Wie du am geschicktesten dein Zeugnis präsentierst
So kriegst du Ärger
So läuft es besser
Kaum hat das neue (Kalender-) Jahr begonnen, schon ziehen am
Schülerhimmel gefährlich dunkle Wolken auf.
Richtig! Wir nähern uns unaufhaltsam den Zwischenzeugnissen,
was vielen Schülern den Angstschweiß auf die Stirn treibt.
Angstschweiß deswegen, weil sie nun ihren ahnungslosen oder
erwartungsvollen Eltern ihre Halbjahresbilanz vorlegen müssen.
Alles kein Problem, wenn die Noten und Bemerkungen gut
ausgefallen sind und vielleicht sogar eine kleine Belohnung
winkt.
Aber, wehe, wenn nicht...
Darum gibt es hier jede Menge Tipps für euch, wie ihr dieses
schwierige Unterfangen möglichst locker über die Bühne bekommt:
Während du mit folgenden
Zeugnis-Vorstellungen dein Publiukm garantiert verärgerst...
• Trödle am Zeugnistag möglichst lange auf dem Nachhauseweg
herum oder bleibe gleich stundenlang weg, damit das elterliche
Empfangskomitee nach der zermürbenden Warterei auch in so
richtig mieser Laune ist und jede schlechte Note doppelt schwer
ahndet...
• Schiebe deine miserablen Zensuren auf unfähige, ungerechte
und schikanierende Lehrer, die dich mit einem uninteressanten
Unterricht tödlich gelangweilt und dadurch geistige Heldentaten
deinerseits verhindert haben...
• Tröste deine Eltern mit dem Hinweis, dass der Sohn von ihrem
Bekannten Sowieso noch eine Fünf mehr hat als du selbst...
• Lenke von deinen schlechten schulischen Leistungen ab, indem
du auf andere Erfolge von dir verweist: du nimmst keine Drogen,
du bist nicht schwanger, du hast noch keinen Unfall gebaut, du
bist in die Zwischenrunde der Mittelstufen-Misswahl gekommen, du
gewinnst im Armdrücken gegen schlappe 80 Prozent deiner
Mitschüler...
• Lass dir von deinem Vater sein eigenes Zeugnis aus der
betreffenden Klassenstufe zeigen...
• Noch eine Spur krasser: Behaupte, ein unschuldiges "Opfer"
deines geistigen Erbmaterials oder deines sozialen Umfeldes zu
sein, oder beides...
• Erkläre, dass erfolgreiche Promis wie Napoleon, Thomas Edison
oder Albert Einstein es trotz miserabler Schulleistungen zu
etwas gebracht haben...
• Kommentiere die berechtigte Kritik und Sorgen deiner Eltern
mit flapsigen Sprüchen wie "Ist mir doch wurscht", "es gibt
wichtigere Dinge im Leben" oder "Was gibt es heute zum
Mittagessen?"...
• Kündige an, bei nächstbester Gelegenheit, die Schule zu
schmeißen, weil du schon lange keinen Bock mehr drauf hast...
...wirst du dagegen für diese
Zeugnis-Darbietungen mehr Beifall erhalten:
• Erwartest du ein eher mäßiges bis schlechtes Zeugnis, bereite
deine Eltern bereits Wochen vorher darauf (natürlich möglichst
schonend, aber dennoch ehrlich!) vor, damit sie wissen, was
ihnen "blühen" wird.
• Komme am Zeugnistag auf direktem Weg nach Hause und liefere
das bedeutungsvolle Papier sofort ab. Zeichnen sich auf dem
Gesicht deines Vaters deutliche Gewitterwolken ab, solltest du
dich für einige Zeit verdünnisieren. Damit er seine erste Wut
verrauchen lassen kann (und nicht gleich an dir auslässt) und
ihr zu einem späteren Zeitpunkt ein vernünftiges (nicht von
schlechter Stimmung vergiftetes) Gespräch führen könnt.
• Traust du dich nicht alleine zur Zeugnis-Beichte, dann such
dir "moralische" Unterstützung in Form einer dich begleitenden
Person. Gütige Omas, beruhigende Patentanten oder der nette
Vater deines Kumpels können wahre Wunder wirken, wenn es darum
geht, besorgte und erregte Eltern zu besänftigen...
• Blocke die Kritik deiner Eltern nicht einfach ab, indem du
auf stur schaltest und jede Schuldzuweisung empört ablehnst. Von
nichts kommt nichts, bei schlechten Noten ist das genauso.
Dieser unangenehmen Verantwortung musst du dich schon stellen
und dein persönliches Versagen auch eingestehen.
• Gelobe Besserung und zeige deinen guten Willen, was die
zweite Jahreshälfte anbelangt! Mache sinnvolle Vorschläge für
Nachhilfe in deinen "Problemfächern", gemeinsame Lernstunden
oder einen Extrasprachkurs an der Volkshochschule.
• Bleib bei deinen Vorsätzen für das zweite Schulhalbjahr aber
auf dem Boden ("In Mathe komm ich von der Fünf auf eine Zwei,
wenn ich mich ab jetzt so richtig reinhänge!") und mach keine
beeindruckenden Versprechen ("Ab Montag werde ich jeden Abend
eine Stunde lang Vokabeln üben!"), die du ohenhin nicht halten
wirst, nur um jetzt möglichst schnell deine Ruhe zu haben.
• Legt für die Zukunft gemeinsam bestimmte Punkte fest, an die
sich dann alle zu halten haben: du schlägst bei den ersten
miesen Noten Alarm (und nicht erst dann, wenn fast nichts mehr
zu retten ist), und deine Eltern sprechen mit deinen Lehrern,
wenn du dich ungerecht behandelt fühlst oder sonst irgendwelche
Schwierigkeiten mit ihnen hast.
• Mache alle oben genannten Fehler bei deiner
Zeugnis-Präsentation NICHT!
© 2000 Anja Gerstberger, Bilder: Copyright by
Corel Draw, verwendet in Lizenz
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