Darf ich vorstellen....?

Wie du am besten deine neue bzw. große Liebe deiner Familie präsentierst.

Warnhinweise
Tipps für guten Start
Verständnis für die Eltern

Natürlich haben deine Eltern längst mit gekriegt, dass da beim Sohnemann bzw. dem Töchterchen liebesmäßig was im Busch ist.

Stundenlange Modenschauen und Badezimmerschlachten in Kombination mit verschämten Telefonaten und geheimnisvollen Kruschereien auf dem Schreibtisch, sobald jemand das Zimmer betritt, sind schließlich leicht zu durchschauen und haben meist einen konkreten Hintergrund. Der Tobias oder Carolin heißt.

Spätestens dann, wenn die penetranten Geschwister durch Dauerbeschattung bzw. -verfolgung den Namen der Flamme heraus gefunden und triumphierend ihren neugierigen Erzeugern verkündet haben, wirst du dich mit dem Gedanken befassen müssen, wie du deine neue oder große (oder beides) Liebe zu Hause vorstellen willst. Denn darum Herumkommen wirst du wohl nicht. Irgendwann werden die ständigen Fragen à la "was machen denn ihre Eltern beruflich?", "ist sie das einzige Kind?" oder "kannst du mir ein Foto von ihr/ihm zeigen?" deiner Eltern dir dermaßen auf die Nerven gehen, dass du deinen Schatz, wenn auch äußerst ungern, ihrer abschätzenden Begutachtung aussetzt, um wieder Ruhe zu haben.

So ein Antrittsbesuch ist großer Augenblick für alle Beteiligten.
Für die Eltern, die gespannt sind, wen sich ihr Sprössling da ausgesucht hat.
Der Sprössling, weil er Angst davor hat, dass ihn seine Eltern blamieren oder ihnen seine Flamme nicht gefällt.
Die Flamme, weil sie weiß, dass der erste Eindruck mit der wichtigste ist und sie einen guten hinterlassen möchte.
Ihr bekommt den heiklen Vorstellungsbesuch bei den Eltern am besten über die Bühne, wenn ihr folgende Verbote und Tipps beachtet:


Warnhinweise vor einem Fehlstart:

Verheimliche deine Liebe nicht, bis euch deine Eltern quasi "in flagranti" ertappen. Sie werden es bestimmt nicht sonderlich toll finden, ihren Sohn/ihre Tochter aus dem Auto heraus beim Vorbeifahren heftig knutschend in aller Öffentlichkeit zu sehen, während sie ihn eigentlich beim Training wähnen.

• Ebenso schlecht: Deine Eltern erfahren von deiner Liebschaft über Dritte. Sei es die geschwätzige Nachbarin, die sich dann auch noch an ihrem Wissensvorsprung genüsslich aufgeilt ("Was, das haben Sie noch gar nicht gewusst?!?"), vorlaute Geschwister oder sonst wer. Dann steht eure Liebe nämlich von Anfang an unter keinem besonders guten Stern...

• "Verkleide" deinen Partner bloß nicht in ein möglichst schickes bzw. spießiges Outfit oder "bewaffne" ihn gar mit Blumenstrauß und Pralinenschachtel. Eine derartige Inszenierung ist beim ersten Kennenlernen nicht nur überflüssig, sondern auch völlig übertrieben, antiquiert und ein Garant für eine hoffnungslos verkrampfte Stimmung.

• Verhindere ein ungünstiges Timing! Wenn sich Papa bereits auf dem Sprung zu seinen Skatbrüdern befindet und Mama wie jeden Samstag Nachmittag mit Lockenwicklern durch die Gegend läuft, ist nicht gerade der ideale Zeitpunkt, um ihnen die derzeit wichtigste Person in deinem Leben zu präsentieren!



Tipps für einen Traumstart:

• Verschaffe dir bei deinen Eltern Verständnis für deinen Situation, indem du sie gedanklich und damit auch emotional in ihre eigene Jugend zurück versetzt. Frage sie, wie sie sich kennen gelernt haben. Bitte sie darum, von ihrem ersten Rendezvous zu erzählen, vom ersten Besuch bei den Eltern....

• Erzähle deinen Eltern von deinem Freund/deiner Freundin, damit sie die Gelegenheit haben, mögliche Vorbehalte, Meinungen und Sorgen anzusprechen, ohne dass er/sie dabei ist. So ersparst du deinen Eltern und deinem Partner zugleich eine peinliche Situation, die in der ersten Aufregung schon mal eintreten kann.

• Frage deine Eltern, ob du sie /ihn mal einladen darfst. Bei dieser Gelegenheit kannst du sie gleich darum bitten (in gewählten Worten und sehr, sehr höflich!!!), sich ein peinliches Verhör oder blöde Kommentare zu verkneifen. Dass sie eine andere Meinung über deinen Partner haben können als du selbst, geht in Ordnung, jedoch nicht, diese vor der betreffenden Person zu äußern!

• Kündige deinen Eltern den Besuch deiner Flamme auf jeden Fall an! Und zwar rechtzeitig! Vom Partner des Kindes zu wissen und ihm leibhaftig gegenüber zu stehen, sind immer noch zwei paar Stiefel. Ein wenig seelische und sonstige Vorbereitung solltest du ihnen schon zugestehen! Vielleicht will deine Mutter ja deinen Lieblingskuchen backen oder sich oder die Wohnung besonders heraus putzen? Egal, was du davon halten magst, das ist ihr gutes Recht.

• Überfordere euch nicht, indem ihr diese erste Sitzung quälend lange dauern lasst. Für ein erstes Beschnuppern reicht schon eine halbe Stunde aus. Schließlich sieht man sich ab dem heutigen Tag noch öfter....

• Geschwister müssen draußen bleiben! Deine Eltern sind für deinen Partner bereits Stress genug. Wären auch noch sämtliche Geschwister und Großeltern anwesend, dann würde der Vorstellungsbesuch eher einer Verhandlung vor Gericht gleichen...

• Übrigens: Vierbeiner sind erlaubt, denn sie geben meist die ehrlichsten und qualifiziertesten Urteile ab!


Ein wenig Verständnis für die Eltern...

Sollte die Reaktion eurer Eltern nicht wie gewünscht ausfallen, so liegt das nicht unbedingt an euch und eurem Partner, sondern vielleicht auch an folgenden Punkten. Lest sie einfach mal durch, damit ihr die Sache auch aus der Sicht eurer Eltern betrachtet und sie und ihr Verhalten besser verstehen könnt:

• Deine Eltern merken, dass du dich wieder ein Stück weiter von ihnen abnabelst und einen weiteren bedeutsamen Entwicklungsschritt machst. Loslassen ist für alle Eltern ein schwieriger, nicht selten schmerzhafter Prozess. Daher reagieren sie vor allem beim ersten Mal erschrocken, dass es schon "so weit" ist und ihr "Kind" sich verliebt hat.

• Vielleicht erinnern sich deine Eltern mit Wehmut an ihre eigene Jugend und ihre erste Liebe zurück. Sie machen die bittere Erkenntnis, dass diese romantische Phase in ihrem Leben unwiederbringlich vorbei ist. Sie fühlen sich plötzlich uralt.

• Sicher spielt immer auch ein wenig Eifersucht auf den Partner ihres Kindes mit. Sie stehen nicht mehr unangefochten an erster Stelle, was die Gefühle ihres Sohnes oder ihrer Tochter angeht. Ihr Kind liebt noch jemanden und das vielleicht sogar heftiger als sie. Das muss erst mal verkraftet werden!

• Sie haben Angst um ihr Kind, da sie aus ihrer Erfahrung wissen, dass die Liebe, so schön sie auch sein mag, immer auch mit Leid (Untreue, Trennung) verbunden ist, vor dem sie dich gerne bewahren würden, oder in extremen Fällen das Leben radikal verändern kann (z. B. durch eine ungewollte Schwangerschaft oder eine HIV-Infektion nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr).


Also: Zeige Fingerspitzengefühl, Mut, Freundlichkeit, Geduld und Offenheit!
Ist doch ganz einfach...


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