Untreue Treue wird hoch geschätzt Sie hängt wie das berühmte Damoklesschwert über jeder Beziehung
und wird von Verliebten gefürchtet wie die Pest: Untreue. Treue - ein hoch geschätzter Wert In einem Punkt sind sich alle Umfragen der Welt einig. Bei
Eigenschaften, die der Traumpartner haben soll, steht Treue an
erster Stelle. Schon lange und mit großem Abstand. Bei Alt und
Jung. Bei Männlein wie Weiblein. Treue ist "in" und das aus vielen Gründen. Trotz vieler
Scheidungen und zerbrochener Beziehungen halten nahezu alle
Menschen am Ideal der ewigen und vollkommenen Liebe fest, weil
sie Treue und Liebe gleich setzen, weil sie an eine neue Chance
glauben, nicht zuletzt, weil sie Angst vor AIDS haben. In vielen Fällen führt gebeichtete Untreue zum Ende der
Beziehung. Der Minimalschaden ist zumindest ein tiefer Riss. Das
empfindliche Liebes-Porzellan ist zwar noch nicht völlig
zerschlagen, aber wie lange es halten wird, ist ungewiss. Und da wir um die zerstörerische Kraft und damit die Gefahr für
unser Liebesglück kennen, die von der Untreue ausgeht, fordern
wir von unserem Partner bedingungslose Treue ein und
verpflichten uns im Gegenzug selbst zu absoluter Treue. Leider gibt es da nicht selten ein Problem, auch wenn sich die
Partner gegenseitige Treue versprochen haben. Nämlich dass sich
die jeweilige Auffassungen, wo die Untreue beginnt, erheblich
unterscheiden. Was der eine vielleicht noch toleriert, ist für
den anderen bereits ein handfester Betrug. Wo fängt Untreue überhaupt an? Manche Leute unterscheiden zwischen "geistiger" und
"körperlicher" Untreue, hier ernsthafte Gefühle, dort
Triebbefriedigung durch Sex. Vor allem Erwachsene finden es
schlimmer, wenn der Partner sich emotional von ihnen ab- und
einer anderen Person zuwendet, als wenn er einen bedeutungslosen
One-Night-Stand beichten würde. Das Erste geht an die Grundfeste
der Beziehung, das Zweite dagegen nicht. Ein Sachverhalt, den
gerade sehr junge Menschen nicht begreifen können. Für sie ist
der Seitensprung meist das Aus der Partnerschaft, während die
"geistige" Untreue ihnen weitaus weniger Kopfzerbrechen und
Schmerzen bereitet. Erkennst du dich wieder? Kann gut sein, dass du mit 40 Jahren ganz anders über Treue und
Untreue denkst als heute... Wie Untreue aussehen kann, zeigen folgende Aussagen: Untreue ist für mich, wenn mein Partner • "sich in eine andere Person verliebt, auch wenn er noch
nichts "Körperliches" mit ihr hatte". • "einem platonischen Freund/Freund mehr anvertraut als mir,
dem eigentlichen Partner". • "von einem anderen Partner träumt". • "so offensichtlich mit einer anderen Person flirtet, dass es
jeder mitbekommt". • "hemmungslos eine andere Person anbaggert". • "mit einer anderen Person herum knutscht". • "mit einer anderen Person schläft". Du siehst, eine ziemlich breite Palette. Möglicherweise wäre
mal ein Gespräch mit deinem Partner zu diesem heiklen Thema gar
nicht schlecht. Um Ängste abzubauen und zu schauen, ob man in
diesem Punkt auf einer Wellenlänge liegt und die gleichen
Vorstellungen hat. Wenn die Partner vorher die möglicherweise andere Meinung ihres
Schatzes kennen, wissen sie wenigstens in den entsprechenden
Situationen, wo es für sie und ihre Beziehung gefährlich zu
werden beginnt. Weil sie sich bewusst sind, dass sie ab hier dem
anderen weh tun, obwohl sie die Sache selbst etwas anders sehen.
Wie sie sich letztendlich verhalten, ist immer noch ihre
Angelegenheit, aber sie können hinterher dann nicht mehr
behaupten, sie hätten von nichts gewusst. Grundsätzlich ist Untreue, ob geistig oder körperlich, immer
ein Indiz dafür, dass mit der Beziehung irgend etwas nicht
stimmt. Dann ist Arbeit und Veränderung angesagt. Oder eben doch Trennung.
"Appetit holen darf er sich meinetwegen, aber gegessen wird
daheim!" (unbekannt) "Männer und Frauen sind nur mit Willen ungetreu!" (Goethe) "Welche Naivität in der Treue! In der Untreue welche
Ehrlichkeit!" (Heinrich Heine) "Junge Leute möchten treu sein und sind es nicht, alte möchten
untreu sein und können es nicht." (Oscar Wilde) "Treue ist meist nur noch die zur Moral erstarrte Liebe von
gestern." (Hans Lohberger) "Treue ist irgendwo absolut oder sie eist es gar nicht." (Karl
Jaspers) © 2000 Anja Gerstberger
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