Wenn
Eltern sich zoffen - und dann trennen Verhalten bei Streit der Eltern Wie du aus eigener Erfahrung weißt, gibt es Streit überall:
unter Freunden und Freundinnen, Geschwistern, Schülern,
Mannschaftskollegen, in der Clique. Und leider auch bei den Eltern. Eine Auseinandersetzung an sich muss ja auch nicht etwas
Schlimmes sein, denn es gibt durchaus Situationen, wo ein kurzer
Streit durchaus positiv wirken kann, wenn er nämlich eine
bestimmte Situation klärt, so dass danach wieder Frieden
herrscht und sich die Streithähne trotzdem noch ganz toll haben. Wenn also der Clinch nichts mit der Beziehung zu tun hat. Bedauerlicherweise ist das nicht immer so. Manche Elternpaare fetzen sich in einer unfairen Art, die unter
die Gürtellinie geht, indem sie ihrem Partner ganz bewusst weh
tun und ihn an seinen empfindlichsten Stellen angreifen. Solch
hässlichen "Schlachten" belasten auch die Kinder. Manchmal durchlaufen Elternehen einfach eine Krise, aber nicht
selten steht auch am Ende eines derartigen langen und für die
gesamte Familie qualvollen Weg das endgültige Aus: Scheidung. Klar, dass eine Scheidung eine schmerzhafte Geschichte ist,
auch für dich, aber sie bedeutet auch keinen Weltuntergang. Das Leben geht tatsächlich weiter, manchmal besser als zuvor. Kennst du diese Situation? Vielleicht kann dir dann dieser Beitrag ein wenig weiter
helfen. Wie soll ich mich verhalten, wenn sich
meine Eltern streiten? Sicher haben sich deine Eltern auch schon früher mal
gestritten. Möglicherweise hinter verschlossenen Türen, damit du
nichts mitbekommen hast. Weil es um Dinge ging, die sie vor dir
verbergen wollten. Wenn sie heute ihre Konflikte nicht mehr vor
dir verbergen, dann kann es daran liegen, dass sie dich
inzwischen für alt und verständig genug halten und sie dir nicht
länger eine heile Welt vorspielen müssen, die es im wirklichen
leben gar nicht gibt. Oder ihre Beziehung ist mittlerweile so
verfahren ist, dass sie deren schlechten Zustand nicht mehr
länger geheim halten können, da ihre Kinder mit ihren feinen
Antennen die vergiftete Atmosphäre geradezu spüren oder sehen,
dass sich Mama und Papa nicht mehr anlächeln, küssen oder in den
Arm nehmen. Grundsätzlich solltest du versuchen, dich aus den Streitereien
deiner Eltern heraus zuhalten, was natürlich nicht immer einfach
ist. Was aber geht, wenn sie dir von ihren ganz intimen
Problemen oder den Fehlern des anderen erzählen, um dich auf
ihre Seite zu bringen. In diesen Fällen solltest du dich auf
keinen Fall in die Auseinandersetzungen deiner Eltern hinein
ziehen lassen und Partei ergreifen. Bestimmt hört sich der
jeweilige Vorwurf aus der Sicht des zweiten Elternteil wieder
vollkommen anders an. Höre beiden zu, wenn sie dir von ihrem
Kummer erzählen, das hilft ihnen oft schon bei der Verarbeitung.
Erkläre ihnen, dass du beide magst, aber genau deswegen auch
kein Urteil fällen oder den Schiedsrichter spielen möchtest!
Eine Lösung müssen die beiden schon selber finden! Anders sieht die Sache aus, wenn der Streit in Gewalt ausartet.
Wenn dein Vater in eurer Wohnung randaliert und deine Mutter
oder euch schlägt. In diesem Fall musst du dich unbedingt an
eine Person deines Vertrauens (Onkel, Lehrerin, Vater der
Freundin) wenden und um Hilfe bitten. In besonders schlimmen
Fällen am besten gleich die Polizei. Ich verkrafte das nicht: Meine Eltern
wollen sich scheiden lassen! • Die Scheidung der Eltern ist für alle Kinder ein übler
Schock. Wenn die eigene Familie zerbricht, tut das immer weh,
selbst wenn die Wochen und Monate vor der endgültigen Trennung
eine Art Dauerclinch und wirklich nicht mehr schön waren. Das
wird dann gerne verdrängt und das Familienleben in der
Erinnerung verfälscht, nämlich als friedlich und schön
empfunden. • Halte dir jetzt folgende Punkte vor Augen, dann kannst du
eure Situation vielleicht besser akzeptieren und aushalten: • Ihr seid kein Einzelfall, denn heutzutage wird im Schnitt
jede dritte Ehe wieder geschieden. Eine Scheidung ist beinahe
schon was "Normales", aber beileibe kein Skandal mehr! Schau
dich mal um! Sicher findest du Bekannte oder Mitschüler, deren
Eltern sich ebenfalls haben scheiden lassen, vielleicht schon
vor etlichen Jahren. Gerade sie können dich verstehen und dir
weiter helfen. Einfach ansprechen... • Ein sogenanntes "Scheidungskind" zu sein ist kein Makel!
Deine Eltern haben sich getrennt oder werden es tun, und du bist
als ihr Kind mit betroffen. Aber deswegen bist du noch die
gleiche wertvolle und einzigartige Person, die du davor warst.
Nicht du hast dich geändert, sondern deine Situation, klaro? • Plage dich nicht mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen, dass
du dich falsch verhalten und dadurch zur Scheidung beigetragen
hast! Wenn sich Eltern trennen, tragen nie die Kinder Schuld
daran, sondern einzig und allein die beiden Ehepartner selbst.
Mag sein, dass du schwierig bist und ihnen Sorgen bereitet hast,
aber ihre mögliche Unfähigkeit damit umzugehen darfst du nicht
dir selber zuschreiben. Außerdem liegen die Gründe bei
Scheidungen meist in ganz anderen Bereichen: Oft geht es da um
Geld, Lügen, Betrug, Untreue u.ä. Was du nicht tun sollst, wenn sich
deine Eltern scheiden lassen wollen • Versuche nicht, sie wieder zusammen zu bringen. Das klappt
genau deswegen nicht, weil du die Gründe und Zustände, die die
Scheidung letztendlich verursacht und ausgelöst haben, nicht
beeinflussen kannst. Wenn dein Vater deine Mutter betrogen und
verletzt hat, dann wird sie ihre Meinung über ihn nicht ändern,
nur weil du es möchtest. • Spiele deine Eltern in dieser schwierigen Zeit nicht
gegeneinander aus! Indem du ihnen "Wahrheiten" steckst, dich als
Spion betätigst oder von ihnen bestechen lässt. Du schürst auf
diese Weise nur den Hass der beiden aufeinander und outest dich
außerdem als eine Person mit einem miesen Charakter. • Lasse deinen Wut und deinen Schmerz nicht an ihnen aus! Dich
an ihnen rächen, sie mit Liebesentzug und Missachtung strafen,
Familiengheimnisse in aller Öffentlichkeit ausplaudern oder es
darauf anlegen, in der Schule oder sonstwo durch entsprechendes
Verhalten negativ aufzufallen, mag dir vielleicht als Ventil
dienen oder ein gewisses Maß an Genugtuung verschaffen. Du
erreichst dadurch aber lediglich, dass du deinen Eltern ihr
derzeit ohnehin nicht leichtes Leben nur unnötig schwerer
machst. Willst du das wirklich? • Überlege: Ist ein Ende mit Schrecken nicht besser als ein
Schrecken ohne Ende? Ist eine schmerzhafte Trennung nicht besser
als endlose Streitereien, Beschimpfungen, Gebrüll, Türen
schlagen u.ä. über Jahre? Wäre das nicht ein zu hoher Preis für
eine falsche Familienidylle, eine Selbsttäuschung? Welche Rechte habe ich bei einer
Scheidung? In der Regel berücksichtigen die Familienrichter bei ihrer
Entscheidung, wer von den Eltern das Sorgerecht für die Kinder
bekommt, die Wünsche der Jugendlichen über 14 Jahre. Du besitzt
also schon so was wie ein Mitbestimmungsrecht. Aber meistens ist
das gar nicht erforderlich, da ab 1.7.98 sich viele Elternpaare
auf ein gemeinsames Sorgerecht einigen. Wenn du älter als 14 Jahre bist, kannst du nicht mehr dazu
gezwungen werden, den getrennt lebenden Elternteil zu besuchen,
wenn du das nicht möchtest. Wie "überlebe" ich die Scheidung am besten? Ganz ohne Schmerzen und Blessuren wird die Scheidung deiner
Eltern sicher nicht an dir vorüber gehen. Aber sie wird es, und
du wirst sie überleben, auch wenn du das jetzt nur schwer
glauben kannst. Einige Tipps, wie´s schneller und
leichter für dich geht: • Lass deine Gefühle raus! Empfindungen wie Hass, Zorn,
Verzweiflung, Angst, Niedergeschlagenheit sind in deiner
Situation völlig normal und wollen verarbeitet werden. Schlag
auf deine Matratze ein, werfe dein Kissen an die Wand, heule
Rotz und Wasser oder schreie deine Wut einfach heraus. Das tut
niemandem weh, dir aber gut. • Am besten verstehen dich und deine Probleme diejenigen Leute,
deren Eltern sich ebenfalls haben scheiden lassen. Gehe auf sie
zu und bitte um ein Gespräch. Kann gut sein, dass sie ein paar
gute Tipps für dich auf Lager haben, wie du besser damit klar
kommst. Sie können dir von der Zeit "danach" erzählen und dir
Mut machen. • Sprich dich aus und vertraue deinen Kummer einer Person
deiner Wahl an: Freundin, Lehrerin, Verwandte, ein Psychologe,
die Sozialarbeiterin am Jugendamt oder anonym bei der
Telefonseelsorge. Egal wie. Hauptsache dass. • Lenke dich ab! Gehe deinen Hobbys nach, treibe Sport, triff
dich mit Freunden. Dich in dein Zimmer zurückziehen und Trübsal
blasen kann zwar im ersten Schock eine Hilfe sein, aber sicher
keine Dauerlösung! Dein Leben geht weiter! Mach Dinge, die dir
Spaß machen, und vor allem mach sie mit anderen zusammen. Nette
Gesellschaft ist jetzt die beste Mittel. • Ebenfalls nicht angebracht: Falsche Rücksichtnahme. Du hast
das Recht auf dein eigenes Leben, auf Spaß, auf Partnerschaft.
Gut, vielleicht schmerzt es deine Mutter zu sehen, dass du
glücklich verliebt bist, während sie vor den Trümmern ihrer Ehe
steht. Aber es wird ihr wenig helfen, wenn du auf dein eigenes
Glück mit Verliebtsein und Ausgehen verzichtest, nur um ihr
nicht weh zu tun. Wenn du zu Hause hocken bleibst, besteht nur
die Gefahr, dass du in deinem Inneren Aggressionen gegen deine
Mutter aufbaust, die du indirekt für deine Situation
verantwortlich machst. Eines Tages werden diese unterschwelligen
Aggressionen dann an die Oberfläche kommen und auf unschöne
Weise aus dir heraus brechen. Lass sie lieber gar nicht erst
entstehen... • A propos Liebe: Die Tatsache, dass sich deine Eltern haben
scheiden lassen, heißt noch lange nicht, dass es keine Liebe
gibt, dass Romantik und glückliche Partnerschaft nur gefährliche
und naive Träumereien sind, dass allen Jungen und Männern nicht
über den Weg zu trauen ist usw. Bitte keine Pauschalurteile in
diese Richtung! • Grundsätzlich solltest du dir dein eigenes Bild von der
Scheidung deiner Eltern machen und nicht ihre Aussagen dazu für
bare Münze nehmen, die sind nun mal immer subjektiv. Bestimmt
dauert es Jahre, bis du den nötigen Abstand und die
entsprechende Reife gewonnen hast, die Geschehnisse eurer
Familie objektiv zu betrachten und das sicherlich verzerrte Bild
von der Scheidung zurecht zu rücken. |
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