Valentinstag Konsumterror Wieder so ein Festtag, von dem ich
nicht weiß, ob eigentlich schon immer so viel Brimborium darum
gemacht wurde oder ob er mir erst in den letzten Jahren
verstärkt auffiel, einfach deswegen, weil man überhaupt keine
Chance hat, sich dem ganzen rosaroten und zuckersüßen Theater
rund um den Valentinstag im normalen Alltagsleben zu entziehen: • Valentins-Specials der vor Schmalz triefenden
Radio-Wunschkonzerte, • herzförmige Tortenbomben (Bomben aus dem Grund, da sie in der
Regel wegen ihres exorbitant hohen Marzipan- und
Buttercremeanteils wie eine Bombe in unserem armen Magen
einschlagen...), • sündhaft teure Blumengrüße (nach dem Motto "Ich hätte gerne
einen Blumenstrauß, der Ich liebe dich sagen kann und sämtliche
miese Missetaten, die ich meinem Schatz angetan habe wieder
ausbügelt." Der berechnende Hintergedanke ward
selbstverständlich nicht ausgesprochen, aber schließlich soll
sich die Investition auch lohnen...), • natürlich die typischen (einfallslosen) Geschenke wie
Pralinen, Parfüm oder Dessous. Letztere werden vor allem gerne
von "Praktikern" genommen, die für die brave Erfüllung der
lästigen Valentinspflicht (romantisches Essen bei Kerzenlicht
mit gemeinsamen Lesen der alten Liebesbriefe davor und dem in
seligen Erinnerungen schwelgenden Blättern im Fotoalbum danach)
eine entsprechende Entschädigung erwarten, • tja, und inzwischen versuchen sogar die "benachteiligten"
Branchen ihren Anteil vom Valentinskuchen abzubekommen indem sie
anlässlich des 14. Februar für CD-Player (klar, zum Kuschelrock
hören), Waffeleisen (klar, zum Herzwaffeln backen),
Flauschteppiche (klar, zum...) oder Geschirr (zum Werfen?!?)
werben. Eben lauter tolle Sachen, die verdammt gut zum Tag der
Verliebten passen... Doch zurück zum Gedankengang vom Anfang. Dass am 14. Februar Valentinstag ist,
wusste ich schon als kleines Kind, denn mein Großvater hatte an
diesem Datum Namenstag. Das Romantikfieber kannte ich jedenfalls
noch nicht, was vielleicht aber auch schlicht und einfach daran
lag, dass ich mein Herz bis zu diesem Zeitpunkt an ein ganz
besonderes Wesen verschenkt hatte, nämlich an den von mir heiß
und innig geliebten Hund meiner Großeltern... Aber nun mal Spaß beiseite, der Valentinstag verdient es
durchaus, einer ernsthaften Betrachtung unterzogen zu werden.
Wenn er schon zur gnadenlosen Geschäftemacherei missbraucht
wird, dann hat er zumindest das Recht, näher vorgestellt zu
werden, oder? Bei uns in Deutschland ist der Brauch,
den 14. Februar, den Tag des Heiligen Valentins, als Tag der
Verliebten und der Blumen zu feiern, noch relativ jung. Denn man
kennt ihn erst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. In England
und Frankreich dagegen ist dieser Brauch bereits seit dem 14.
Jahrhundert üblich. Zu dieser Zeit glaubten die Mädchen nämlich,
dass der Mann, den sie am 14. Februar zuerst vor ihrem Haus
erblickten, ihr künftiger Ehemann sein würde. Woher kam diese seltsame Annahme? Nun, die Wurzeln dieses Gedanken gehen auf eine Sage über den
Priester Valentin zurück, der im 3. Jahrhundert n. Chr. in Rom
lebte. Von Valentin hat man erzählt, dass er trotz des Verbotes
des damaligen Kaisers Claudius christliche Trauungen vorgenommen
hatte. Das war in einer Zeit, in der die Christen aufs Übelste
verfolgt wurden, bereits Verbrechen genug. Valentin
verschlimmerte seine Situation aber noch, indem er ausgerechnet
Soldaten aus dem kaiserlichen Heer heimlich traute und mit
Blumen beschenkte. Dieses "schändliche" Tun musste Valentin am
14.2. 268 mit dem Märtyrertod bezahlen. Seitdem wird an diesem Datum der Tag der Liebenden gefeiert und
der Brauch beherzigt, am 14. Februar Blumen zu verschenken. Wer
dabei mit seinem Blumengruß mitten ins Herz treffen möchte, der
wählt natürlich rote Rosen oder Tulpen. Weitere Erzählungen rund um den
Valentinstag: • Man munkelt, dass die alten Römer am
14. Februar eine ganz spezielle Verlosung vorgenommen haben
sollen: sie frönten nämlich dem heidnischen Brauch, per Los
ihren "Lebensabschnittsgefährten" für das jeweilige kommende
Jahr zu ermitteln... • Und nochmals die alten Römer: sie huldigten am 14. Februar
ihre Göttin Juno, die sie als Schützerin von Ehe und Familie
verehrten. An diesem Tag wurden die Frauen mit Blumen beschenkt. • Eine weitere Legende um den Heiligen Valentin besagt, dass er
mit der Tochter des römischen Gefängniswärters befreundet war
und ihr vor seiner Hinrichtung eine Karte mit den Worten "von
deinem Valentin" geschickt habe. • Im 17. Jahrhundert beglückte Samuel Pepys, ein britischer
Schriftsteller, seine Gattin mit einem wunderbaren Liebesbrief,
der seiner Frau dermaßen ans Herz ging, dass sie sich mit einem
üppigen Blumenstrauß dafür bedankte. Diese Geste fand in der
High Society Großbritanniens bald eifrige Nachahmer und hat sich
bis auf den heutigen Tag gehalten. Und mittlerweile auch das
"niedere Volk" erfasst... • In Amerika (wo sonst...) schicken sich verliebte junge Leuten
zum Valentinstag Karten mit der Aufforderung "Be my Valentine"
("sei mein Valentin"), was sich frei übersetzen lässt: "Geh an
diesem Tag mit mir aus, vielleicht wird was draus." Wer heute bei seinem Schatz wirklich
punkten will, wird mit fertig gekauften Konditorherzen,
Pralinenschachteln, Blumensträußen und Kartengrüßen nicht weit
kommen. Da nützt dann selbst die überdimensionale wahlweise rote
oder rosa Schleife am Präsent nichts mehr. Klar, der/die
Beschenkte freut sich trotzdem (oder tut zumindest so), aber ein
wenig mehr hätte es schon sein dürfen... Ein wenig mehr Anstrengung (selber kochen und backen), ein
wenig mehr Aufwand (Karte selber basteln und mit einem eigens
verfassten Gedicht beehren), und vor allem ein wenig mehr
Fantasie. Überraschungen und ausgefallene Ideen sind gefragt!
Nein, Tipps bekommt ihr jetzt keine von mir, da dürft ihr
ausnahmsweise mal selbst euren hübschen Kopf zerbrechen... So, und jetzt viel Spaß bei den Vorbereitungen... Ein kleiner Tipp an die Nicht- oder Unglücklich-Verliebten: Um
den romantischen Valentinszauber zu überstehen gibt es
verschiedene Möglichkeiten: a) Ignorieren. b) Alleine feiern mit etwas Leckerem vor der Glotze oder einem
Buch. c) Eine Alternativveranstaltung, will heißen Party o.ä., mit
anderen Leidensgenossen auf die Beine stellen. d) Sich mit dem Gedanken zu trösten, wenigstens im nächsten
Jahr dabei sein zu dürfen. e) Sich an der Vorstellung ergötzen, dass es gerade an diesem
besonderen Tag eine beachtliche Streitquote unter den verliebten
Paaren gibt, wegen Überforderung, misslungener Verlauf des
Abends, enttäuschte Erwartungen usw. Ich persönlich tendiere zu Vorschlag a). Und du? © 2000 Anja Gerstberger, Bilder: Copyright by Corel Draw, verwendet in Lizenz
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