Natürliche Verhütungsmethoden

Funktionsweise
Sicherheit
Voraussetzungen
Basaltemperatur-Methode
Schleimstruktur-Methode
Kalender-Methode
Vorteile
Nachteile

Einmal im Monat findet dein Eisprung statt und du bist etwa 24 Stunden lang fruchtbar. Spermien können allerdings in deinem Körper drei bis fünf Tage überleben und auf die reife Eizelle „warten“. Daher darfst du die fünf Tage vor und drei Tage (denn der Eisprung lässt sich im Nachhinein auch nur ungefähr auf zwei Tage genau bestimmen) nach dem Eisprung keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben! Also sind insgesamt 8 Tage in deinem Zyklus von 28 Tagen tabu!



Wie funktioniert natürliche Verhütung?

Natürliche Empfängnisverhütung beeinträchtigt in keiner Weise, weder durch chemische (Pille) oder mechanische (Kondom, Diaphragma, Spirale, Zäpfchen etc.) Mittel, das Geschehen deines Körpers.

Das bedeutet aber auch für dich, dass du nur dann mit deinem Freund schlafen darfst, wenn du dir sicher sein kannst, dass du nicht schwanger wirst.

Daher bestimmst du mit den natürlichen Methoden deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage durch Rechnen, Messen der Körpertemperatur und Schleimuntersuchung (ausführlich siehe unten).

Wenn du auf diese Weise also herausgefunden hast, an welchen Tagen du fruchtbar bist und schwanger werden kannst, musst du an diesen dann entweder völlig auf Sex mit deinem Partner verzichten oder ein anderes (sicheres!) Verhütungsmittel nehmen.


Wie sicher sind sie?

Zu den natürlichen Methoden zählen die Basaltemperatur-, die Schleimstruktur- und die Kalendermethode. Wenn du nur eine einzige dieser Methoden anwendest, dann ist diese Art der Verhütung sehr unsicher! Wenn du jedoch alle drei Methoden (oder zumindest die ersten beiden) miteinander kombinierst und absolut sorgfältig durchführst, dann bietet dir die natürliche Verhütung eine gute Sicherheit.

Wenn dein Zyklus manchmal noch unregelmäßig kommt und du dich wegen deiner mangelnden Erfahrung oder der Angst, diese Methoden nicht hinzukriegen, überfordert fühlst, dann solltest du lieber auf eine andere Möglichkeit der Empfängnisverhütung ausweichen.

Wichtig: Nie eine natürliche Methode alleine anwenden!!!


Welche Voraussetzungen brauche ich für die natürliche Verhütung?

Dein Zyklus muss regelmäßig sein, d.h. deine Periode sollte schon länger regelmäßig jeden Monat kommen und der Abstand zwischen deinen monatlichen Regelblutungen sollte annähernd gleich sein.

Du musst jeden Tag zur gleichen Zeit sorgfältig Temperatur und Schleim kontrollieren und die Ergebnisse gewissenhaft aufschreiben.


Die Basaltemperaturmethode

Diese Methode beruht auf der Erkenntnis, dass dein Körpertemperatur während deines Zyklus einer ganz bestimmten Kurve folgt.

Während sie zu Beginn etwa zwischen 36,5 und 37 Grad liegt, sinkt sie nach ungefähr acht Tagen um etwa 1 bis 3 Zehntelgrade ab (das ist das Zeichen für den Eisprung) und steigt nach zwei Tagen um mindestens 0,2 bis 0,6 Grad an. Auf dieser Höhe bleibt sie bis zu deiner nächsten Blutung, wo sie dann wieder auf die Anfangshöhe absinkt.

Die Basaltemperatur ist deine Körpertemperatur im Ruhezustand.

Daher musst du deine Temperatur jeden Morgen (auch während der Periode) nach dem Aufwachen (mindestens sechs Stunden Schlaf, noch im Bett vor dem Aufstehen) im After oder in der Scheide messen und die Ergebnisse in ein Kurvenblatt eintragen. Kurvenblätter bekommst du in Apotheken oder Beratungsstellen. Am schnellsten geht das Messen mit einem Digitalthermometer, die unter 10 DM kosten.

Da dein Körper sehr empfindlich auf äußere Einflüsse mit veränderter Temperatur reagieren kann, musst du Besonderheiten wie Krankheiten, lange Feten, Rauchen, Alkohol usw. zu jedem Messergebnis dazu notieren.

Wenn nach dem Temperaturanstieg der Wert drei Tage auf diesem Stand geblieben ist, kannst du davon ausgehen, dass die „sichere“ Phase deines Zyklus begonnen hat und du jetzt wieder Sex haben darfst.



Die Schleimstrukur- oder „Billings“-Methode

Bei dieser Methode musst du jeden Tag den Schleim untersuchen, der sich im Gebärmutterhals bildet und in der Scheide fühlbar wird. Da sich dieser Schleim im Laufe deines Zyklus verändert, kannst du aus diesen Veränderungen deine fruchtbaren Tage ablesen.

Kurz nach deiner Periode findest du keinen Schleim und deine Scheide ist trocken, was bedeutet, dass du unfruchtbar bist. Danach nimmt dann die Schleimproduktion zu. Zunächst ist der Schleim zäh, klebrig und von milchiger Farbe.

Je näher der Eisprung rückt, umso mehr Schleim findest du dann, der dann auch dünnflüssiger und von der Farbe her klarer ist. Wenn dein Schleim „eiweißartig“ ist und du ihn zwischen Zeigefinger und Daumen auseinanderziehen kannst (d.h. er ist „spinnbar“), bedeutet das, dass du jetzt fruchtbar bist und auf Sex verzichten musst.

Nach dem Eisprung verschwindet der Schleim dann allmählich und die Scheide wird zum Ende des Zyklus wieder trocken.

Die sicher unfruchtbare Zeit setzt vier Tage, nachdem du den letzten „spinnbaren“ und klaren Schleim beobachtet hast, ein. Ab diesem Zeitpunkt darfst du wieder mit deinem Partner schlafen.

Wichtig ist, dass du den Schleim immer am gleichen Ort (z.B. am Scheideneingang oder vor dem Muttermund) und mindestens einmal täglich prüfst. Deine Beobachtungen trägst du in das Kurvenblatt mit den Temperaturaufzeichnungen ein.

Da du dich erst nach mehreren Zyklen mit dieser Methode auskennen wirst und die fruchtbaren Tage sicher bestimmen kannst, solltest du in der Anfangszeit unbedingt zusätzlich Kondome verwenden!


Die Kalender- oder Knaus-Ogino-Methode

Diese Methode ist eine reine Rechenmethode, mit der du die Anzahl deiner fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ungefähr (!) bestimmen kannst.

Führe ein Jahr (!) lang einen Menstruationskalender und schreibe auf, wie viele Tage dein Zyklus (der erste Tag der Periode ist der erste Tag des neuen Zyklus) jeweils dauert. In diesem Jahr darfst du nicht die Pille nehmen, da sie deinen Zyklus automatisch auf 28 Tage vereinheitlicht und du die eigentliche, „natürliche“ Länge deines Zyklus nicht erfährst.

Um zu erfahren, wann deine fruchtbaren Tage beginnen, musst du von deinem kürzesten Zyklus 21 Tage abziehen. Beispiel: 26 Tage-21=5. Dein erster fruchtbarer Tag ist also der fünfte Tag deines Zyklus.

Um herauszufinden, wann deine fruchtbaren Tage enden, musst du von deinem längsten Zyklus 8 Tage abziehen. Beispiel: 30 Tage-8=22.

Bei diesem Beispiel dauern deine wahrscheinlich fruchtbaren Tage vom 5. bis zum 22. Zyklustag. Das heißt, die ersten vier und die letzten sechs Tage deines Zyklus sind deine wahrscheinlich (!) unfruchtbaren Tage, an denen du sicheren Sex haben kannst.

Du siehst, dass bei dieser Methode relativ wenige „sichere“ Tage übrig bleiben!

Wenn dein Zyklus noch länger oder kürzer wird, bleiben noch weniger Tage übrig!


Was sind die Vorteile der natürlichen Verhütung?

• Du kannst deinen Körper besser kennenlernen und mehr Körperbewusstsein gewinnen.

• Natürliche Verhütung ist eine gute Möglichkeit für dich, dich mit deinem Zyklus und deiner Fruchtbarkeit vertraut zu machen.

• Du brauchst keinerlei Nebenwirkungen zu befürchten.

• Das bewusste Verzichten an den fruchtbaren Tagen kann das dich enger mit deinem Partner zusammenschweißen und euer Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.

• An den fruchtbaren Tagen könnt ihr andere Formen der Zärtlichkeit (kuscheln, kuscheln, kuscheln) genießen, die sonst möglicherweise etwas zu kurz kommen.


Was sind die Nachteile der natürlichen Verhütung?

• Die Methoden erfordern einen großen Zeitaufwand und müssen über einen langen Zeitraum angewandt und gelernt werden.

• Die Methoden erfordern viel Disziplin und Gewissenhaftigkeit. Du darfst bei deinen Aufzeichnung nicht einfach mal einen oder gar mehrere Tage „auslassen“! Um täglich zur exakt gleichen Zeit deine Temperatur messen zu können, wirst du dir am Wochenende wahrscheinlich den Wecker stellen müssen.

• Du musst jeden Tag „Buch führen“.

• Für die Temperaturmethode musst du deinen Zyklus schon mindestens sechs, am besten zwölf Monate beobachtet haben. Wenn du also erst jetzt damit anfängst, hast du noch eine gehörige Wartezeit vor dir!

• Dein Partner muss „mitspielen“ und an deinen fruchtbaren Tagen auf Verzicht bereit sein.

• Die Methode schützt dich nicht vor AIDS und sexuell übertragbaren Krankheiten.

• Manche Mädchen empfinden es als eklig, den Schleim in ihrer Scheide zu ertasten.

• Entzündungen, Ausfluss, Feuchtwerden der Scheide durch sexuelle Erregung, nach dem Geschlechtsverkehr auch durch Samenflüssigkeit, Stresssituationen und vieles andere mehr können die Beobachtung des Schleims erschweren..

• Bei Zyklusschwankungen kannst du diese Form der Verhütung nicht anwenden.

• Wenn du krank bist, verreist, Alkohol trinkst, zu wenig schläfst, ab- oder zunimmst, kann deine Körpertemperatur ebenfalls schwanken und die Ergebnisse sind nicht mehr sicher.


Du siehst also, dass sich die natürlichen Verhütungsmethoden ziemlich kompliziert anhören. Für Jugendliche, die gerade dabei sind, die körperliche Liebe mit all ihren überraschenden Körperreaktionen und Schwierigkeiten zu entdecken, kann diese Art der Empfängnisverhütung einen zusätzlichen Stress bedeuten, den du dir lieber ersparen solltest. Für entspannte Sicherheit rate ich dir daher zu Kondom und Pille.



© 2000 Anja Gerstberger