Urlaubsliebe Wir verlieben uns leichter Heißer Flirt, jahreszeitliche
Romanze, täuschendes Glück. Warum wir uns im Urlaub so leicht
verlieben: • Im Urlaub sind wir entspannter als im
Alltag. Keine Termine, keine Hektik, keine Arbeit. Das macht
sich für uns postiv in einer tolleren Ausstrahlung bemerkbar.
Obwohl wir nach wie vor die gleiche Person sind, wirken wir auf
unsere Umwelt viel relaxter, sympathischer, interessanter als
sonst. • In einer fremden Umgebung können wir uns ungezwungener geben
und trauen uns mehr. Es gibt keine Nachbarn, Kollegen oder
Mitschüler, vor denen man "glänzen" oder irgendeine Fassade
bewahren will. Die lockere Atmosphäre in einem anderen Land mit
unverbindlichen Kontakten zu anderen Urlaubern lässt uns so
manche Hemmschwelle überwinden. Wir tragen ein gewagteres
Outfit, machen bei ausgelassenen Unternehmungen mit, legen eine
besonders flotte Sohle aufs Tanzparkett. Kein Wunder, dass wir
plötzlich viel aufregender und verführerischer erscheinen! Was
automatisch zahlreiche Verehrer(innen) anlockt. • Umgekehrt funktioniert dieser "Strahle-Effekt" natürlich
genauso. Plötzlich finden wir Menschen anziehend, die wir zu
Hause nicht einmal bemerken oder von denen wir aus
Vernunftgründen die Finger lassen würden. Im Urlaub verändert
sich unsere Wahrnehmung und ehemalige Grenzen verschwinden.
Macho? Egal! Ein Kopf kleiner? Egal! Fünf jahre älter? Egal!
Egal, egal, egal! Gefühle pur statt ernüchternde Vernunft! • Andere Länder, andere Sitten, andere Menschen. Und das Andere
wirkt nicht mehr fremd auf uns so wie zu Hause, in unserer
gewohnten Umgebung, sondern plötzlich faszinierend, aufregend
und reizvoll. Da gleichzeitig viele Einheimischen einer kurzen,
unverbindlichen und für sie meist folgenlosen Affäre mit einer
Touristin/einem Touristen gegenüber aufgeschlossen sind bzw
sogar glauben, dass dieser spezielle "Service" von ihnen
erwartet wird, gibt es sehr viele multinationale Liebschaften. • Gerade "Mauerblümchen" oder "Romeos aus der dritten Reihe"
polieren ihr angekackstes Selbstbewusstsein mit einer leichter
als sonst zu kriegenden Romanze auf. Warum Urlaubslieben so gut wie nie
"halten": Seufz, träumen wir nicht alle von der großen Liebe, die uns mit
voller Wucht umhaut und ein Leben lang hält? Ist diese Art Romanze ohnehin ein äußerst seltenes Exemplar,
dann gilt das erst recht für so genannte Ferienflirts. Meist
verblassen zusammen mit der Urlaubsbräune auch die Gefühle. Die häufigsten Gründe für das begrenzte Haltbarkeitsdatum von
Urlaubslieben: Alltag Hatte man bei der Urlaubsliebe ein Heimspiel, sehen die
Zukunftsprognosen für das Fortleben des Ferientechtelmechtels
auf den ersten Blick wesentlich besser aus. Allerdings auch nur auf den ersten. Beim zweiten, genaueren
Hinsehen werden nämlich bereits erste Macken sichtbar. Plötzlich
nervt dich an dem Supersportler, dass er das Training wichtiger
als dich nimmt. An der hübschen Maus, dass du bei der
Verabredung stundenlang warten musst, bis aus der grauen Maus
ein hübsche geworden ist. Plötzlich sind vormals nebensächliche
Angewohnheiten und Vorlieben nur noch nervig. Der Alltag hält
gnadenlos den Spiegel vor, so dass wir sehen, dass wir von den
Interessen oder dem Charakter her doch nicht zusammen passen.
Scheinbar hat der Sommer unser Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen
gehörig beeinträchtigt... Räumliche Entfernungen Trotz aller Beteuerungen und Versprechen beim tränenreichen
Abschied am Urlaubsort erweisen sich große Kilometerzahlen als
unbarmherzige Liebeskiller. Gerade bei Jugendlichen ohne
Fahrzeug und mit wenig Taschengeld. Besuche sind selten, leider,
aber es gibt ja zum Glück das Telefon. Zumindest so lange, bis
dich die erste Rechnung in den finanziellen Ruin treibt. Und
deine Gefühle abwürgt. Bleiben noch Briefe. Die kaum einer mehr
schreibt, im Zeitalter der flotten Mails. Ist ja auch egal, weil
bei beiden die Zahl kontinuierlich abnehmen wird... Verpflichtungen in der Heimat Natürlich bindet man seinem Urlaubsflirt nicht auf die Nase,
dass man eigentlich einen Partner hat, von dem man bereits
sehnsüchtig erwartet wird. Umgekehrt braucht mein Schatz daheim
ebenfalls nicht zu erfahren, dass ich mir den Urlaub mit einem
heißen Flirt versüßt habe. Besser gleich auf den Sommerflirt
verzichten? Nein! Die Liebe wird dir dein Leben dein
Leben lang mit Problemen schwer machen. Das ist nun mal der
Preis des süßen Gefühls. Glücksrausch und Zärtlichkeit bezahlen
wir mit Ängsten und mehr oder weniger großen Hindernissen. Mit dem Sommerflirt verhält es sich das genauso. Vielleicht schmeckt daher eine Sommerromanze nochmal so süß. Weil bereits der bittere Geschmack der Aussichtslosigkeit
durchkommt. Vergiss nicht, dass der Urlaub zum Entspannen und Erholen da
ist! Und ein heißer Flirt kann da enorme Wirkung haben!
Vorausgesetzt, du hältst dich dabei einen bestimmten Ehrenkodex,
wenn du beispielsweise einen Schatz zu Hause hast. Dann sollte
es auch bei einem Flirt bleiben und keine Affäre werden. Aber sonst spricht nichts gegen eine amouröse Urlaubszugabe. Im Gegenteil, sogar Einiges dafür: • Dein Selbstbewusstsein wird gestärkt. • Du machst eine weitere wertvolle (Liebes-) Erfahrung. • Du lernst neue Leute, evtl. aus einem fremden Land kennen. • Du hast die Chance, dass aus einem ehemaligen Urlaubsflirt
eine langjährige (Brief-) Freundschaft entsteht. • Du behältst eine schöne Erinnerung (gegen die weniger schönen
helfen Kondome...). • Du hast deinen Kumpels und Freundinnen mächtig was zu
erzählen... © 2000 Anja Gerstberger, Bild: Copyright by MacMillan Inc., verwendet in Lizenz |
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