Keine Angst vorm Frauenarzt!


Warum bzw. wann zum Frauenarzt?
Wie oft?
Kennzeichen eines guten Frauenarztes
Vorbereitung auf Besuch
Ablauf der Untersuchung
Häufige Fragen und Ängste

Warum ist ein Besuch beim Frauenarzt überhaupt notwendig, wann unbedingt erforderlich?

Zur Information:

  • Wenn du Fragen zu Sexualität, AIDS, Verhütung, deinem Zyklus hast, die du von einem Fachmann beantwortet haben möchtest.

    Zur Kontrolle und Vorsorge:

  • Nach Eintritt deiner Regel, um zu kontrollieren , ob deine Entwicklung normal abläuft und in deinem Unterleib alles in Ordnung ist.

  • Um mögliche Krankheiten wie Unterleibskrebs frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

    Bei Problemen mit der Menstruation:

  • Wenn du schon 16 Jahre alt bist und immer noch keine Periode hast.

  • Wenn deine Regel sehr unregelmäßig kommt (mit Aussetzern, zu kurz hintereinander, Blutung dauert länger als zehn Tage).

  • Wenn du während deiner Periode unter starken Schmerzen leidest.

    Bei sonstigen körperlichen Beschwerden:

  • Bei ständigem Juckreiz in deinem Genitalbereich.

  • Wenn es beim Wasserlassen brennt und weh tut.

  • Bei starkem Ausfluss, der anders riecht und aussieht, als du es kennst.

  • Bei allgemeinen Schmerzen im Unterleib.

    Zur Verhütung:

  • Wenn du zum ersten Mal mit deinem Freund schlafen möchtest.

  • Wenn du dich über alle Verhütungsmittel informieren möchtest, die es so gibt.

  • Wenn du dir die Pille verschreiben lassen willst.

  • Wenn du genau wissen willst, wie andere Verhütungsmittel und -methoden funktionieren.

    In Notfällen:

  • Wenn deine Tage verdächtig lange ausbleiben und du befürchtest, schwanger zu sein.

  • Wenn du die „Pille danach“ brauchst.

  • Wenn du vergewaltigt worden bist.

  • Wenn du Angst hast, dich mit dem AIDS-Virus infiziert zu haben.


    Wie oft muss ich denn zum Frauenarzt?

    Ein Kontrollbesuch einmal im Jahr ist ausreichend, wenn du die Pille nimmst, dann alle sechs Monate, ansonsten natürlich bei irgendwelchen Problemen mit dem Unterleib. Überlege anschließend, ob du dich bei deinem Frauenarzt gut aufgehoben gefühlt hast. Warst du unzufrieden, war dir mulmig und unwohl zumute oder hattest du gar Angst, dann geh bei deinem nächsten Besuch zu einem anderen Arzt. Ein Wechsel ist jederzeit problemlos möglich und notwendig, damit du auch in Zukunft ohne (oder mit etwas weniger) Herzklopfen zu deinem nächsten Termin beim Frauenarzt gehen kannst.


    Woran erkenne ich einen guten Frauenarzt?

  • Er wird dir von meinen Freundinnen, meiner Schwester oder meiner Mutter nach ihren eigenen guten Erfahrungen empfohlen.

  • Er nimmt sich viel Zeit für dich, hört dir geduldig zu, geht ausführlich auf deine Fragen ein, verkneift sich persönliche Kommentare und erteilt dir keine moralischen Ratschläge.

  • Er behandelt dich nicht wie ein kleines Mädchen, sondern wie eine junge Frau.

  • Er bietet für Teenager extra Sprechstunden an.

  • Er nimmt auf deine Unsicherheit Rücksicht, indem er dir Zeit lässt, dich an die ungewohnte Atmosphäre und den Untersuchungsstuhl zu gewöhnen.

  • Er erklärt dir nicht nur sämtliche Instrumente, sondern auch vor und während der Untersuchung ganz genau, was er vorhat oder gerade tut.

  • Er geht sehr behutsam mit deinem Körper um und berührt dich mit angewärmten Händen und Geräten.

  • Er trägt während der Untersuchung Gummihandschuhe.

  • Er erklärt dir die Ergebnisse seiner Untersuchungen so, dass du sie auch verstehst.


    Wie bereite ich mich am besten auf den Besuch vor?

  • Mache einen Termin aus, der in der Mitte deines Zyklus liegt: du bist dann weniger schmerzempfindlich und der Arzt kann sich ein besseres Bild von deinem Körper machen.

  • Schreibe eine Liste mit den Fragen und Themen, auf die du den Arzt ansprechen möchtest, damit du nichts vergisst.

  • Duschen oder Waschen der Genitalien sollte eine Selbstverständlichkeit sein! Verzichte dabei aber unbedingt auf Waschlotionen oder Intimspray, denn sie verfälschen die Untersuchungsergebnisse (und sind auch sonst nicht zu empfehlen).

  • Ziehe ein weites, möglichst langes Oberteil an, damit du dich so lange bekleidet fühlst, bis du es unmittelbar vor der gynäkologischen Untersuchung hochschieben kannst, und dich bei der Brustuntersuchung nicht völlig ausziehen musst.

  • Sprich mit Freundin, Schwester oder Mutter, die den Besuch beim Frauenarzt bereits kennen, über deine Ängste, frage sie nach dem, was dich interessiert, und nach ihren eigenen Erfahrungen.

  • Wenn du dich besser fühlst, kannst du ruhig eine Begleitperson zur Unterstützung mitnehmen!

    Was erwartet mich in der Praxis?

    Zunächst legt die Sprechstundenhilfe von dir eine Patientenkarteikarte mit deinen Personalien und der Kasse deiner Eltern an, in die dann bei jedem deiner künftigen Besuche die Untersuchungsergebnisse eingetragen werden.

    Meistens führt sie auch gleich Routineuntersuchungen wie Blutdruckmessen, Wiegen oder eine Urinprobe (also vorher genug trinken, damit du auch „kannst“!) durch. Letztere dient dazu, die Funktion von Blase und Nieren zu überprüfen


    Wie läuft die Untersuchung beim Frauenarzt ab?

    Vor der eigentlichen Untersuchung findet ein Vorgespräch statt.

    Dieses Anfangsgespräch soll deine möglichen Ängste vertreiben und dem Arzt wichtige Vorinformationen für die späteren Untersuchungen liefern. Dabei erkundigt er sich nach deinen Kinderkrankheiten, möglichen Operationen, dem Verlauf und der Regelmäßigkeit deiner Regel und ob du schon Geschlechtsverkehr hattest.

    Für die gynäkologische Untersuchung musst du in der Umkleide dein Höschen ausziehen und auf dem sogenannten gynäkologischen Stuhl (du liegst auf dem Rücken und legst deine Beine rechts und links hoch in eine dafür vorgesehene Halterung) Platz nehmen.

    Zunächst begutachtet der Arzt deine äußeren Geschlechtsorgane auf mögliche auffällige Veränderungen hin und tastet danach deine Bauchdecke ab, um die inneren Organe zu überprüfen.

    Anschließend führt er das Spekulum (einen kleinen Spiegel) in deine Scheide ein (keine Angst, das geht auch, wenn du noch Jungfrau bist, wichtig ist nur, dass du nicht verkrampfst!) und schaut sich deine inneren Geschlechtsorgane an.

    Beim Abstrich entnimmt der Arzt mit einem Wattestäbchen eine kleine Schleimprobe vom Muttermund, die er anschließend unter dem Mikroskop untersucht.

    Manche Ärzte führen auch routinemäßige Untersuchungen mit dem Ultraschallgerät durch, um deine inneren Geschlechtsorgane auf mögliche Zysten (Geschwülste) zu untersuchen. Hierzu fährt er mit einem kleinen Gerät deinen Bauch entlang und kann auf einem Bildschirm deinen Innenbauch ansehen.

    Bei zwei weiteren Tastuntersuchungen führt er einen Finger in deinen After ein und tastet nach Geschwülsten und anschließend (keine Angst, dazwischen wechselt er die Handschuhe!) in die Scheide, während seine zweite Hand auf deinem Bauch liegt. Auf diese Weise kann er das Innere deiner Scheide, die Gebärmutter und die Eierstöcke untersuchen.

    Für die Brustuntersuchung kannst du den Stuhl wieder verlassen und dich anziehen. Der Arzt tastet nun kreisförmig deine Brust auf kleine Knoten ab

    Glückwunsch, du hast es geschafft! Vielleicht möchtest du dich mit einem Eis oder einem Kinobesuch belohnen?

    Häufige Ängste und Fragen

    Kann ich mir die Pille verschreiben lassen, ohne dass meine Eltern etwas davon erfahren?

    Ja, denn der Arzt hat eine ärztliche Schweigepflicht.

    Kann mir der Arzt ansehen, dass ich mich regelmäßig selbst befriedige?

    Nein, das kann er dir genau sowenig ansehen wie die Tatsache, ob du schon Geschlechtsverkehr hattest oder ob nicht.

    Tut es sehr weh, wenn mich der Arzt untersucht?

    Eigentlich ist die gynäkologische Untersuchung nicht schmerzhaft. Wenn es trotzdem zieht (keine Angst, die Schmerzen sind dann auch nicht schlimmer als die möglichen Bauchschmerzen während deiner Menstruation!), dann liegt es häufig daran, dass du aus Angst verkrampfst.


    © 2000 Anja Gerstberger, Bild: © Corel Gallery Magic, verwendet in Lizenz