Eltern + Freunde = Ärger?

Eltern lehnen Freunde ab
Vorschläge für ein besseres Miteinanderauskommen

Im großen und ganzen kommst du mit deinen Eltern ganz gut klar.
Mit deinen Kumpels oder Freundinnen sowieso, die hast du dir ja schließlich auch selbst ausgesucht.
Trotzdem (oder gerade deswegen?) gibt es bei vielen Jugendlichen Ärger mit den Eltern wegen ihrer Freunde.
Die finden nämlich, dass ihr Sohn nicht den "richtigen Umgang" hat oder ihre Tochter sich zu sehr beeinflussen lässt. Und überhaupt muss das sein, dass man beinahe rund um die Uhr zusammen oder an der Strippe hängt? Schließlich gibt es da ja noch andere Pflichten: Schule, Familie, Training...
Sind das nur typische Vorurteile oder hören wir da vielleicht ein wenig Angst heraus, die Kontrolle über den Nachwuchs schwinden zu sehen und ihn gefühlsmäßig an andere zu verlieren.
Deine Eltern kommen mit deinen Freunden nicht klar.
Deine Freunde wiederum nicht mit ihnen, falls sie sich überhaupt darum bemühen.
Und du hockst zwischen den Stühlen.
Willst nicht Partei ergreifen müssen, musst es aber gelegentlich dann doch.
Ein Haufen Ärger ist die natürliche Folge. Mit dir als Hauptleidtragenden.
Blöde Situation.

Wenn du zu den Glückspilzen gehörst, bei denen das Thema "Freunde" und "Clique" zu Hause kein Thema ist, kannst du weiter klicken. Oder natürlich aus reiner Neugierde auch weiter lesen.

Und für die anderen habe ich vielleicht einige brauchbare Vorschläge, wie ihr das Pulverfass Eltern-Freunde wenigsten einigermaßen entschärfen könnt.


Wo liegt eigentlich das Problem?


Deine Eltern lehnen deine Freunde ab

Gründe gibt es deren viele: deine Eltern haben Probleme mit dem Aussehen, Verhalten und Lebensstil deiner Freunde. Oder deren Familien. Sie mögen ihr Auftreten ihren Umgangston oder sonst was nicht und befürchten, dass du genau diese Punkte auf dich abfärben werden. Sie sind zu alt oder zu jung für dich. Oder es stimmt ganz einfach die Chemie nicht zwischen deinen Eltern und deinen Freunden. Soll ja gelegentlich durchaus vorkommen. Ist eben alles Geschmackssache, auch die Wahl der Freunde. Du reagierst auf entsprechende Kommentare und Vorhaltungen trotzig und erklärst ihnen, dass es schließlich deine Freunde sind und du dich mit ihnen verstehen musst. Auch wenn du mit diesem Argument im Prinzip Recht hast, solltest du dir dennoch die Tipps unten mal unvoreingenommen zu Gemüte führen. Des lieben Familienfriedens willen... Oder legst du etwa gesteigerten Wert auf häuslichen Dauer-Zoff?


Deine Eltern sind der Meinung, du lässt dich zu sehr beeinflussen

Deine Eltern schieben den schwarzen Peter stets dann an deine Freunde weiter, wenn es bei euch zu Auseinandersetzungen um Geschmacksfragen und Einstellungen geht. Was du für Klamotten tragen möchtest, wie du dich frisierst und schminkst, welche Gesten und Slang du dir zulegst, welche Musik du hörst, welche Lokale du besuchst usw.

Immer wenn es darum geht, ob etwas cool, in, spießig oder steinzeitmäßig ist oder nicht. Wenn du plötzlich nicht mehr in die Kirche gehst, den Klavierunterricht sausen lässt und eine neue Sportart anfängst. Jede derartige Verhaltensänderung schreiben deinen Eltern dem "schlechten" Einfluss deiner Freunde zu. Weil ihnen deine Entscheidung nicht gefällt und sie nicht glauben wollen, dass sie tatsächlich auf deinem Mist gewachsen ist. Sie unterstellen dir blinde Anpassung, Herdentrieb und Gummirückgrat, ein Marionettendasein, an deren Fäden deine Freunde ziehen. Und nicht sie. Vielleicht liegt ja auch genau dort das Problem.

Sei ehrlich: Bist du in deinen Entscheidungen stets frei und du dein einziger Richter?


Deine Eltern finden, du steckst zu viel mit deinen Freunden zusammen

Nach den Ruck-Zuck-Hausaufgaben schon wieder weg, kurz heim, um etwas zwischen die Zähne zu schieben und dann wieder raus. Und nach dem endgültigen Einlaufen in den häuslichen Hafen umgehend in die Falle. Am Wochenende ist eine Kontaktaufnahme zwischen dir und deinen Eltern nur nach vorheriger Terminabsprache möglich. Und wenn du dich tatsächlich mal in der elterlichen Wohnung aufhältst, dann entweder in reichlich Gesellschaft oder am Telefonhörer klebend. Kein Wunder, dass deine Eltern es nicht besonders toll finden, zum Hotel mit Vollpension und Rundumservice zu verkommen, ihren lieben Gast aber nur äußerst selten zu Gesicht kriegen. Und wehe, wehe, deine Leistungen in der Schule lassen nach, ja, dann heißt es Hausarrest, Telefonsperre oder streng festgelegte Besuchszeiten. Kein Wunder, dass dann deine Freunde schlecht auf deine Eltern zu sprechen sind...


Tipps, wie es künftig besser klappen könnte:

Auch wenn dir der Vorschlag zunächst nicht besonders schmecken wird, so halte ich es dennoch für eine überaus sinnvolle Idee, sich mit den Eltern zu einem vernünftigen Gespräch zusammen zu setzen, um einige grundlegende Punkte zu klären. Und künftig besser miteinander klar zu kommen. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich ein Mindestmaß an Ehrlichkeit, Kompromissbereitschaft und gegenseitiges Vertrauen. Einen Versuch ist das Ganze allemal wert!

Bitte deine Eltern um eine Art Vertrauensvorschuss. Dass sie deine Freunde akzeptieren, wenn du ihnen versprichst, dich bei der geringsten Schwierigkeit (deine Freunde machen was Kriminelles) und Problemen (z.B. Drogen) an sie zu wenden.

• Frag deine Eltern, ob es ihnen etwa lieber wäre, wenn du entweder überhaupt keine Freunde hättest oder sie deine Freunde nicht kennen, weil du sie ihnen aus Angst vor ihrer Reaktion vorenthältst. Glaub mir, dieses Argument zieht immer!

• Mal ganz unter uns: Bist du mit deinen Freunden/Freundinnen zusammen, weil du es wirklich willst oder weil du keine besseren gefunden hast? Oder gar aus dem Grund, um deine Eltern ganz bewusst zu provozieren? Mach diesbezüglich mal eine ehrliche Bestandsaufnahme und sortiere dann aus. Hier die echten Freunde, dort der Rest, und gegen eine Aufstockung der ersten Gruppe werden sicher auch deine Eltern nichts einzuwenden haben...

• Haben dich deine Freunde schon mal in Schwierigkeiten gebracht? Weil sie dich zu einer Mutprobe oder einem bestimmten Verhalten angestiftet haben, das zu deinem Charakter eigentlich gar nicht passt und du nur mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch geschafft hast? Hast du für deine Freunde deine Gesundheit oder deinen Ruf riskiert? Auch wenn du es nicht gerne hören wirst, dann haben deine Eltern tatsächlich Recht, was deinen "schlechten Umgang" betrifft. Such dir lieber bessere Freunde!

• Wieviel Zeit bringst du für Familie, Schule, Hobby, Freunde auf? Fällt deine Bilanz einigermaßen ausgewogen aus oder einseitig zugunsten der Freunde? Ein kleines Bild zur Veranschaulichung des Problems: Stell dir dein Leben als einen Blumenstrauß vor und jeder der genannten Bereiche bekommt eine Farbe. Am schönsten sind doch die üppigen, abwechslungsreichen und bunten, oder?

• Bitte deine Eltern aber auch deine Freunde sich gegenseitig zu respektieren und höflich zu behandeln. Das darfst du von ihnen erwarten, selbst wenn sie einander überhaupt nicht leiden können. Wenn es dabei Schwierigkeiten gibt, kannst du ja deine Eltern vorsichtig daran erinnern, dass Mamas Busenfreundin oder Papas Studienfreund auch nicht gerade dein Fall sind, du sie aber trotzdem nicht einfach ignorierst oder frech behandelst, sondern die grundsätzlichen Umgangsregeln beherzigst.

• Sollten deine Schulnoten zu wünschen übrig lassen, dann vereinbare mit deinen Eltern folgenden Deal: Je besser die nächsten Arbeiten ausfallen, umso mehr Zeit darfst du auch wieder mit deinen Freunden verbringen. Vorher musst du dich auf Minimalkontakt beschränken.

• Beziehe deine Eltern grundsätzlich in dein Leben mit ein, wo immer es geht! Du selber hast es in der Hand, wieviel du jeweils von dir preis geben und den Unternehmungen mit deiner Clique berichten möchtest. Erzähle ihnen überhaupt nichts, und sie werden dich bedrängen und auf deine Freunde eifersüchtig sein. Erzähle ihnen wenig, und sie sind zufrieden. So einfach. Und doch so wirkungsvoll.

• Sag deinen Eltern, dass sie dich verletzen, wenn sie schlecht über deine Freunde reden. Die Holzhammermethode: Ziehe für einen Moment hemmungslos und deutlich übertrieben über ihre derzeitigen Freunde her. Wenn sich ihre Miene bei deinem Frontalangriff verdunkelt, kannst du davon ausgehen, dass sie kapiert haben...

• Erinnere sie an ihre eigene Jugend, daran, wie wichtig gerade in deinem Alter die Clique für Jugendliche ist. Wenn sie ehrlich sind, werden sie dir zustimmen müssen und ein bisschen mehr Verständnis für dich aufbringen. Eine kleine Gedächtnisauffrischung kann manchmal sehr wirksam sein...

• Zeige Profil, indem du dich auch mal ganz bewusst von deinen Freunden distanzierst und dich gegen ihre Meinungsmache durchsetzt. Sollen doch alle rosa Klamotten anziehen, weil diese Farbe gerade absolut hip ist. Dir gefällt nun mal Pink besser und deswegen trägst du eben Pink. Egal, was sie anderen dazu sagen. Mit jeder Entscheidung, bei der du dich von deinen Freunden abhebst, demonstrierst du deinen Eltern Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Und das Argument vom willenlosen Herdentier ist entkräftet.

• Rein praktisch: Informiere deine Mutter rechtzeitig, wenn du Besuch von deinen Freunden erwartest. Damit sie entsprechende Vorbereitungen treffen kann (Snack besorgen, Putztag/Umpflanzaktion verschieben u.ä.) und ihnen nicht plötzlich mit Lockenwicklern gegenüber stehen muss...

• Übrigens ist eine derartige Ankündigung der ideale Zeitpunkt, sie vorsichtig darauf hinzuweisen, euch nicht alle fünf Minuten zu stören und ins Zimmer zu platzen bzw. dich nicht mit peinlichen Kosenamen, Zärtlichkeitsbekundungen, Verhören oder Kritik vor deinen Freunden zu blamieren...

• Sollten sich deine Eltern an Äußerlichkeiten deiner Freunde stören, dann bringe das Argument, dass eine Freundschaft mit Jugendlichen aus anderen sozialen Verhältnissen oder fremden Kulturkreisen den Horizont erweitern und Toleranz fördern können...

• Kostspielige Anschaffungen, die auf das Konto "Gruppenzwang" gehen, solltest du von deinem Taschengeld oder Nebenjoblohn bezahlen.


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