Endlich Pause!
Nach zwei oder drei Stunden endlich das erlösende
Klingelzeichen.
Sehnsüchtig erwartet. Nur noch getoppt vom Gong am Ende des
Schulvormittags.
Pause!
In Rekordtempo stürzt die Schülermeute aus den Klassenzimmern.
Deutlich schleppender wird ihr Gang bei der Rückkehr sein.
Und ausgeruht sind auch nicht alle Pausengänger.
Zum Beispiel Jan und Nicole, beide Schüler der 8a.
Während Jan aus der Pause topfit für die nächsten
Unterrichtsstunden zurückkehrt, sieht Nicole dagegen aus, als
könnte sie gleich noch eine zweite vertragen.
Wie lässt sich der Unterschied erklären, wo doch beide 25
Minuten Pause hatten?
Ich vermute mal stark, dass Nicole den "Pausen-Killern"
aufgesessen ist. Die die Erholung auf ein kümmerliches, beileibe
nicht ausreichendes Maß vermindern oder sogar ganz kaputt
machen. Das Fiese daran ist, dass ihre Opfer das gar nicht
merken.
Nicole ist dabei durchaus kein Einzelfall. Schau dich mal auf
eurem Schulhof um und du wirst mir zustimmen müssen.
Gut, wenn du deine Feinde kennst und ihnen daher ein
Schnippchen schlagen kannst!
Die 5 schlimmsten Pausen-Killer:
Stressende Hektik
Nicole ist während der gesamten Pause am Hektik machen. Erst
rausflitzen und beim Hausmeister anstellen, dann schnell die
Mathehausaufgabe abschreiben, am Sekretariat das vergessene
Passfoto für den Schülerausweis nachreichen und die letzten 10
Minuten in den Toilettenräumen vor dem Spiegel das Make-up
erneuern und die Frisur korrigieren. Meist wird sie vom Gong auf
dem Klo sitzend überrascht und erreicht atemlos das
Klassenzimmer. In letzter Sekunde, unter dem strengen Blick des
Lehrers, der die Hand schon an der Klinke hat.
Mach´s lieber wie Jan und nutze die Pause lediglich zu den
drei Dingen, für die sie auch gedacht ist: Toilette gehen,
essen, entspannen (beim Plausch oder Sport).
Schule im Kopf
Nicole plant die Pausenzeiten immer in ihre Lern- und
Arbeitszeiten mit ein. Als Fortsetzung der Hausaufgaben
sozusagen. Entweder schreibt sie noch eine fehlende Aufgabe ab
bzw. sie lernt die letzten beiden Strophen des Gedichts
auswendig. Alternativ die Englischvokabeln, denn Englisch ist
glücklicherweise erst nach der Pause. Oder sie geht ihr Referat
nochmals durch oder die Einträge für den Biotest. Eine Pause, in
der Nicole nicht den Kopf voller Schulzeug hat, gibt es nicht.
Mach´s lieber wie Jan und lass alles, was mit Schule zu tun
hat, im Klassenzimmer zurück! Ein lustiger Schwatz mit den
Freunden über den gestrigen Film oder die geplanten
Nachmittagsunternehmungen macht nicht nur mehr Spaß, sondern
ist auch Relaxen pur!
Falsches (Hirn-) Futter
Da Nicole nicht gefrühstückt hat, fällt sie in der Pause mit
einem Riesenhunger über die schnell eingepackten oder
(unterwegs) gekauften Mahlzeiten her: Kuchen, Chips, Kekse,
Plunderteilchen, Schokoriegel oder Mohrenkopfsemmeln spült sie
mit Limo- oder Colamixgetränken hinunter. Im Sommer gerne auch
mal mit Eistee.
Den Zusammenhang zwischen einer derartigen Energiezufuhr
(Einfachzucker, die schnell ins Blut gehen), die nicht bis zur
letzten Stunde ausreicht, und der Tatsache, dass sie täglich
wegen nachlassender Konzentration vorzeitig in ein Leistungstief
rutscht, sieht Nicole nicht.
Mach´s lieber wie Jan, der seine mit Wustbrote oder
Käsebrötchen mit einem Kakao hinunterspült und seinen Appetit
auf Süßes mit Obst oder einigen Gummibären stillt.
Keine frische Bewegung
Nicole ist über jeden Regentag froh, an dem die Schüler die
Pause im Schulgebäude verbringen dürfen und nicht ins Freie
"müssen". Innen, im Warmen findet sie es viel gemütlicher. Und
wenn sie schon raus muss, dann sucht sie sich ein bequemes
Plätzchen zum Hinflaggen. Wenn sie Glück hat, erwischt sie eine
der wenigen Bänke, wenn nicht, dann begnügt sie sich auch mit
der Treppe, dem Geländer oder dem blanken Boden. Lediglich die
Klamotten vor Schmutz schützend, indem sie sich auf ein Heft
setzt. Füße faul ausstrecken und behaglich sitzen, so sieht
Nicoles ideales Pausenvergnügen aus.
Mach´s lieber wie Jan, der sich entweder mit seinen Freunden
auf dem Sportplatz austobt oder mit ihnen auf dem Schulhof
seine Runden dreht. Lässig spazierend.
(Streit-) Fortsetzung folgt
Nutzt Nicole die Pause mal nicht für schulische Arbeiten, dann
kann es nur daran liegen, dass sie mit jemandem - meist
weiblichen Geschlechts - ein Hühnchen zu rupfen hat. Was sich im
Klassenzimmer bereits mit Briefchen, Getuschel und eindeutigen
Gesten angedeutet hat, wird nun - wo die Streithennen freie Bahn
haben - fortgeführt. Da werden Intrigen gesponnen, Rachefeldzüge
geplant bzw. umgesetzt und ausgeguckte Opfer gemobbt.
Konkurrenzkämpfe um Schönheit, Erfolg und Jungen, ausgetragen
nach allen Regeln der Kunst.
Mach´s lieber wie Jan, der sein Konflikte stets an Ort und
Stelle und vor allem unter Ausschluss der Öffentlichkeit
austrägt. Ihm ist die wertvolle Pause für privaten Ärger zu
schade. Wo es doch so viele andere interessante Themen mit den
Kumpels zu besprechen gibt...
© 2000 Anja Gerstberger, Bilder: © Corel Draw,
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