Satzgefüge mit den Wörtern "Wenn..." und "...dann" sind mit
Vorsicht zu genießen.
Weil sie nämlich zu oft verführerische, aber leider
verhängnisvolle Denkfallen bilden.
Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, so wie bei jeder Regel
eben.
Manchmal stimmen diese Gedankengebilde ja tatsächlich, wenn sie
auf Vernunft gründen und nicht dem Wunschdenken entspringen.
Und genau dieser Punkt macht den entscheidenden Unterschied
zwischen zutreffend und gefährlich aus.
Kein Mensch wird die Gültigkeit folgender Wenn-dann-Sätze
bezweifeln:
Wenn ...
Wie gesagt, diese Beispiele gehen in Ordnung, weil sie mit
dem gesunden Menschenverstand nachzuvollziehen und nach
unzähligen Erfahrungen als wahr bestätigt worden sind.
Die 6 verbreitetsten Wenn-dann-Fallen:
Daneben gibt es aber auch eine Reihe von so genannten
Wenn-dann-Fallen, Denkfallen, in die leider allzu viele (und
nicht nur junge!) Leute blind hinein tappen und dann hilflos
drin feststecken. Sätze, die nicht im vernünftigen Denken,
sondern in der Phantasie wurzeln und in eine verhängnisvolle
Traumwelt locken. Was fatale Folgen haben kann.
Damit du nicht auf diese vermeintlich richtigen, aber in der
Wirklichkeit eben nicht zutreffenden Wenn-dann-Fallen
hereinfällst und später ein böses Aufwachen erlebst, fidest du
nun die gefährlichsten Beispiele mit Erläuterung der
jeweiligen Gefahren, die sie verbergen.
1. Wenn ich immer topmodische Markenklamotten trage, dann
werde ich von allen akzeptiert.
Nein! Dann "mögen" sie dich allein wegen deiner Bereitschaft,
für so genannte Kultlabels eine Menge Kohle hinzublättern, für
dein bereitwilliges Mitspielen bei diesem Marken-Wettrüsten,
für dein stillschweigendes Ja zu einem zweifelhaften
Modediktat. Deine Marken-Uniform ist deine Eintrittskarte zu
einem Heer willenloser Konsumjünger. Nicht du wirst
akzeptiert, sondern deine Hülle. Schade, denn ich habe mir
meine Freunde nach ihren Einstellungen und Eigenschaften
ausgesucht. Ihre Outfits sind mir wurscht.
2. Wenn ich mich erst einmal auf mein Wunschgewicht
herunter gehungert habe, dann kann ich ein erfolgreiches
Fotomodell werden.
Nein! Denn dazu gehört eine Menge mehr als nur extreme
Magerkeit! Ohne ein hübsches und "modellierbares" Gesicht, die
entsprechende Größe, harmonische Proportionen, Persönlichkeit,
Zugehörigkeit zum derzeit gefragten "Typ", eine gewisse
Einzigartigkeit bzw. ein spezielles Markenzeichen, eine Menge
Ausstrahlung sowie eine gehörige Portion Glück wird kein
Mädchen zum gefragten Model. Allerdings ganz schnell ein Opfer
der Magersucht oder eine wegen ihrer eingebildeten Arroganz
isolierte Außenseiterin.
3. Wenn ich meinen Freunden öfter eine Runde ausgebe, dann
mache ich mich bei ihnen so richtig beliebt.
Nein! Du kannst dir viele Dinge
kaufen, aber keine Freundschaft und Anerkennung.
Die erwirbst du dir durch deinen Charakter und dein tolles
Verhalten. Großkotzig eine Runde zu schmeißen ist wahrlich
keine beeindruckende Leistung, wohl aber, dem Kumpel die
Versetzung durch zahllose Lernstunden zu retten oder die
verzweifelte Freundin in ihrem Liebeskummer zu trösten. Denn
wahre Freunde lassen sich nicht bestechen, sondern zeigen sich
erst bei Problemen und in Notsituationen. Geld allein macht
weder glücklich noch beliebt.
4. Wenn ich alles mache, was mein Schatz von mir verlangt,
dann verliere ich ihn/sie nicht.
Nein! Dinge zu tun, hinter denen du nicht mit deiner vollen
Überzeugung stehst, treten nur deine Persönlichkeit, deinen
Stolz und dein Selbstbewusstsein mit Füßen. Du machst dich
selber klein, indem du deinen freien Willen für ein
zweifelhaftes Ziel aufgibst. Kann dein Schatz bei dir alles
ohne jeden Widerstand erreichen, wird er dich nicht toll,
sondern bald langweilig finden. Mit ihm zu schlafen, obwohl du
eigentlich noch nicht dazu bereit bist, nur damit er bei dir
bleibt, ist der Anfang vom Ende eurer Beziehung. Liebt er
dich, wird er dich nicht bedrängen. Liebt er dich nicht
(mehr), wird ihn auch eine Verzweiflungstat nicht halten.
Selbstbehauptung statt Selbsterniedrigung heißt die Devise!
5. Wenn ich keine Hakennase, abstehende Ohren oder
Minibusen hätte, dann hätte ich beim anderen Geschlecht mehr
Chancen.
Nein! Wahre Schönheit kommt von innen, kein abgedroschener
Spruch, sondern die schlichte Wahrheit. Verliebte Menschen
beispielsweise wirken nach außen besonders anziehend, weil
ihre Augen strahlen und ihr Gesicht eine frische Farbe hat,
ja, sich ihr Glück eben in ihrem Äußeren widerspiegelt. Auch
eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und frische Luft sorgen
für mehr natürliche Schönheit, denn dein Körper zeigt mit
einem guten Aussehen, dass er sich wohl fühlt. Ebenso innere
Ausgeglichenheit und Zufriedenheit mit sich selbst. Wer mit
sich und seinem Leben im Reinen ist, wirkt auf andere Menschen
gelassen und souverän - und attraktiv.
Selbstverständlich, kannst du der Natur etwas nachhelfen und
deine optischen Vorzüge gekonnt betonen: Passende Frisuren,
Schnitte, Farben und Make-up können Schwachstellen verstecken
und Highlights unterstreichen. Was durchaus okay ist. Ganz
anders sieht es jedoch mit Schönheitsoperationen aus:
Korrigierte Nasen, aufgespritzte Lippen und aufgepeppte Brüste
mögen vielleicht deiner persönlichen Vorstellung von Schönheit
ensprechen und dein geringes Selbst-bewusst-sein etwas
aufpolieren, aber sie beschneiden dich immer auch in deiner
Persönlichkeit.
Wann immer der Natur ins Handwerk gepfuscht wird, entsteht
Künstlichkeit. Und jede Menge langweiliger Einheitspuppen.
Also ich für meine Person finde Typen mit kleinen Makeln
wesentlich spannender, vor allem wenn sich hinter ihrem
Äußeren noch ein interessanter Charakter verbirgt ...
6. Wenn ich diese bekloppte
Mutprobe nicht mache, dann halten mich meine Kumpels für
einen weinerlichen Warmduscher.
Nein! Mutproben sind meist nicht nur völlig hrinrissig und
absolut sinnlos, sondern häufig auch gefährlich. Weil mögliche
negative Folgen nicht bedacht oder unterschätzt werden. Was
ist daran, bitte schön, mutig, seine kostbare Gesundheit bei
bescheuerten Kletter-, Spring-, Im-letzten-Moment-Wegspringen-
oder Möglichst-nahe-an-die-Kante-ranfahren-Aktionen aufs Spiel
zu setzen? Im Krankenhaus kommt die Einsicht leider zu spät.
Was dagegen wirklich deinen Mut bezeugt, ist ein klares Nein
zu derlei Aufnahmeritualen zu sagen. Das gleiche gilt für
Wettrennen mit Mopeds bzw. Autos, gemeinsame Drogensessions,
Wettsaufen und ähnlichen Schwachsinn. Sich selber treu bleiben
ist mutig. Sich dem pubertären Protzgehabe unterzuordnen
dagegen ziemlich jämmerlich.
7. Wenn ich bis 16 nicht mit einem Jungen geschlafen habe,
dann stempeln mich die anderen als prüde Zicke oder
verklemmte Henne ab.
Nein! Sexualität hat etwas mit Liebe und persönlicher Hingabe
zu tun und weniger mit Leistung oder gar dem Erfüllen
vermeintlicher Altersstandards. Kein Mensch muss mit 14
geküsst oder mit 16 Geschlechtsverkehr gehabt haben! Jeder von
uns ist ein einzigartiges Wesen, das allein nach seinem
Entwicklungsstand, seiner inneren Bereitschaft, seiner
seelischen und körperlichen Reife, seinen Gefühlen für den
Partner für sich selbst entscheidet, wie weit es in der
körperlichen Liebe zu gehen bereit ist. Außerdem gehört dazu
noch immer eine zweite Person, will heißen einen Partner.
Nicht jeder Topf findet so schnell wie die anderen seinen
Deckel. Es gibt "Frühreife" und "Spätzünder". Weder ist das
Eine zu bewundern, noch das Andere zu bedauern oder gar zu
verurteilen. Und mit 16 mit einem Jungen zu schlafen, nur weil
man es in diesem Alter schon erlebt haben sollte, ist Quatsch.
Davon abgesehen wird die Enttäuschung vorprogrammiert sein.
Also, wenn du diesem Beitrag gelesen und kapiert hast, dann
solltest du künftig nicht mehr in diese Wenn-dann-Fallen
tappen, oder?
© 2000 Anja Gerstberger, Bilder: © Corel
Gallery Magic und Corel Draw, verwendet in Lizenz