Die Wenn-dann-Falle

Satzgefüge mit den Wörtern "Wenn..." und "...dann" sind mit Vorsicht zu genießen.

Weil sie nämlich zu oft verführerische, aber leider verhängnisvolle Denkfallen bilden.

Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, so wie bei jeder Regel eben.

Manchmal stimmen diese Gedankengebilde ja tatsächlich, wenn sie auf Vernunft gründen und nicht dem Wunschdenken entspringen.

Und genau dieser Punkt macht den entscheidenden Unterschied zwischen zutreffend und gefährlich aus.

Kein Mensch wird die Gültigkeit folgender Wenn-dann-Sätze bezweifeln:

  • Wenn ich ein gutes Abschlusszeugnis habe, dann eröffnen sich mir beruflich mehr und bessere Chancen als mit einem schlechten.

  • Wenn ich regelmäßig jogge, dann verbessert sich meine Ausdauer.

  • Wenn ich mehr esse, als ich durch Bewegung verbrauche, dann nehme ich zu.

  • Wenn ich nie ausgehe und nur zu Hause herumsitze, dann lerne ich auch keine neuen Leute kennen.

  • Wenn ich mir etwas kaufen möchte, für das mein Taschengeld nicht reicht, dann muss ich länger darauf sparen oder mir etwas dazu verdienen.

  • Wenn ich nicht regelmäßig übe, dann werde ich das neue Klavierstück nie fehlerfrei spielen können.

  • Wenn ich ein fremdes Essen nicht ausprobiere, dann werde ich nie wissen, ob es mir schmeckt oder nicht.

  • Wenn ich zu viel Alkohol trinke, dann werde ich betrunken und verliere die Kontrolle über mich selbst.

  • Wenn ich die englische Sprache gut beherrsche, dann kann ich mich im Ausland fast überall ausreichend verständigen.

  • Wenn ich ungeschützten Geschlechtsverkehr habe, kann ich schwanger werden bzw. mir eine ansteckende Krankheit einfangen.

  • Wenn ich mich einmal getraut habe, eine fremde Person bzw. meinen heimlichen Schwarm anzusprechen, dann wird es mir beim zweiten Mal nicht mehr so schwer fallen.

  • Wenn ...

    Wie gesagt, diese Beispiele gehen in Ordnung, weil sie mit dem gesunden Menschenverstand nachzuvollziehen und nach unzähligen Erfahrungen als wahr bestätigt worden sind.


    Die 6 verbreitetsten Wenn-dann-Fallen:

    Daneben gibt es aber auch eine Reihe von so genannten Wenn-dann-Fallen, Denkfallen, in die leider allzu viele (und nicht nur junge!) Leute blind hinein tappen und dann hilflos drin feststecken. Sätze, die nicht im vernünftigen Denken, sondern in der Phantasie wurzeln und in eine verhängnisvolle Traumwelt locken. Was fatale Folgen haben kann.

    Damit du nicht auf diese vermeintlich richtigen, aber in der Wirklichkeit eben nicht zutreffenden Wenn-dann-Fallen hereinfällst und später ein böses Aufwachen erlebst, fidest du nun die gefährlichsten Beispiele mit Erläuterung der jeweiligen Gefahren, die sie verbergen.


    1. Wenn ich immer topmodische Markenklamotten trage, dann werde ich von allen akzeptiert.

    Nein! Dann "mögen" sie dich allein wegen deiner Bereitschaft, für so genannte Kultlabels eine Menge Kohle hinzublättern, für dein bereitwilliges Mitspielen bei diesem Marken-Wettrüsten, für dein stillschweigendes Ja zu einem zweifelhaften Modediktat. Deine Marken-Uniform ist deine Eintrittskarte zu einem Heer willenloser Konsumjünger. Nicht du wirst akzeptiert, sondern deine Hülle. Schade, denn ich habe mir meine Freunde nach ihren Einstellungen und Eigenschaften ausgesucht. Ihre Outfits sind mir wurscht.

    2. Wenn ich mich erst einmal auf mein Wunschgewicht herunter gehungert habe, dann kann ich ein erfolgreiches Fotomodell werden.

    Nein! Denn dazu gehört eine Menge mehr als nur extreme Magerkeit! Ohne ein hübsches und "modellierbares" Gesicht, die entsprechende Größe, harmonische Proportionen, Persönlichkeit, Zugehörigkeit zum derzeit gefragten "Typ", eine gewisse Einzigartigkeit bzw. ein spezielles Markenzeichen, eine Menge Ausstrahlung sowie eine gehörige Portion Glück wird kein Mädchen zum gefragten Model. Allerdings ganz schnell ein Opfer der Magersucht oder eine wegen ihrer eingebildeten Arroganz isolierte Außenseiterin.


    3. Wenn ich meinen Freunden öfter eine Runde ausgebe, dann mache ich mich bei ihnen so richtig beliebt.

    Nein! Du kannst dir viele Dinge kaufen, aber keine Freundschaft und Anerkennung.

    Die erwirbst du dir durch deinen Charakter und dein tolles Verhalten. Großkotzig eine Runde zu schmeißen ist wahrlich keine beeindruckende Leistung, wohl aber, dem Kumpel die Versetzung durch zahllose Lernstunden zu retten oder die verzweifelte Freundin in ihrem Liebeskummer zu trösten. Denn wahre Freunde lassen sich nicht bestechen, sondern zeigen sich erst bei Problemen und in Notsituationen. Geld allein macht weder glücklich noch beliebt.


    4. Wenn ich alles mache, was mein Schatz von mir verlangt, dann verliere ich ihn/sie nicht.

    Nein! Dinge zu tun, hinter denen du nicht mit deiner vollen Überzeugung stehst, treten nur deine Persönlichkeit, deinen Stolz und dein Selbstbewusstsein mit Füßen. Du machst dich selber klein, indem du deinen freien Willen für ein zweifelhaftes Ziel aufgibst. Kann dein Schatz bei dir alles ohne jeden Widerstand erreichen, wird er dich nicht toll, sondern bald langweilig finden. Mit ihm zu schlafen, obwohl du eigentlich noch nicht dazu bereit bist, nur damit er bei dir bleibt, ist der Anfang vom Ende eurer Beziehung. Liebt er dich, wird er dich nicht bedrängen. Liebt er dich nicht (mehr), wird ihn auch eine Verzweiflungstat nicht halten. Selbstbehauptung statt Selbsterniedrigung heißt die Devise!


    5. Wenn ich keine Hakennase, abstehende Ohren oder Minibusen hätte, dann hätte ich beim anderen Geschlecht mehr Chancen.

    Nein! Wahre Schönheit kommt von innen, kein abgedroschener Spruch, sondern die schlichte Wahrheit. Verliebte Menschen beispielsweise wirken nach außen besonders anziehend, weil ihre Augen strahlen und ihr Gesicht eine frische Farbe hat, ja, sich ihr Glück eben in ihrem Äußeren widerspiegelt. Auch eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und frische Luft sorgen für mehr natürliche Schönheit, denn dein Körper zeigt mit einem guten Aussehen, dass er sich wohl fühlt. Ebenso innere Ausgeglichenheit und Zufriedenheit mit sich selbst. Wer mit sich und seinem Leben im Reinen ist, wirkt auf andere Menschen gelassen und souverän - und attraktiv.

    Selbstverständlich, kannst du der Natur etwas nachhelfen und deine optischen Vorzüge gekonnt betonen: Passende Frisuren, Schnitte, Farben und Make-up können Schwachstellen verstecken und Highlights unterstreichen. Was durchaus okay ist. Ganz anders sieht es jedoch mit Schönheitsoperationen aus: Korrigierte Nasen, aufgespritzte Lippen und aufgepeppte Brüste mögen vielleicht deiner persönlichen Vorstellung von Schönheit ensprechen und dein geringes Selbst-bewusst-sein etwas aufpolieren, aber sie beschneiden dich immer auch in deiner Persönlichkeit.

    Wann immer der Natur ins Handwerk gepfuscht wird, entsteht Künstlichkeit. Und jede Menge langweiliger Einheitspuppen. Also ich für meine Person finde Typen mit kleinen Makeln wesentlich spannender, vor allem wenn sich hinter ihrem Äußeren noch ein interessanter Charakter verbirgt ...


    6. Wenn ich diese bekloppte Mutprobe nicht mache, dann halten mich meine Kumpels für einen weinerlichen Warmduscher.

    Nein! Mutproben sind meist nicht nur völlig hrinrissig und absolut sinnlos, sondern häufig auch gefährlich. Weil mögliche negative Folgen nicht bedacht oder unterschätzt werden. Was ist daran, bitte schön, mutig, seine kostbare Gesundheit bei bescheuerten Kletter-, Spring-, Im-letzten-Moment-Wegspringen- oder Möglichst-nahe-an-die-Kante-ranfahren-Aktionen aufs Spiel zu setzen? Im Krankenhaus kommt die Einsicht leider zu spät. Was dagegen wirklich deinen Mut bezeugt, ist ein klares Nein zu derlei Aufnahmeritualen zu sagen. Das gleiche gilt für Wettrennen mit Mopeds bzw. Autos, gemeinsame Drogensessions, Wettsaufen und ähnlichen Schwachsinn. Sich selber treu bleiben ist mutig. Sich dem pubertären Protzgehabe unterzuordnen dagegen ziemlich jämmerlich.


    7. Wenn ich bis 16 nicht mit einem Jungen geschlafen habe, dann stempeln mich die anderen als prüde Zicke oder verklemmte Henne ab.

    Nein! Sexualität hat etwas mit Liebe und persönlicher Hingabe zu tun und weniger mit Leistung oder gar dem Erfüllen vermeintlicher Altersstandards. Kein Mensch muss mit 14 geküsst oder mit 16 Geschlechtsverkehr gehabt haben! Jeder von uns ist ein einzigartiges Wesen, das allein nach seinem Entwicklungsstand, seiner inneren Bereitschaft, seiner seelischen und körperlichen Reife, seinen Gefühlen für den Partner für sich selbst entscheidet, wie weit es in der körperlichen Liebe zu gehen bereit ist. Außerdem gehört dazu noch immer eine zweite Person, will heißen einen Partner. Nicht jeder Topf findet so schnell wie die anderen seinen Deckel. Es gibt "Frühreife" und "Spätzünder". Weder ist das Eine zu bewundern, noch das Andere zu bedauern oder gar zu verurteilen. Und mit 16 mit einem Jungen zu schlafen, nur weil man es in diesem Alter schon erlebt haben sollte, ist Quatsch. Davon abgesehen wird die Enttäuschung vorprogrammiert sein.


    Also, wenn du diesem Beitrag gelesen und kapiert hast, dann solltest du künftig nicht mehr in diese Wenn-dann-Fallen tappen, oder?



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