Hilfe, mein Freund drängt mich zum Sex!
Meist wollen die Mädchen länger warten als ihr Freund
Wie du seine "Argumente" konterst
Nina (15) und Thorsten (17) sind ineinander verliebt.
Ein glückliches Paar, von vielen Gleichaltrigen um ihre Liebe
beneidet.
Inzwischen haben sie sogar das Einjährige geschafft und sitzen
nun Händchen haltend bei ihrem Lieblingsitaliener, um das
Jubiläum auch gebührend zu feiern.
Ein tiefer Blick in die Augen, gegenseitiges Versinken.
"Ich liebe dich.", flüstert Thorsten und streichelt dabei
zärtlich über Ninas Wange.
"Ich dich auch.", haucht Nina zurück und fühlt eine innige Wärme
in sich aufsteigen.
"Lass es uns heute tun...", schlägt Thorsten vor.
Peng! Romantik ade! Willkommen Ernüchterung. Enttäuscht entzieht
Nina ihrem Schatz ihre Hand und starrt schweigend auf die
Tischdecke, so als wäre das der spannendste Anblick der Welt.
"Du kennst doch meine Einstellung!", stößt sie nach zwei
endlosen Minuten hervor. "Ich möchte noch etwas warten."
"Aber", setzt Thorsten an und bringt wieder die alten Argumente,
mit denen er seine Nina seit einigen Wochen überzeugen will.
Nina blickt ihn traurig an und überlegt im Stillen, wie weit es
mit Thorstens Liebe für sie wirklich her ist, wenn er sie
dermaßen bedrängt und keine Rücksicht auf sie nehmen will.
So wie Nina geht es vielen Mädchen. Denn oft möchten die Jungen
schneller weiter gehen, als die Mädchen bereit sind. Und setzten
sie nicht selten mit fadenscheinigen Gründen unter Druck, nur um
ihren Willen durchzusetzen.
Was mit wahrer Liebe nicht mehr sonderlich viel zu tun hat.
Wenn es dir genauso ergeht, kannst du
• natürlich nachgeben (was du aber bitter bereuen könntest und
einem Selbstverrat gleichkommt),
• dich von ihm trennen oder eine Auszeit erbitten (was wohl auf
das gleiche Ergebnis hinauslaufen dürfte),
• oder versuchen, seinen windigen Gründen den Boden zu
entziehen, indem du miit weitaus überzeugenderen Gegenargumenten
konterst.
Entscheidest du dich für Strategie Nummer Drei, dann findest
du hier die passende Munition für eure "Verbalschlacht":
"Wir sind doch jetzt schon vier Monate zusammen!"
Manche Mädchen schlafen schon am ersten Abend mit einem Jungen
oder nach vier Wochen mit ihrem neuen Freund. Andere wiederum
wollen warten, bis sie ein bestimmtes Alter erreicht haben oder
ihre Beziehung etliche Monate oder wie bei Nina auch länger
überdauert hat. Es gibt weder Wartezeiten, die einzuhalten sind,
noch Zeitspannen, nach deren Ablauf der Partner ein "Recht"
darauf hat, Sex zu bekommen. Im Gegenteil, erst wenn beide dafür
bereit sind, sollte "es" passieren. Gibt es einen
überzeugenderen Beweis für seine Liebe als wenn der Schatz sich
ohne Drängeln und seine Partnerin unter Druck zu setzen in
Geduld übt, bis sie soweit ist?
Dein Konter: "Ich habe gar nicht gewusst, dass es für Paare
eine bestimmte Frist gibt, nach der sie miteinander schlafen
müssen!"
"Die Freundinnen meiner gleichaltrigen Kumpels stellen sich
nicht so zickig an wie du!"
Lass dich bloß nicht von diesem unfairen Spruch weich klopfen!
Egal, was andere Mädchen tun oder Statistiken in den
Jugendzeitschriften behaupten, du hast das Recht darauf, deine
persönlichen Bedürfnisse und Vorstellungen durchzusetzen.
Deswegen bist du genauso "normal" wie die anderen
Gleichaltrigen, klar! Deine Individualität zu verteidigen
anstatt die willenlose Mitäuferin zu markieren zeugt von wahrem
Charakter und beweist nur, dass du ein wirklich einzigartiges
Mädchen bist.
Davon abgesehen, geben die Jungen untereinander oft mit ihrem
aufregenden Liebesleben und ihren diesbezüglichen Heldentaten
an, wobei sie gerne übertreiben, um vor ihren Kumpels besonders
toll dazustehen. Also nicht alles glauben...
Dein Konter: "Ich bin ich und habe eben mein persönliches
Tempo, was aber nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun hat!"
"Vom Alter her ist es doch erlaubt!"
Gut, es gibt bestimmte Altersgrenzen, die der Gesetzgeber für
Jugendliche und ihre Rechte festgesetzt hat. Mit 15 darfst du
Mofa fahren, mit 16 rauchen, Alkohol trinken und Sex haben, mit
18 den Führerschein machen, wählen und Verträge unterschreiben.
Wohlgemerkt, du darfst diese Dinge jetzt tun, was aber nicht
bedeutet, dass du dazu verpflichtet bist! Lass dir also nicht
deine Rechte von deinem Liebsten in eine "Pflicht" ummünzen,
denn über allem stehen schließlich deine Rechte auf "die freie
Entfaltung deiner Persönlichkeit" bzw. auf "sexuelle
Selbstbestimmung"!
Dein Konter: "Ich rauche ja auch nicht, nur weil ich das mit 16
Jahren dürfte!"
"Du kannst mich doch nicht erst anheizen und mir dann die
rote Karte zeigen!"
Ein beliebtes Argument: Der Herr der Schöpfung kann seine
Hormone und seinen Sexualtrieb nicht mehr unter Kontrolle
halten, nachdem ihm seine Liebste zuvor zu sehr angetörnt hat.
Heftige Zungenküsse und Petting haben seiner Meinung nach direkt
zum Geschlechtsverkehr zu führen, so ´ne Art Versprechen auf
"mehr".
Erregung will schließlich abreagiert werden... Frag ihn
einfach, ob er unter diesem Aspekt lieber völlig auf derartige
Zärtlichkeiten verzichten möchte oder ob es ihm nicht doch
lieber ist, die Ausdrucksformen deiner Liebe zu genießen, die du
momentan zu geben bereit bist.
Dein Konter: "Nicht jede Mahlzeit besteht aus mehreren Gängen!"
"Du liebst mich nicht richtig, sonst würdest du es tun!"
Der billigste und wohl auch abgedroschenste aller
Erpressungsversuche, der den Begriff Liebe mit Füßen tritt.
Jemanden zu lieben, heißt nämlich noch lange nicht, alles für
denjenigen zu tun bzw. gegen die eigenen Prinzipien zu
verstoßen. Liebe ist freiwillig und lässt sich auf vielfältige
Weise zeigen. Und erfordert beiderseitige Rücksichtnahme.
Kompromisse gehören freilich dazu, nicht aber die der "faulen"
Art! Handfeste "Beweise" gehören vor Gericht, aber nicht in eine
Partnerschaft!
Dein Konter: "Und wenn deine Gefühle mir gegenüber echt wären,
würdest du mich nicht unter Druck setzen!"
Selbstverständlich kann das Problem auch in umgekehrter
Variante auftreten.
"Liebestolle" Mädchen, die ihren Schatz sexuell in die Enge
treiben wollen, sind zwar seltener, aber durchaus vorhanden.
Und mit denselben Gegenargumenten auszukontern...
© 2000 Anja Gerstberger
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