Vokabeln lernen und behalten!

Allgemeine Grundsätze
Karteikasten
Eselsbrücken
Lernen mit allen Sinnen

Kannst du dich noch an deine allererste Englischstunde erinnern? Mit wie viel Spaß du bei der Sache gewesen bist? Zu Hause hattest du dann nichts wichtigeres zu tun, als dir mit großer Hingabe die ersten Vokabeln einzuprägen. Und mit stolzgeschwellter Brust deiner Umwelt vorzuführen, ob die das nun toll fand oder nicht. Zumindest Oma war ehrlich stolz auf ihren begabten Enkel, der Wörter einer fremden Sprache beherrschte, die sich für sie wie Chinesisch anhörte. Wahrscheinlich werden keine Vokabeln so toll gelernt wie die ersten.

Mit der Zeit lässt die Begeisterung dann nach, meistens ziemlich schnell. So ist der Reiz der neuen Sprache vorbei und die Menge der Vokabeln wird so groß, dass das Ganze in Arbeit ausartet. Spätestens, wenn eine zweite (oder gar dritte!) Sprache hinzukommt, ist das Vokabellernen endgültig zu einer lästigen Pflicht geworden, der die meisten Schüler nur mit großem Widerwillen nachkommen.

Hast du dich wiedererkannt?

Gut, einen Zaubertrick, mit dem du die Vokabeln ohne jede Mühe in deine Birne bekommst, kann ich dir auch nicht bieten. Wohl aber einige Tipps und Techniken, wie das Büffeln von Vokabeln weniger langweilig ist, aber vor allem mehr Erfolg bringt.

Allgemeine Grundsätze für das Vokabellernen

  • Teile die neuen Vokabeln in überschaubare Blöcke zu etwa 6 bis 7 Vokabeln auf. Das gilt vor allem, wenn dir euer Lehrer über einen längeren Zeitraum eine erhebliche Menge aufgibt, z.B. zwei komplette Seiten in einer Woche. Sich am letzten Tag hinzusetzen und alles auf einmal reinhämmern ist erstens mühsam und zweitens wenig erfolgreich. Bei größeren Mengen ist es immer besser, die Vokabeln in Blöcke einzuteilen!
  • Beginne nun mit dem ersten Vokabelblock. Um dir die entsprechende Vokabel auch wirklich einprägen zu können, musst du dir für jede mindestens eine Minute Zeit nehmen. Stelle dir dabei die Vokabel möglichst intensiv vor, als Handlung oder Gegenstand, als Höreindruck...
  • Beschäftige dich danach eine ganze Weile lang mit einem anderen Fach: Aufsatz schreiben, Gleichungen lösen, einen Text für Bio lesen....Nimm dir anschließend den nächsten Vokabelblock vor und verfahre bei ihm genauso wie beim ersten. Wechsle dann erneut das Fach.
  • Mehr als 20 Vokabeln (pro Sprache) am Tag lernen zu wollen, ist Unsinn, und bereits diese Zahl ist sehr hoch gegriffen! 12 bis 16 neue Vokabeln am Tag sind okay.
  • Lerne Vokabeln nicht nur von beiden Seiten, sondern dreifach! Du musst erstens auf daughter die deutsch Bedeutung Tochter nennen können, zweitens wissen, dass die englische Bezeichnung für Tochter daughter lautet, und drittens das englische Wort daughter richtig schreiben können. Vor allem den dritten Punkt "vergessen" leider viele Schüler. Mach es besser als sie und lerne deine Vokabeln stets mit Papier und Bleistift!
  • Zum Vokabellernen gehört auch das Wiederholen der alten Vokabeln. Das klappt besonders gut mit dem Lernkarteikasten!

Lernen mit dem Karteikasten

Der Lernkartei- Kasten mit mehreren Fächern erfordert zwar etwas Aufwand, der sich aber auf jeden Fall lohnen wird, vor allem auch deswegen, weil Vokabeln ja keine vorübergehende Geschichte sind, sondern du einige Jahre mit ihnen zu tun haben wirst.
Du kannst dich mit dieser "Lernmaschine" selber abhören und deinen Lernfortschritt regelrecht "sehen".

Karteikasten vorbereiten
Besorge dir einen Karteikasten (gibt es aus Holz oder aus Plastik mit Deckel) und Karteikarten in der entsprechenden Größe. Beides bekommst du in Schreibwaren-geschäften. Du kannst es aber auch billiger haben, indem du den Kasten selber baust und statt Karteikarten zurecht geschnittene Zettel, die jedoch nicht ganz so stabil sind wie die Pappkarten, verwendest.

  • Teile danach den Kasten in einzelne Fächer ein, indem du kleine Trennwände in der Breite des Kastens reinsteckst. Dabei sollen die hinteren Fächer deutlich größer als die vorderen ausfallen. Was die Zahl der Fächer betrifft: Es sollten mindestens 3, aber nicht mehr als 5 Fächer sein!

    Karteikarten beschriften
  • Schreibe nun auf den Zettel die neuen Vokabeln, in der Fremdsprache auf die Vorderseite, in Deutsch auf die Rückseite. Schreibe außer der reinen Wortbedeutung auf die Rückseite zusätzlich einen Satz mit dem neuen Wort, aus dem der genaue Sinn des Wortes ersichtlich ist. Derartige Beispielsätze findest du in deinem Schulbuch.
  • Achte vor allem bei den Vokabeln darauf, dass du sie in der richtigen Rechtschreibung aufschreibst und nicht "falsch" lernst. Lieber zweimal mit dem Buch vergleichen oder von den Eltern bzw. älteren Geschwistern kontrollieren lassen.
  • Beschrifte die Karten immer im oberen Teil, damit du dir später beim Einordnen und Nachschlagen leichter tust!
  • Schreibe in deiner Sonntagsschrift! Rumschmieren, Durchstreichen und Überschreiben bei Fehlern ist verboten! Nimm unbedingt eine neue Karte!

    Lernen
  • Nimm den Zettel aus dem ersten Fach, lies die fremdsprachige Vokabel durch und überlege dir die Antwort.
  • Drehe danach den Zettel um und überprüfe deine Lösung.
  • War die Antwort richtig, wandert der Zettel weiter ins zweite Fach.
  • War die Antwort jedoch falsch, muss er im ersten bleiben, und zwar so lange, bis du die richtige Antwort weißt.
    Erfahrungsgemäß hat jeder einige Vokabeln in einer Fremdsprache, die er sich partout nicht merken kann und die dann recht lange im ersten Fach bleiben. Sei also nicht frustriert, wenn du immer wieder bei dem gleichen Wort hängen bleibst!

    Regeln
  • Bearbeite das erste Fach jeden Tag!
  • Bearbeite das jeweils nächste Fach immer erst dann, wenn es fast voll ist!
  • Die richtig beantworteten Zettel wandern ins nächste Fach.
  • Die falsch beantworteten Zettel wandern alle zurück ins erste Fach!

    Eselsbrücken bauen

    Eselsbrücken sind Merksätze (z.B. he, she, it - ein „s" muss mit!) in Reimform bzw. Gedankenverbindungen zwischen Vokabel und einem Bild.
    Während die erste Sorte für Grammatikregeln von Bedeutung ist, brauchen wir die zweite für das Vokabellernen, wenn es darum geht, „fremde" Wörter zu behalten.
    Wenn du Eselsbrücken bauen möchtest, benötigst du Fantasie und etwas Einfallsreichtum.

    Das Ganze funktioniert so:

    Du sprichst die fremdsprachige Vokabel einmal deutsch aus und stellst dazu eine Gedankenverbindung her. Die kann übrigens ruhig etwas ausgefallen sein, dann merkst du sie dir nämlich umso besser! Zuletzt verbindest du dieses Bild mit der Bedeutung der Vokabel. Hier findest du einige Beispiele zur Veranschaulichung:

    Aus dem Englischen:
    Trödler - broker - zerbrochen (Der Trödler bietet nur zerbrochene Gegenstände an)
    Kamingitter - grate - Fischgräte (Im Kamingitter steckt eine Gräte)
    Ziegel - brick - Brikett (Dieses Haus wird statt aus Ziegeln aus Briketts gebaut.)
    Blitz - flash - Flasche (Ein Blitz schlägt in eine Flasche ein und sie zerbricht)

    Aus dem Französischen:
    Montag - lundi - Lunte (Als ich am Montag aufgestanden bin, habe ich gleich Lunte gerochen)
    wissen - savoir - Saftladen (Das ist vielleicht ein Saftladen, weißt du!)
    Verspätung - retard - Ritter (Der Ritter kehrte mit Verspätung auf die Burg zurück)
    Ausrutschen - glisser - glitzern (Ich bin auf der vom Raureif glitzernden Straße ausgerutscht)

    Alle Sinne gebrauchen

    Lernpsychologen haben festgestellt, dass wir uns umso mehr merken können, je mehr Sinne am Lernprozess beteiligt sind. So macht es bereits einen deutlichen Unterschied, ob du einen Text selber still liest oder ihn von deinem Lehrer vorgelesen bekommst. Im zweiten Fall wirst du dir wesentlich mehr davon merken können. Wenn deine Augen dann auch noch etwas zu sehen oder deine Hände zu tun bekommen, wird der Lernerfolg nochmals erheblich gesteigert. Diese Erkenntnis solltest du dir für das Vokabellernen zunutze machen!

    So funktioniert´s:
    Nimm den Text her, in dem die neuen Vokabeln stehen.
    Spiele alles aus dem Text nach, soweit es geht, d.h. mache sämtliche Tätigkeiten, die die beteiligten Figuren auch tun, sprich den Text laut und deutlich. Lass das Geschehen wie einen Film vor deinem geistigen Auge ablaufen.
    Versuche anschließend, die Geschichte selbst zu erzählen. Auf diese Weise hast du beinahe alle Vokabeln durchs Sprechen, Hören, Sehen und Spielen gelernt.

    One joke a day keeps the doctor away...
    An old man and a young man were sitting on opposite benches in the park.
    Suddenly the old man leaned across and shouted: "It´s no use talking to me from over there. You´ll have to come nearer, I´m deaf (=taub)."
    "I´m not talking to you", the young man shouted back. "I´m chewing bubble-gum."

    © 1999 Anja Gerstberger