispielsweise die Freude über eine
einzelne Blume zu einem regelrechten Begeisterungsausbruch
veranlassen, weshalb er dann oft auch als überdreht,
überspannt oder wichtigtuerisch bezeichnet wird.
Zwar spricht der Sanguiniker gefühlsmäßig sehr rasch auf neue
und interessante Dinge an, aber sein Erleben dabei ist eher
schwach, ungleichmäßig und flüchtig. So benötigt er immer
wieder einen Nachschub an unterschiedlichen Eindrücken, um bei
Laune gehalten zu werden. Dabei vergisst er Unangenehmes
leichtherzig.
Sanguiniker sind lebhafte Menschen, die von einem
Gefühlsextrem ins andere fallen können. Eben noch ausgelassen
und vergnügt, und im nächsten Augenblick schon wieder
verzweifelt und unglücklich.
Da es eigentlich Nichts gibt, für das sich Sanguiniker nicht
interessieren und begeistern lassen, finden sie stets schnell
Kontakt zu anderen Menschen, wobei ihre zwischenmenschlichen
Beziehungen oftmals nur recht oberflächlich und kurzlebig
sind. Vielleicht auch deswegen, weil sie häufig Dinge, die sie
sich vorgenommen und zugesagt haben, „vergessen“.
So rasch, wie sich Sanguniker auf neue Situationen einstellen
können, so leicht lassen sie sich auch in ihrer Meinung
umstimmen. Was du bei Bedarf geschickt ausnutzen kannst...
Wegen ihrer leichten Entflammbarkeit und extremen Reaktionen
neigen sie zu sogenannten „Strohfeueraktionen“, bei denen ein
Misserfolg dann auch nicht so schlimm ist, weil sie über
solche schnell hinwegkommen.
Sein Motto lautet: „Das schaffe ich schon!“
Zu den herausragenden Eigenschaften des Sanguinikers gehören
seine Bildung, Anpassungsfähigkeit, Frohsinn,
Zuversichtlichkeit, Beweglichkeit, Herzlichkeit,
Feinfühligkeit sowie seine Aufgeschlossenheit.
Nimm’s also künftig etwas gelassener hin, wenn dein Schatz
wieder mal die unterschiedlichsten Launen an den Tag legt!
Hast du dich in einem der Temperamente wieder erkannt?
Versuch mal, deine Eltern, Geschwister, Freude/Freundinnen,
Lehrer, Mitschüler, Sportkollegen usw. einzuordnen!
Bei manchen kein Problem, bei anderen wiederum...
Das kommt daher, dass auch Melancholiker herzhaft lachen,
Phlegmatiker aufbrausen, Choleriker träge sein oder
Sanguiniker lange Zeit an einer Niederlage herumknabbern
können....
Trotzdem: Viel Spaß dabei!
Und das Ganze nicht zu ernst nehmen...
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